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Dir. HR Prof. Rudolf Otepka

Dir. HR Prof. Rudolf Otepka

Urverbindung: Babenberg Wien (18.10.1926)

Geboren: 18.03.1905, Probstdorf (nunmehr Groß-Enzersdorf, Bezirk Gänserndorf, Niederösterreich)
Gestorben: 07.01.1970, Wien
ÖCÖCV-Amtsträger (ÖCV-Sportwart)), Direktor (Universitäts-Turnanstalt Wien), tit. Hofrat

Lebenslauf:

Otepka wurde als Sohn eines Schmieds geboren. Die Familie stammte aus Brezolup (Bezirk Ungarisch Hradisch, Mähren; Brezolupy, Uherské Hradište, Tschechien) und zog nach 1903 nach Probstdorf, weil der Vater beim Bau der Kronprinz-Rudolf-Brücke (Reichsbrücke) in Wien eingesetzt war. Vor 1907 zog die Familie nach Stockerau, weil der Vater bei der Maschinenfabrik Heid Arbeit fand. In der Familie wurde Tschechisch gesprochen. Weil sie als praktizierende Katholiken an der Fronleichnamsprozession teilgenommen hatte, wurde der Vater von sozialdemokratischen Arbeitskollegen derart verprügelt, so daß er mehrere Wochen im Krankenhaus war. Währenddessen wurde die Staatsbürgerschaftsurkunde (Heimatschein) vom damaligen Bürgermeister von Stockerau, einem Großonkel des späteren SPÖ-Innenministers Otto Rösch, eingezogen.

Otepka besuchte in Stockerau die Volksschule und dann die erste Klasse der Bürgerschule (Hauptschule). Dann wechselte er ans Realgymnasium in Stockerau, wo er 1925 maturierte und Adalbert Slama (BbW EM) sein von ihm sehr verehrter Turnlehrer war. In dieser Zeit wurde Otepka bei der katholischen Pennalie Herulia Stockerau aktiv (nunmehr MKV), die in engem Kontakt zur Babenberg stand. Ursprünglich wollte er Medizin studieren, aber Slama konnte ihn für das Studium der Leibesübungen begeistern. Daher begann Otepka nach der Matura für das gymnasiale Lehramt das Studium der Leibesübungen und der Naturgeschichte (Zoologie, Botanik) an der Philosophischen Fakultät der Universität Wien (Lehramtsprüfung 1930 bzw. 1931), wo er der Babenberg beitrat (Couleurname Halef). Die Wahl seines Couleurnamens sollte ein Protest gegen das Überhandnehmen altgermanischer Couleurnamen gewesen sein.

Aufgrund der Wegnahme der Staatsbürgerschaftsurkunde galt Otepka als Staatenloser und inskribierte auch als solcher, Erst durch Hilfe von Emmerich Czermak (NdW), damals niederösterreichischer Landtagsabgeordneter und ab 1929 Unterrichtsminister, erhielt er wieder die österreichische Staatsbürgerschaft. Bereits mit 1. September 1928 wurde er Hilfsturnlehrer am Gymnasium Hollabrunn sowie in Stockerau eingesetzt. Ab 1. Oktober 1934 wurde er zum „wirklichen Lehrer“ (Mittelschulprofessor) an der Bundeserziehungsanstalt Traiskirchen (Bezirk Baden, Niederösterreich) bestellt, bereits kurze Zeit später, mit Beginn des Wintersemesters 1934/35, erhielt er einen Lehrauftrag für „Saalturnen für Männer“ am Institut für Turnlehrerausbildung an der Universität Wien. Mit 5. Oktober 1937 wurde er mit der Geschäftsführung dieses Instituts betraut.

Nach dem Anschluß im März 1938 wurde Otepka seines Dienstes enthoben, zuerst im März telefonisch, dann im Juni 1938 schriftlich. Die Ruhestandsversetzung aufgrund der Verordnung zur Neuordnung des österreichischen Berufsbeamtentums erfolgte mit 29. März 1939. Da Versuche, in der Privatwirtschaft unterzukommen, scheiterten, besuchte er einen kaufmännischen Lehrgang an einer Privatlehranstalt, wodurch er als „Helfer in Steuersachen“ im Finanzbezirk Korneuburg tätig werden konnte. Ein Schreiben der NSDAP-Kreisleitung Korneuburg in diesen Zusammenhang bezeichnete ihn als „fanatischen Gegner der NSDAP“. Doch Otepka wurde bereits Anfang September 1940 zur Luftwaffe eingezogen, wo er u. a. als Funkmeßgeräte- und Radarmechaniker ausgebildet und eingesetzt wurde. Gegen Ende des Krieges war er auf dem Balkan, konnte sich aber von dort über Oberösterreich, wo er kurz in US-Gefangenschaft war, nach Stockerau absetzen, wo inzwischen seine Familie wohnte.

Otepka beantragte im September 1945 beim damaligen Staatsamt für Volksaufklärung, Unterricht und Erziehung (ab Ende 1945 wieder Unterrichtsministerium) die Rehabilitierung, d. h. die Wiedereinstellung in jene Funktion, die er bis zum Anschluß innegehabt hatte, nämlich die Geschäftsführung des Instituts für Turnlehrerausbildung. Die beamtenrechtliche Rehabilitierung erfolgte mit 24. November 1945. Mit 20. Februar 1946 wurde er vom Unterrichtsminister Felix Hurdes (NbW EM) zum Leiter der Universitäts-Turnanstalt (UTA) bestellt. Damit war er hauptberuflich für den freiwilligen, allgemeinen Studentensport zuständig. Gleichzeitig erhielt er wie schon vor dem Krieg Lehraufträge an der Philosophischen Fakultät für Geräteturnen und Schwimmen im Rahmen der Turnlehrerausbildung. Mit 27. Februar 1960 wurde er zum Direktor der Universitäts-Turnanstalt ernannt, was dienstrechtlich einem Gymnasialdirektor entsprach. Anfang 1965 erhielt er den Berufstitel Hofrat.

Seit 1922 gab es im CV im Rahmen des Academia-Beirats (später CV-Beirat) ein Amt für Leibesübungen (CV-Sportwart), das 1933 bei der Gründung des ÖCV übernommen wurde. Da der Amtsträger Gottfried Lerch (AW) Anfang 1936 aus beruflichen Gründen sein Amt niederlegte, wurde Ende 1936 Otepka von dem dafür zuständigen CV-Ausschuß zum Amtsträger gewählt (Sportwart), welches Amt er bis zum Anschluß 1938 bekleidete. Als der Amtsträger Ferdinand Zdarsky (Am) Anfang Dezember 1950 sein Amt niederlegte, wurde Otepka am 9. Dezember 1950 vom CV-Ausschuß neuerlich zum ÖCV-Sportwart gewählt. Er bekleidete diese Funktion bis zur CVV 1959, als es dort zu einer umfangreichen Neuordnung des ÖCV kam, aufgrund derer die Amtsträger neu gewählt werden mußten. Otepka kandidierte nicht mehr. Der ÖCV-Sportwart war u. a. für die Organisation von Sportveranstaltungen bzw. -wettkämpfen zuständig, wie z. B. ÖCV-Schimeisterschaften und Fußballturniere. Sein Nachfolger wurde Franz Luger (Nc).

Zdarsky als Leiter der für den Schulsport zuständigen Abteilung im Unterrichtsministerium und Otepka als Leiter der UTA, waren in den ersten Jahren nach 1945 wesentlich am Aufbau und der Weiterentwicklung des Schulsports beteiligt. Otepka war vor allem beim Aufbau und der Weiterentwicklung des freiwilligen allgemeinen Studentensports sehr erfolgreich. Unter seiner Leitung wurde das Angebot an Sportarten, -stätten und -möglichkeiten laufend erweitert und ausgebaut. Die Inskriptionszahlen an der UTA stiegen dabei von einigen hundert auf über 15.000 im Jahr. Etliche seiner Ideen und Vorschläge wurden auch im Rahmen des Internationalen Studentensportes und der Studentenwettkämpfe übernommen und dort mit Erfolg eingesetzt.

Otepka, deren Familie oft fälschlich geschrieben und ausgesprochen wurde, nämlich nach der seinerzeit bekannten Marmeladeherstellungsmittelfirma Opekta, erlitt während seines Militärdienstes auf dem Balkan einen gesundheitlichen Schaden, der nicht endgültig geheilt werden konnte. Als Folge davon erlag er kurz vor seiner Pensionierung einem Herzinfarkt und wurde auf dem Friedhof Wien-Baumgarten begraben (26/647). Seine Söhne sind Rudolf Otepka jr. (BbW) und Gottfried Otepka (BbW), sein älterer Bruder war Josef Otepka (ehemals BbW).

Quellen und Literatur:

Mitteilung Gottfried und Rudolf Otepka (BbW), 3. und 5. 8. 2020.
Aktenbestand der Ehrenzeichenkanzlei der Österreichischen Präsidentschaftskanzlei (Kabinettsdirektor i. R. Heinz Hafner Am, Mitteilung 21. 7. 2020.
Schlosser, Marianne: Das Institut für Turnlehrerausbildung während des Austrofaschismus und das Hochschulinstitut für Leibesübungen während des Nationalsozialismus an der Universität Wien. Rer. nat. Dipl.-Arb. 2012, S. 56–58.