Lebenslauf:
Stich wurde als Sohn eines Grundbesitzers und Fleischhauers geboren und absolvierte in Wien das Schottengymnasium, wo er 1881 maturierte. Danach begann er das Studium der Geschichte an der Philosophischen Fakultät der Universität Wien (Dr. phil 1885), wo er der Austria beitrat (Couleurname Stilicho). In den Studienjahren 1883/84 und 1884/85 war er durch vier Semester hindurch deren Präses bzw. Senior. Von 1887 bis 1903 war er Philistersenior bzw. Senior des Wiener Altherrenzirkels der Austria.
Stich war ein Verfechter der Idee eines Österreichischen Cartellverbandes. Nachdem der erste Versuch (1889–1893) gescheitert war, versuchte man es um die Jahrhundertwende nochmals. Zu diesem Zweck wurden u. a. auch die Tochterverbindungen Rudolfina, Kürnberg und Nordgau gegründet. Stich veröffentlichte 1899 eine Broschüre über das Wesen und die Ziele der Austria und Rudolfina. In dieser behauptete er, daß nur diese Verbindungen einen österreichischen Patriotismus pflegten, was wiederum bei den anderen CV-Verbindungen in Österreich, vor allem bei der Norica, Unmut erregte. Dieser legte sich jedoch bald, da die katholischen Verbindungen von den Schlagenden zunehmend unter Druck gerieten und zusammenstehen mußten.
Nach Beendigung des Studiums war Stich noch einige Zeit wissenschaftlich tätig und trat 1889 in den Dienst der Universitätsbibliothek Wien. Anfang 1893 wechselte er als Bibliotheksdirektor an die Hochschule für Bodenkultur, die damals noch in Wien-Josefstadt (Skodakasse) ihren Sitz hatte. Hier war er gleich mit der Vorbereitung und Durchführung der Übersiedlung in das neue Gebäude auf der Türkenschanze (Wien-Währing) im Herbst 1896 gefordert. In diesem Zusammenhang katalogisierte er die Bibliothek neu.
1899 gründete Stich die katholische Volksbüchereiorganisation „Volkslesehalle“, deren Präsident er bis zu seinem Tod war. Während des Ersten Weltkriegs organisierte er die Aktion „Bücher ins Feld“. Nach ihm war Josef Leb (AW) deren Direktor. Unter ihm expandierten die Büchereien der „Volkslesehalle“. Darüber hinaus engagierte er sich von 1883 bis 1925 beim Asylvereins der Wiener Universität, dessen Sekretär er zeitweise war und dessen Obmann Kaspar Schwarz (AW) war.
Stich engagierte sich auch kommunalpolitisch bei den Christlichsozialen in Wien zu einer Zeit, als Karl Lueger (Nc EM) noch Bürgermeister war. Für sie kandidierte er im Bezirk Währing für den Wiener Gemeinderat, wurde gewählt und gehörte diesem von 1906 bis zum Ende der Monarchie bzw, dem Provisorischen Gemeinderat bis 22. Mai 1919 an. Ein besonderes politisches Anliegen war sein Heimatbezirk Währing. Im Oktober 1912 nahm er mit Bürgermeister Josef Neumayer (Rd EM) an einer Informationsreise nach London teil, wobei dort den Wohnbauverhältnissen besonderes Augenmerk geschenkt wurde.
Nach dem Krieg schied Stich aus dem Staatsdienst und der Politik. Er erhielt den Berufstitel Hofrat, zog nach Wördern und wurde dort 1921 Bürgermeister, welches Amt er bis zu seinem Tod bekleidete. 1921 gründete er dort die katholischen Pennalie Markomannia (später MKV). Er starb überraschend an einem Herzschlag und wurde in Wördern (St. Andrä) begraben, Dort wurde auch ein Platz nach ihm benannt. Sein Sohn war Franz Stich (AW), sein Enkel ist Helmut Stich (AW).
Werke:
Die katholisch-österreichischen Studentenverbindungen „Austria“ und „Rudolfina“ in Wien. Ihr Wesen und ihre Ziele (1899).Quellen und Literatur:
Verbindungsarchiv Austria Wien (Personalstandesblatt).Reichspost, 17. 8. 1926, 7.
Winter, Georg: Ignaz Stich (1863–1926). Bibliothekar und Kommunalpolitiker. Eine biographische Skizze, in: Mitteilungen der Vereinigung Österreichischer Bibliothekare 41 (1988), Nr. 2, 88–92.
Österreichisches Biographisches Lexikon 1850–1950. Band 10. Wien 2010, 248f.
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