Lebenslauf:
Johann Montel, Edler von Treuenfest, wurde als Sohn eines aus dem Trentino stammenden k. k. Beamten geboren. Dieser war Vizepräsident der Regentschaft Welschtirol (Trentino). Montel absolvierte das Gymnasium in Trient und studierte anschließend an der Philosophisch-Theologischen Hauslehranstalt in Brixen. Danach ging er nach Rom, wo er Rechtswissenschaften studierte (Dr. iur. 1858) und 1855 zum Priester geweiht wurde.
Seit 1858 war Montel Sekretär des jeweiligen österreichischen Auditors an der Sacra Rota Romana, eines der drei höchsten Gerichtshöfe des Heiligen Stuhl. In den Jahren 1859/60 war er für kurze Zeit Vizerektor der Anima in Rom. Seit dieser Zeit nahm er die Interessen einiger österreichischer und deutscher Bischöfe gegenüber der Kurie wahr und wurde auch kirchenpolitischer Konsulent der k. u. k. Botschaft beim Heiligen Stuhl.
1877 wurde Montel österreichischer Auditor an der Rota Romana. Von 1889 bis 1906 war er Dekan dieses Gerichtshofs. Darüber hinaus war er Konsulent der Ritenkongregation (numehr Dikasterium für den Gottesdienst und die Sakramentenspendung) und seit 1889 auch des Heiligen Offiziums (nunmehr Dikasterium für die Glaubenslehre). Dieses befaßte sich in den Jahren vor und nach der Jahrhundertwende auch mit den Thesen der Reformtheologen, u. a. Albert Ehrhard (AW EM) und Hermann Schell (Mm EM).
Nach 1870 wurde Montel auch Berater der preußischen Gesandtschaft beim Heiligen Stuhl in kirchenpolitischen Angelegenheiten. Er galt auch als Vertrauter von Georg Kardinal von Kopp, ab 1887 Fürstbischof von Breslau, und von Papst Leo XIII., für den er die Reden Bismarcks übersetzte. Entscheidenden Anteil hatte er als Vermittler bei der Beilegung des preußisch-deutschen Kulturkampfes, wobei er dabei nicht den Interessen der Zentrumspartei und dessen führender Persönlichkeit, Ludwig Windthorst (AW EM), entsprochen hatte.
Unter Papst Leo XIII. war Montel einer der einflußreichsten Männer im Umkreis des Vatikans und eine Schaltstelle für Österreich und Deutschland in deren Beziehungen zum Heiligen Stuhl. Mit dem früheren Nuntius in Wien, Antonio Kardinal Agliardi (Nc EM), und zwei weiteren einflußreichen Männern bildete er das sog. „quartetto“ für die Kommunikation zwischen dem Heiligen Stuhl und den Dreibund-Staaten.
Unter Papst Pius X. verlor Montel ab 1903 zunehmend an Einfluß. Er bedauerte die antimodernistische Enzyklika „Editae saepe Dei“ (1910; zur Dreihundertjahrfeier der Heiligsprechung des hl. Karl Borromäus) sowie den unnachgiebigen Kurs von Pius X. Mehrmalige Bemühungen Österreichs, für ihn die Kardinalswürde zu erlangen, lehnte Montel ab, er blieb „nur“ Prälat.
Montel gehörte 1876 zu den Begründern des deutschen katholischen Krankenhauses in Rom, das er später jahrelang verwaltete, des Priesterkollegs beim Campo Santo Teutonico. Die beiden Staaten, die er jahrelang beriet, zeichneten ihn mit hohen Orden aus. Kaiser Franz Joseph verlieh ihm den Orden der Eisernen Krone I. Klasse sowie das Großkreuz des Franz Josephs-Ordens, Kaiser Wilhelm I. den preußischen Roten-Adler-Orden I. Klasse.
Montel wurde in Rom auf dem Campo Santo Teutonico begraben. Er war „ein einflußreicher, in seiner Art einzigartig dastehender Kurialprälat, der fast 50 Jahre eine bedeutende Rolle in den kirchenpolitischen Angelegenheiten Deutschlands gespielt hat.“ („Kölnische Volkszeitung“)
Quellen und Literatur:
Austrier-Blätter Nr. 18, 1949, 456.Kriss, Simon–Zathammer, Stefan: Austriae mortuis I. Die Verstorbenen Austrier der Rezeptionsjahrgänge von 1864–1910. Innsbruck 2024,
Vareschi, Severino: Johannes Montel von Treuenfest, in: Neue Deutsche Biographie 18 (1997), 48f.