Lebenslauf:
HERKUNFT UND AUSBILDUNG
Schwarz, dessen Vorname gelegentlich Caspar geschrieben wird, wurde als Sohn des Josef Schwarz, eines Kaufmanns und Realitätenbesitzers sowie Lasberger Bürgermeisters, geboren. Dessen Bruder war Kaspar Schwarz, ein späterer oberösterreichischer Landtagsabgeordneter und Bürgermeister von Freistadt. Ein weiterer Bruder war der Linzer Diözesanpriester Sebastian Schwarz, der Gründer der Vöcklabrucker Franziskanerinnen.
Nach Hubert Adolph-Paburg (AW) soll Schwarz jüdischer Herkunft gewesen sein, was sich aber nicht nachweisen läßt. Nach der Volksschule besuchte er von 1858 bis 1862 das Gymnasium im südböhmischen Budweis (nunmehr Ceské Budejovice) und dann von 1862 bis 1866 das Jesuitengymnasium Alosianum in Linz, wo er Ende Juni 1866 mitten im österreichisch-preußischen Krieg die Matura ablegte.
Danach war Schwarz externer Zögling an der von Kaiser Josef II. gegründeten „k. k. medizinisch-chirurgischen Josephs-Akademie“ zur Ausbildung von Militärärzten, auch Josephinum genannt, die einer Medizinischen Fakultät gleichgestellt war und das Promotionsrecht besaß. Dort beendete er 1872 das Studium (Dr. med.). 1874 wurde diese Akademie aufgelöst und ist jetzt ein Museum. Anschließend diente Kaspar zwei Jahre als Militärarzt am Garnisonsspital Nr. 2 in Wien und trat als Militär-Oberarzt außer Dienst. Danach war er niedergelassener „praktischer“ Arzt in Wien am Stephansplatz 6 („Zwettler Hof“), wo er auch wohnte.
DIE GRÜNDUNG DER AUSTRIA
Kaspar hat sich früh bei dem langsam aufblühenden katholischen Vereinswesen engagiert. So war er schon in seiner Studienzeit Mitglied der St. Vinzenzkonferenz der Pfarre Alt-Lerchenfeld wie auch bei katholisch-politischen Kasinos. Mitte der siebziger Jahre war er an der Gründung eines katholischen Studentenvereins an der Universität Wien beteiligt und inskribierte zu diesem Zweck an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät. Unter seinem Vorsitz wurden die ersten Satzungen dieses Vereins ausgearbeitet. Nach anfänglichen Schwierigkeiten wurde am 21. November 1876 der „Katholisch-gesellige Studentenverein der Wiener Hochschulen“ gegründet und in der Folge behördlich genehmigt. Erster Präses (Senior) dieses Vereins war Maximilian Frhr. von Vittinghoff-Schell (AW). Weitere Gründer waren Franz X. Mayrhofer von Grünbühel (AW) und Walter Troll-Obergfell (AW).
Schwarz, der wesentlich an der Gründung dieses Vereins beteiligt war, die Satzungen ausgearbeitet hatte und die Gründungsversammlung leitete, konnte als absolvierter Akademiker nicht ordentliches Mitglied dieses Vereins werden. Es wurde aber die Kategorie eines Unterstützendes Mitglieds eingeführt, das er 1877 wurde. Bereits in diesem Jahr stellte er den Antrag auf Schaffung einer Hilfskasse für bedürftige Mitglieder, dem stattgegeben und dessen Vorsitzender er dann wurde. 1878 wurde er dann Ehrenmitglied des Studentenvereins.
Ab Anfang 1879 setzen in diesem Studentenverein Bemühungen ein, diesen in die Richtung einer Couleurverbindung zu lenken. So wurden als erstes die Farben Weiß-Gold-Schwarz eingeführt. Gegen diese Tendenzen wehrte sich Schwarz vehement, der den Charakter eines Vereines bewahren wollte. Als 1880 der Name Austria eingeführt wurde, war er auch dagegen. Seinem beharrlichen Widerstand, aus dem Verein eine Verbindung zu machen, wurde auch die Schuld gegeben, daß 1883 einige Vereinsmitglieder die farbentragende Verbindung Norica gegründet hatten, die dann dem CV beitrat.
Doch Schwarz konnte den Trend hin zu einer vollfarbentragenden Verbindung nicht aufhalten und akzeptierte schließlich diesen Weg. Das wurde auch dadurch manifest, daß er anläßlich des 25. Stiftungsfestes 1901 vom Status eines Ehrenmitglieds in den eines Urmitglieds erhoben wurde. Das bedeutete auch, daß er ab da auch als Gründer geführt wurde. Sein Couleurname war Dr. cer. Aeskulap. Nachdem die Austria maßgeblich an den Gründungen des ersten (1888) und des zweiten (1899) ÖCV beteiligt war, trat dieser – und damit auch die Austria – 1906 dem CV bei, womit alle farbentragenden Verbindungen Wiens im CV vereint waren.
SCHWARZ ALS GRÜNDER KATHOLISCHER VEREINE
Für Schwarz war es aber mit der Gründung der späteren Austria nicht getan. Es gab einen Unterstützungsverein für Studenten, der den Namen Asylverein trug, der aber nichts mit der nunmehrigen Bedeutung von Asyl gemein hatte. Sein Zweck war, Unterkünfte für Studenten zu organisieren, ihnen quasi „Asyl“ zu gewähren. Es gab damals keine Studentenheime. In Wien war es üblich, bei entsprechendem Wohnraum ein vorhandenes Kabinett an Studenten zu vermieten. Zu dieser Zeit gab es die für heute überschaubare Zahl von ca. 6.000 Studenten an allen Wiener Hochschulen (Universität, Technik, Tierärztliche, Bodenkultur), von denen die Mehrzahl ohnedies aus dem Raum Wien stammte. Lediglich eine Minderzahl benötigte daher Unterkunft.
Dieser Verein lag damals darnieder. Zusammen mit anderen gelang es jedoch Schwarz, ihn zu retten bzw. zu reanimieren. Er wurde 1884 zum Präsidenten dieses Asylvereins gewählt und blieb es nach Wiederwahlen bis zu seinem Tod. Zu diesem Zeitpunkt besaß der Verein ein Studentenheim in der Porzellangasse 30 in Wien-Alsergrund mit 143 Plätzen, das noch heute existiert. Es gilt als das älteste Studentenheim Wiens („Porzellaneum“).
Kaum hatte Schwarz den Asylverein übernommen, schritt er an sein nächstes Werk, das sein größtes werden sollte. Im Mai 1886 gründete er den Katholischen Schulverein. Mit ihm sollte das katholische Bildungswesen Österreichs unterstützt werden. Er wurde schließlich der größte katholische Verein Österreichs, der den vornehmlichen Zweck hatte, katholische Privatschulen zu fördern. Solche Schulvereine lagen im Trend der damaligen Zeit. Wenige Jahre zuvor wurde der Deutsche Schulverein gegründet, der Schulen in Sprachgrenzgebieten der österreichischen Reichshälfte unterstützte und zu einer Vorfeldorganisation der Deutschnationalen wurde.
Nach dem Bericht aus Anlaß seines 25jährigen Bestehens im Mai 1911, also kurz vor seinem Tod, hatte der Katholische Schulverein rd. 100.000 Mitglieder, die meisten davon in ca. 800 Pfarrgruppen organisiert, 20 eigene Schulen, 16 subventionierte Schulen und zwei Lehrerbildungsanstalten. Das jährliche Beitragsaufkommen hatte rd. sieben Millionen Kronen betragen, eine für die damalige Zeit beachtliche Summe. Das entsprach ungefähr dem 300fachen Jahresgrundgehalt des österreichischen Ministerpräsidenten. Hinzu kamen noch eine vereinseigene Buchhandlung, eine Buchdruckerei und eine Lehrmittelhandlung. Protektor des Schulvereins war der Erzherzog-Thronfolger Franz Ferdinand.
Im Anschluß an diesen Schulverein gründete Schwarz 1893 noch den katholischen Lehrerbund für Österreich, um die katholischen Lehrer zu sammeln. Darüber hinaus war er bei zahlreichen anderen katholischen Vereinigungen in leitenden Stellen tätig. So war er u. a. am 3. allgemeinen österreichischen Katholikentag 1892 in Linz Sektionspräsident für Schule und Unterricht und forderte dort ein geschlossenes Vorgehen der Katholiken gegen die liberalen Schulgesetze. Darüber hinaus war er auch publizistisch tätig. Ab 1887 gab er die Zeitschrift „Die Christliche Familie“ und ab 1896 die Zeitschrift „Weckrufe für das katholische Volk“ heraus.
Schwarz gehörte neben Maximilian Frhr. von Vittinghoff-Schell (AW) zu jenen führenden Gestalten des österreichischen Vereinskatholizismus vor dem Ersten Weltkrieg, die aus der frühen Austria erwachsen sind. Da er am Stephansplatz 6 wohnte und ordinierte, wurde er Leibarzt der Wiener Fürsterzbischöfe Othmar Kardinal Rauscher, Rudolph Joseph Kardinal Kutschker (AW EM), Joseph Cölestin Kardinal Ganglbauer (AW EM) und Anton Joseph Kardinal Gruscha (AW EM). Darüber hinaus war er Vertrauensarzt am Wiener Priesterseminar, an der Priesterbildungsstätte Frintaneum, am ungarischen Priesterseminar Pazmaneum, bei den Ursulinen und in weiteren katholischen Einrichtungen.
Doch sein Einsatz zehrte auch an seiner Gesundheit. Seit Anfang der neunziger Jahre des 19. Jahrhunderts litt Schwarz, der 1891 den Titel eines kaiserlichen Rates verliehen bekam, an der Zuckerkrankheit, der er schließlich dann unerwartet mit 66 Jahren erlag. An seinem Begräbnis nahmen die Spitzen des katholischen Österreich teil. Begraben wurde er auf dem Friedhof Wien-Heiligenstadt. Die Austria schlug für ihn am 30. November 1911 einen Trauerkommers.
Schwarz ehelichte 1880 die um 19 Jahre jüngere und damals erst 16 Jahre alte Amalie Krug. Das Paar hatte 15 Kinder, von denen allerdings nur acht das Kindesalter überlebten. Der älteste Sohn wurde 1918 in russischer Kriegsgefangenschaft tschechischen Legionären erschossen, ein weiterer Sohn kam 1940 im KZ Buchenwald ums Leben. Er war mit einer Jüdin verheiratet und verwaltete jüdisches Vermögen. Der ältere Bruder von Schwarz war Josef Schwarz (1841–1909), Domkapitular in Linz, sein jüngerer Bruder war der Priester Franz Sales Schwarz (1849–1912), Religionsprofessor an der Realschule in Linz, wo Adolf Hitler sein Schüler war.
Quellen und Literatur:
Academia 24 (1911/12) 263 und 297–300.Verbindungsarchiv Austria Wien. Mitteilung von Richard Huka, zitiert in Mitteilung von Florian Böttcher, 2. 4. 2024.
Böttcher, Florian: Schwarz. Das Wirken der Stifterfamilie. Manuskript (im ÖCV-Archiv).
Leb, Josef: Die Geschichte der Katholischen, Deutschen Studentenverbindung „Austria“ in Wien. 1876–1826. Wien 1926, 14.
Rehberger, Robert: Geschichte der katholischen österreichischen Studenten-Verbindung Austria in Wien. Erster Teil 1876–1889. Wien o. J. (1957), 29–35, 40–49, 57–59 und 65.
Rill, Robert: Caspar Schwarz, in: Österreichisches Biographisches Lexikon. Band 11. Wien 1999, 427f.
Hartmann, Gerhard: Treu zu Gott und Vaterland. Die Geschichte des CV in Österreich. Wien–Kevelaer 2023, 28, 269 und 383.