Lebenslauf:
Hartmann wurde als Sohn des zuletzt k. k. oberösterreichischen Regierungsrates Friedrich von Hartmann geboren. Die Familie stammte ursprünglich aus der Freien Reichsstadt Ulm, wo Hartmanns Großvater Syndicus war. Dieser trat 1797 in die Dienste des Fürsterzbischofs von Salzburg. Das Fürsterzbistum Salzburg wurde 1803 aufgrund des Reichsdeputationshauptschlusses mediatisiert, und der frühere Großherzog der Toskana, Erzherzog Ferdinand (Sohn Kaiser Leopolds II.) bekam Salzburg als nunmehriges Kurfürstentum als Entschädigung. Nachdem dieses Ende 1805 Bayern einverleibt wurde, erhielt Ferdinand Würzburg als Großherzog und blieb dies bis 1814, als dieses dann an das Königreich Bayern fiel.
Hartmanns Großvater – und damit auch sein Vater – folgten Ferdinand nach Würzburg. Auch sein Vater trat in dessen Dienste und wurde Ritter des toskanischen St.-Josefs-Ordens, womit die Verleihung des niederen Ritteradels verbunden war. Da die Habsburger in der Toskana bzw. in Würzburg eine Sekundogenitur waren, wurde dieser Ritterstand auch in Österreich anerkannt. Nachdem Großherzog Ferdinand wieder in die Toskana zurückkehren konnte, zog die Familie Hartmann 1816 nach Salzburg. Hartmanns Vater trat dort in den österreichischen Staatsdienst und wechselte 1820 nach Linz.
Das Gymnasium besuchte Hartmann zuerst in Salzburg und absolvierte es dann 1824 in Linz. Danach studierte er an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien (abs. iur. 1828), wo er zum Freundeskreis um Franz Schubert und Moritz von Schwind gehörte. Nach Studienende kehrte er nach Oberösterreich zurück und schlug die Gerichtslaufbahn ein. Im Laufe der nächsten Jahre war er in Linz, Salzburg und Vöcklabruck eingesetzt.
Das Revolutionsjahr 1848 brachte ein erstes Aufblühen des katholischen Vereinswesens. Am 5. Oktober 1848 wurde der Katholische Landesverein Oberösterreichs gegründet – ein Vorgänger des späteren Katholischen Volksvereins für Oberösterreich – , und Hartmann wurde zu dessen Präsidenten gewählt. Seine Begegnung mit der katholischen Romantik des Vormärz in Wien dürfte seinen Weg dahin beeinflußt haben. Damit war er in die im Jahr 1848 entstandene sog. Katholikentagsbewegung eingebunden. Damals hießen die Katholikentage noch Generalversammlung der Katholischen Vereine Deutschlands (im Sinne des Deutschen Bundes). Beim dritten Katholikentag in Regensburg 1849 war er Vizepräsident, beim fünften Katholikentag im Oktober 1851 in Mainz wurde er zu dessen Präsidenten gewählt. An den Katholikentagen des Jahre 1850 in Linz und 1852 in Münster nahm er ebenfalls teil.
Hartmann war der erste Österreicher der zu diesem Amt gewählt wurde. Interessant ist, daß auch der Präsident des ersten Katholikentags im Oktober 1848 in Mainz, Franz Joseph von Buß, später Ehrenmitglied einer CV-Verbindung wurde (Hercynia Freiburg/Br.).
Mit 1. Mai 1850 wurde Hartmann zum Rat am Oberlandesgericht für Oberösterreich und Salzburg in Linz ernannt. Zeitweise war er 1850/51 dem Kultusministerium in Wien zugeteilt, um Minister Leopold Leo Graf Thun und Hohenstein (AW EM) bei dessen Reformen zu unterstützen.
Im September 1854 wurde Hartmann zum Präsidenten des Kreisgerichts Wels ernannt, wohin er mit seiner Familie übersiedelte. Gleichzeitig legte er damit die Präsidentschaft beim Katholischen Landesverein zurück, womit auch sein Engagement in der frühen Katholikentagsbewegung zu Ende war. Im Februar 1865 wurde er dann zum Präsidenten des Kreisgerichts Korneuburg (Niederösterreich) ernannt.
Hartmanns beide Söhne wurden anläßlich des Krieges 1866 eingezogen. Der eine fiel in der Schlacht bei Custoza bei der Erstürmung der Casa Valpezan, der andere in der Schlacht bei Königgrätz beim Vorstoß auf Rožbjerschitz. In Erinnerung an seine beiden tapferen Söhne verlieh Kaiser Franz Josef I. dem Vater zum Ritterstand den Namenszusatz von Valpezan und Rožbjerschitz.
Hartmann wurde 1870 in den Ruhestand versetzt und übersiedelte nach Graz. Dort geriet er rasch in Kontakt mit katholisch-konservativen Kreisen rund um das „Grazer Volksblatt“ und wurde für die steirischen Landtagswahlen der Jahre 1871 und 1872 als Kandidat nominiert, jedoch nicht gewählt. 1871 wurde er Vizepräsident des Vinzenzvereins und 1872 Obmann des katholisch-konservativen Volksvereins von Graz. Darüber hinaus war er auch bei anderen katholischen Vereinen Mitglied bzw. Funktionär.
Hartmann wurde am 29. März 1886 und nochmals am 28. Juni 1892 vom Herrenhaus des österreichischen Reichsrats für jeweils sechs Jahre zum Mitglied des Staatsgerichtshofes gewählt. Dieser war ein gemeinsames Organ der beiden Häuser des Reichsrates und hatte nach der Verfassung von 1867 u. a. über Ministeranklagen zu entscheiden.
Aus dem Schoße des katholisch-konservativen Volksvereins Graz entstand der Verein „Harmonie“ (im Admonter Hof), um den sich das katholische Vereinsleben von Graz gruppierte. An diesen lehnte sich auch die junge Carolina an, bzw. deren Gründung stand in engem Zusammenhang mit den Katholisch-Konservativen, die die Verbindung förderten. Somit kam Hartmann früh in Kontakt mit der jungen Carolina, die ihn bald nach der Gründung zum Ehrenmitglied ernannte (Couleurname Senex). Berichten zufolge nahm er rege an den Veranstaltungen der Verbindung teil.
Hartmann gehörte Mitte des 19. Jahrhunderts zu den prägenden Persönlichkeiten der Gründerzeit der katholischen Vereinsbewegung im deutschen Sprachraum. Er wurde auf dem Grazer St. Leonhard-Friedhof begraben, nachdem zuvor der Chefredakteur des „Grazer Volksblattes“, Msgr. Josef Zapletal (Cl EM), die „Seelenmesse“ zelebriert hatte.
Quellen und Literatur:
Verbindungsarchiv Carolina. Carolinas Tote I, 51ff.Verhandlungen der vierten General-Versammlung des katholischen Vereins Deutschlands am 24., 25., 26. und 27. September in Linz. Amtlicher Bericht. Linz 1850, 44–47.
Verhandlungen der fünften General-Versammlung des katholischen Vereins Deutschlands am 7., 8., 9. und 10. Oktober in Mainz. Amtlicher Bericht. Mainz 1852, 34–37.
Academia 8 (1895/96), S. 83.
Hartmann, Gerhard (Baj) – Simmerstatter, Markus (Cl): Ein großes Gehen Hand in Hand. 125 Jahre Carolina 1888 bis 2013. Graz 1913, 310f.