Lebenslauf:
Ludwig wurde als Sohn eines Landwirts geboren und besuchte die Volksschule und das Gymnasium im südmährischen Znaim (heute Znojmo), das in der Nazi-Zeit zu Niederösterreich gehört hatte (Gau Niederdonau), und legte dort 1944 die Matura ab. Der spätere Schauspieler und Sänger Peter Alexander war sein Schulkollege. Danach wurde Ludwig zur Deutschen Wehrmacht eingezogen und geriet in sowjetische Gefangenschaft, aus der er 1946 heimkehren konnte. Seine Familie wurde inzwischen aus Südmähren vertrieben und ließ sich in Altlichtenwarth (Bezirk Mistelbach, Niederösterreich) nieder.
Ludwig war zuerst Taglöhner bei einem Bauern und kam dann 1946 bei der Sowjetischen Mineralölverwaltung (SMV, aus ihr entstand nach dem Staatsvertrag die ÖMV, nunmehr OMV) unter. Als man ihm nahelegte, der KPÖ beizutreten, verließ er diese 1947 und fand eine Beschäftigung beim Bundesholzwirtschaftrat. Parallel begann er als Werkstudent das Studium an der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien (abs. iur. 1953), wo er der Austria Wien beitrat (Couleurname Spund).
1954 trat Ludwig in den niederösterreichischen Landesdienst und war zuerst an der Bezirkshauptmannschaft Horn eingesetzt. Georg Prader jr. (Nc) holte ihn in die Landesregierung nach Wien, wo er im Personalreferat tätig war. In der Folge engagierte er sich beim ÖAAB bzw. in der Personalvertretung, deren Obmann er von 1965 bis 1968 war und wodurch er in die Politik kam.
Bereits 1964 kandidierte Ludwig für den niederösterreichischen Landtag, dem er dann vom 2. Dezember 1964 bis 24. November 1969 und vom 4. November 1983 bis zum 17. November 1988 angehörte. Vom 25. Januar 1968 bis zum 20. November 1969 war er Landesrat und vom 20. November 1969 bis zum 22. Januar 1981 Landeshauptmannstellvertreter. In dieser Regierungsfunktion war er für die Finanzen zuständig. Als Nachfolger von Andreas Maurer wurde er am 22. November 1981 zum Landeshauptmann gewählt, welches Amt er bis 22. Oktober 1992 ausübte. Nach seinem Ausscheiden aus der Landesregierung wurde er 1992 zum Ehrenbürger des Landes Niederösterreich ernannt. Bereits 1986 erhielt er den Ehrenring des Landes Niederösterreich. Sein Nachfolger wurde Erwin Pröll (Rt-D), der unter ihm bereits Landesrat und Landeshauptmannstellvertreter war.
Am 18. November 1978 wurde Ludwig als Nachfolger von Georg Prader jr. (Nc) zum ÖAAB-Landesobmann gewählt. Dieses Amt bekleidete er bis 1980. Bereits vom 29. November 1975 bis zum 9. September 1980 war er geschäftsführender ÖVP-Landesparteiobmann von Niederösterreich, dann anschließend bis 1992 ÖVP-Landesparteiobmann. In dieser Zeit waren u. a. Otto Bernau (Nc), Walter Zimper (Ne) und Gustav Vetter (NdW EM) Landesparteisekretäre. Als Ludwig 1965 nach Perchtoldsdorf übersiedelte, engagierte er sich dort kommunalpolitisch und war dort von 1975 bis 1981 Bürgermeister.
Ludwig hat als Landeshauptmann von Niederösterreich bedeutende Weichenstellungen vorgenommen. In seine Amtszeit fielen u. a. die Gründung der Landesakademie, aus der die Donau-Universität Krems hervorging, neue Wege in der Wohnbaupolitik und im Gesundheitswesen, der Marchfeldkanal, die Vorbereitung des Nationalparks Donau-Auen und das Donaufestival.
Zu Ludwigs größtem politischem Vermächtnis zählt vor allem die Schaffung einer eigenen Landeshauptstadt. „Ein Land ohne Hauptstadt ist wie ein Gulasch ohne Saft.“ (Siegfried Ludwig) 1984 bezeichnete er auf einem Landesparteitag ein derartiges Projekt als „kühne, aber durchaus realistische Vision“. Im März 1986 stimmten 56 Prozent bei einer Volksabstimmung in Niederösterreich für eine eigene Landeshauptstadt, im Juli 1986 wurde St. Pölten dazu offiziell bestimmt. Am 13. September 1992 erfolgte durch Ludwig der erste Spatenstich, fünf Wochen später trat er als Landeshauptmann zurück.
Bei der Trauersitzung des Landtags hat Landtagspräsident Hans Penz (F-B) die Persönlichkeit Ludwig mit dessen oft von ihm gehörten Satz, „Wo kann ich dir helfen?“, charakterisiert. Er sei von tiefem Glauben und Sehnsucht nach Heimat geprägt gewesen, die er in jungen Jahren verloren und dann in Niederösterreich gefunden hatte.
Ludwig war noch Ehrenphilister der MKV-Verbindungen Ostgau Wien, Sonnberg-Perchtoldsdorf, Kuenring Krems, Aggstein St. Pölten und der Herulia Wolkersdorf. Außerdem noch der mit dem MKV befreundeten Laurins Tafelrunde Bozen. Die Bude der Floriana St. Pölten wurde nach ihm benannt.
Ludwig wurde auf einem Ehrengrab am Friedhof Perchtoldsdorf bestattet.
Quellen und Literatur:
Bezemek, Ernst–Dippelreiter, Michael: Politische Eliten in Niederösterreich. Bei biografisches Handbuch 1921 bis zur Gegenwart (= Schriftenreihe des Forschungsinstituts für politisch-historische Studien der Dr.-Wilfried-Haslauer-Bibliothek, Salzburg, Band 38). Wien 2011, S. 201.Die Presse, 16. und 23. 4. 2013.
Rintersbacher, Robert (Nc): Siegfried Ludwig. Ein außergewöhnlicher Politiker und Cartellbruder, in: Academia intern 3/2013, S. 10f.
Niederösterreichische Nachrichten, Nr. 7/2022, S. 27.