Lebenslauf:
Dörrer war der Sohn eines k. k. Statthaltereibeamten und absolviert 1907 das Jesuitengymnasium Stella matutina in Feldkirch (Vorarlberg), wo das Thema seiner – damals noch üblichen – Maturahausarbeit „Geschichte der alten Tiroler Passionsspiele“ lautete. Danach begann er das Studium der Germanistik der Philosophischen Fakultät der Universität Innsbruck (abs. phil. 1911; Dr. phil. 1916), wo er der Austria beitrat (Couleurname Faust). Sein Lehrer dort war Josef Eduard Wackernell (AIn EM). Zeitweise (vor 1915) studierte er auch in Florenz.
Nach der Absolvierung seines Studiums im Jahr 1911 wurde Dörrer von dem Redemptoristen Adolf Innerkofler (NdW) nach Erl (Bezirk Kufstein) geholt, um die dortigen Passionsspiele zu reformieren und reorganisieren, denn er hatte sich bereits in seiner Maturahausarbeit mit dem Thema Passionsspiele beschäftigt. In dieser Zeit wurde seine Laufbahn als bedeutender Literaturhistoriker grundgelegt, als er noch vor dem Ersten Weltkrieg eine Studie über den Dichter Karl Domanig (AIn) herausgab. In der Folge war er in Erl auch Regisseur.
Im Ersten Weltkrieg diente Dörrer bei den Kaiserjägern (letzter Dienstgrad Oberleutnant der Reserve; Auszeichnungen: Ritterkreuz des Franz-Josephs-Ordens mit Kriegsdekoration, Signum laudis am Bande mit Schwertern, silberne Tapferkeitsmedaille 2. Klasse, bronzene Tapferkeitsmedaille, Karl-Truppenkreuz). Eingesetzt war er hauptsächlich an der Südfront. Doch konnte er während eines Heimaturlaubes promovieren.
Nach dem Krieg begann Dörrer 1919 seine Tätigkeit als Bibliothekar an der Universitätsbibliothek, die er bis 1938 ausübte. Ebenso engagierte er sich mit Eduard Reut-Nicolussi in der „Tiroler Verfassungskanzlei“ für die Rechte Südtirols. Nach dem Zweiten Weltkrieg war er wieder als Bibliothekar (Oberstaatsbibliothekar) tätig und habilitierte sich 1946 an der Innsbrucker Philosophischen Fakultät für Volkskunde. 1951 erhielt er den Titel eines außerordentlichen Universitätsprofessors verliehen. 1960 verlieh ihm die Rechts- und Staatswissenschaftliche Fakultät der Universität Innsbruck das Ehrendoktorat.
Dörrer, der auch Ehrenphilister der Helvetia Oenipontana (StV) war, wurde auf dem Innsbrucker Westfriedhof begraben. Sein ältester Sohn war der Landesarchivar tit. ao. Univ.-Prof. Fridolin Dörrer (AIn).
Werke:
(Auswahl)Das Erler Passionsbuch (1911, 4. Aufl. 1912, 1921).
Karl Domanig (AIn). Ein Beitrag zur Erkenntnis seiner Dichterpersönlichkeit und die tyrolische Literatur ab 1800 (3. verb. und erw. Aufl. 1914)
Tiroler Novellen des 19. Jahrhunderts (1922).
Entstehung der katholisch deutschen Studentenbewegung in Österreich (1924).
Mittelalterliche Mysterienspiele (1930).
Das Schemenlaufen in Tirol (1938).
Die Thierseer Passionsspiele 1799–1935 (1941).
Bozner Bürgerspiele (1941).
Tiroler Fasnacht (1949).
Erl. Arbeit und Brauch (1954).
Tiroler Umgangsspiele (1957).
Sterzinger Spielkultur (1964).
Quellen und Literatur:
Austrier-Blätter Nr. 37, 1968, 38–40.Kriss, Simon–Zathammer, Stefan: Austriae mortuis I. Die Verstorbenen Austrier der Rezeptionsjahrgänge von 1864–1910. Innsbruck 2024, 424 und 837.
Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon. Stichwort Dörrer, Anton.
http://www.sagen.at/doku/biographien/doerrer