Lebenslauf:
Schreiner wurde als Sohn eines Gastwirts und Metzgers geboren. Sein Geburtsort Neudörfl lag damals in Westungarn (Komitat Ödenburg) und hieß Lajtaszentmiklós („St. Nikolaus an der Leitha“, kroatisch Najderflj). Nach Absolvierung der Realschule in Ödenburg (Matura 1893) besuchte er die Technische Militärakademie in Mödling und wurde 1896 zum Leutnant ausgemustert. Danach diente er im Festungsartillerieregiment Nr. 1 in Wien. 1901 ließ er sich in den Reservestand versetzen, um seinen Besitz in Walbersdorf (Ziegelei, Landwirtschaft) zu bewirtschaften.
Von 1914 bis 1918 leistete Schreiner Kriegsdienst, zuletzt im Rang eines Hauptmanns der Reserve. Er war u. a. Kommandant eines Panzerforts bei Pola, von Küstenbatterien und Lehrer an der Technischen Militärakademie. Nach dem Krieg kehrte er auf seinen Besitz zurück und engagierte sich zuerst in der Christlichsozialen Partei Westungarns, die zuerst gegen eine Abtretung des Burgenlands an Österreich war. 1922 wurde er dann Mitglied der Verwaltungsstelle für das Burgenland.
Ohne ein politisches Mandat besessen zu haben, wurde Schreiner am 10. Januar 1928 anstelle des zurückgetretenen Josef Rauhofer (BbW EM) zum Landeshauptmann gewählt. Er legte aus gesundheitlichen Gründen bereits am 24. Juli 1929 sein Amt zurück, sein Nachfolger wurde Johann Thullner (BbW EM). Vom 10. Dezember 1930 bis zur Niederlegung am 28. Oktober 1931 war er nochmals Landeshauptmann.
In seiner Amtszeit legte Schreiner besonders auf die Wirtschaftsförderung wert und forcierte die Gründung einer Landeshypothekenanstalt. Er trat dann zum einen neuerlich gesundheitlichen Gründen, zum anderen wegen Auseinandersetzungen mit den Sozialdemokraten zurück. Schreiner warf ihnen Mißbrauch im Bereich des Landeskraftfahrwesens vor.
Bei den Nationalrats- wie Landtagswahlen des Jahres 1930 kandidierte Schreiner. Er war dann Nationalratsabgeordneter vom 2, Dezember 1930 bis zum 23. Januar 1931 (Mandatsniederlegung wegen Arbeitsüberlastung). Landtagsabgeordneter war er vom 5. Dezember 1930 bis zu seinem gewaltsamen Tod. Ebenfalls bis zu seinem Tod war er ab 24. Juli 1929 Landesobmann der Christlichsozialen Partei Burgenlands.
Schreiner engagierte sich auch beim Aufbau der Handelskammer Burgenlands, wo er von 1924 bis 1931 Kammerrat war.
Die tragischen Umstände seines Todes waren folgende: Am Montag, dem 23. Mai 1932, in der Früh erschien in seiner Ziegelei ein die Nacht hindurch gezecht habender und noch angeheiterter Arbeiter zu spät zur Arbeit, weshalb er von Schreiner entlassen wurde. Einige Zeit später erschien der Bruder dieses Arbeiters, der bereits wegen eines Einbruchs im Hause Schreiners gerichtlich verfolgt wurde, und erschoß nach einem kurzen Wortwechsel Schreiner mit zwei Pistolenschüssen. Er wurde an der Halsschlagader getroffen und verblutete kurze Zeit später.
Auch wenn diese Tat keinen unmittelbaren politischen Hintergrund hatte, wurde seitens der Christlichsozialen auf eine „sozialistische Agitation“ hingewiesen, die mittelbar Schuld an dieser Tat trage. Unter großer Anteilnahme und unter Beteiligung zahlreicher politischer Funktionäre wurde Schreiner beigesetzt.
Schreiner bemühte sich sehr um die Förderung katholischer Hochschüler in Wien, was den Hintergrund für die Ehrenbandverleihung seitens der Babenberg Wien bildete. Er erhielt zwar zeitlich früher die Ehrenmitgliedschaft der Austro-Peisonia. Da diese aber zum Zeitpunkt des Todes Schreiners noch nicht dem CV angehörte, ist die Ehrenmitgliedschaft Babenbergs vorrangig. Daher ist die Schreibweise Anton Schreiner (BbW EM) korrekt.
Eine Tochter von ihm heiratete den späteren burgendländischen Landeshauptmann Lorenz (Lovro) Karall (A-P EM), der dann auch in Schreiners Ziegelei eintrat.
Quellen und Literatur:
Academia 45 (1932/33), S. 78f.Unger, Günter Michael: Die Christlichsoziale Partei im Burgenland (= Burgenländische Forschungen 49). Eisenstadt 1965 (Wien phil. Diss. 1964) (passim).
Kriegler, Johann: Politisches Handbuch des Burgenlands. I. Teil (1921–1938). Eisenstadt 1972, S. 122.
Schlag, Gerhard: Burgenland, in: Österreich 1918–1938. Geschichte der Ersten Republik. 2. Band. Graz 1983, S. 747–800 (passim).
Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950, Band 11, Wien 1999, S. 204f.