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Prof. Dr. Paul Twaroch

Prof. Dr. Paul Twaroch

Urverbindung: Amelungia (29.06.1951)

Geboren: 15.03.1932, Wien
Gestorben: 21.12.2021, Wien
Intendant (ORF Niederösterreich), 2. Vorortsbeisitzer

Lebenslauf:

Twaroch stammte aus Wien-Hernals und absolvierte das dortige Realgymnasium (Geblergasse). Nach seiner Matura im Jahr 1950 begann er das Studium an der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien (abs. iur. 1955; Dr. iur. 1956), wo er der Amelungia beitrat (Couleurname Orpheus). Im Sommersemester 1953 war er deren Senior. Als für das Studienjahr 1953/54 die Amelungia mit dem Vorortspräsidenten Hermann Spitaler (Am) zu Vorort gewählt wurde, bekleidete er das Amt des 2. Vorortsbeisitzers, mit dem nach der damaligen Cartellordnung wichtige organisatorische Tätigkeiten für den Vorort verbunden waren.

Nach Absolvierung der Gerichtspraxis war Twaroch 1957/58 Konzipient bei einem Rechtsanwalt und trat im März 1958 als Rechtsvertreter der Republik Österreich in den Dienst der Finanzprokuratur. 1961 legte er sowohl die Prokuratorsprüfung sowie die Rechtsanwaltsprüfung ab. Von 1961 bis 1970 führte er nebenberuflich eine Kanzlei als Verteidiger in Strafsachen.

Als Vinzenz Kotzina (Am) im März 1963 zum Staatssekretär im Bundesministerium für Handel- und Wiederaufbau ernannt wurde, wechselte Twaroch zu diesem als Sekretär. Nach der Ernennung Kotzinas zum Bundesminister für Bauten und Technik im April 1966 unter Bundeskanzler Josef Klaus (Rd) wurde er Leiter des Ministerbüros und war am Aufbau dieses 1966 errichteten Ministeriums wesentlich beteiligt. In dieser Eigenschaft war er stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsrates der Tauernautobahn AG und Mitglied des Aufsichtsrates der Großglockner-Hochalpinstraße AG.

Nach den für die ÖVP verlorenen Nationalratswahlen des Jahres 1970 kam es zu einem personellen Revirement. Der bisherige Generalsekretär des ORF, Heribert Steinbauer (AW), wechselte als stellvertretender Generalsekretär der ÖVP in die Politik. Als dessen Nachfolger holte der damalige Generalintendant Gerd Bacher Twaroch in den ORF und bestellte ihn zum Generalsekretär. Damit war er wesentlich am weiteren Auf- und Ausbau des ORF nach der Rundfunkreform 1967 beteiligt. 1974 kam es unter Bundeskanzler Bruno Kreisky zu einer Reform der ORF-Reform, im Zuge derer Gerd Bacher durch Otto Oberhammer als ORF-Generalintendant abgelöst wurde, ein Neffe des Tiroler ÖVP-Politikers Aloys Oberhammer (AIn). Twaroch blieb vorerst ORF-Generalsekretär, wurde aber 1977 von dem späteren SPÖ-Politiker Heinrich Keller in dieser Funktion abgelöst, behielt aber den Titel Generalsekretär im ORF.

1978 gelang Gerd Bacher wieder die Rückkehr als ORF-Generalintendant. Im Zuge dessen kam es zu einer Neubesetzung der ORF-Führungspositionen. Der bisherige Intendant von ORF-Niederösterreich, Ernst-Wolfram Marboe (Baj), wurde einer der beiden Fernsehintendanten. Er wurde 1976 Nachfolger von Kurt Bergmann (Dan) Landesintendant, der seit 1973 diese Funktion ausübte und in die Politik wechselte. Twaroch wurde nun am 10. November 1978 zum Intendanten des ORF-Landesstudios Niederösterreich gewählt, welche Funktion er nach Wiederbestellungen bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1998 innehatte. Somit bekleideten ununterbrochen durch 25 Jahre Angehörige des CV dieses Amt.

Während seines zwanzigjährigen Wirkens war Twaroch stets seinem Grundsatz, „Programm für alle Menschen machen zu können“, treu. Unter seiner Leitung wurde der ORF Niederösterreich von einer bescheidenen Radioabteilung zu einem bimedialen regionalen Produktionsbetrieb des ORF mit einer Regionalisierung des Radio- und Fernsehprogramms. Zur Zeit des Kalten Krieges veranstaltete er in niederösterreichischen, südmährischen und slowakischen Schlössern Konzerte, die der ORF und die Radiosender der Tschechoslowakei übertrugen. Gegen Ende seiner Amtszeit wurde das neue Landesstudio in St. Pölten errichtet. In seiner Amtszeit war Ernst Exner (Pan) ein wichtiger Mitarbeiter (Chefredakteur, Leiter der Hauptabteilung Kultur) von ihm. Von 1978 bis 1995 war Twaroch Lektor für Medienrecht an der Universität Wien.

Seit 1996 war Twaroch geschäftsführender Präsident des Niederösterreich-Fonds und von 2002 bis 2004 Vorsitzender des Österreichischen Presserates. Eine seiner beiden Töchter war die 2018 verstorbene bekannte ORF-Journalistin (Korrespondentin in Paris) Eva Twaroch. Er wurde auf dem Friedhof Wien-Gersthof bestattet.







Quellen und Literatur:

Aktenbestand der Ehrenzeichenkanzlei der Österreichischen Präsidentschaftskanzlei (Kabinettsdirektor i. R. Heinz Hafner Am, Mitteilung
Verbindungsarchiv Amelungia (Parte).
Hundert (100) Jahre Katholische Österreichische Hochschulverbindung Amelungia im ÖCV. Für Volk und Altar. Redaktion Oskar Mayer. Wien 2008, S. 119, 167, 202, 315, 362, 369 und 424.