Lebenslauf:
Wackernell wurde als unehelicher Sohn eines Steinmetzen und Kleinlandwirts geboren und nach dessen Eheschließung mit der Kindsmutter legitimiert. Nach der Volksschule arbeitete er zuerst im Betrieb seines Vaters, um dann von 1865 bis 1873 das Benediktinergymnasium in Meran und das Franziskanergymnasium in Hall in Tirol zu absolvieren. Danach begann er das Studium der Germanistik und Geschichte an der Philosophischen Fakultät der Universität Innsbruck (Dr. phil. 1877). Noch während seines Studiums war er 1875 Gründer und erster Präsident des Innsbrucker Germanistenvereins. Nach der Einführung der Rigorosen- und Promotionsordnung im Jahr 1873 war Wackernell in Innsbruck der erste, der im Fach Germanistik promoviert wurde.
Wackernell schlug in der Folge eine wissenschaftliche Laufbahn ein, studierte noch in Wien, München sowie in Berlin und habilitierte sich 1882 als erster im Fach Germanistik in Innsbruck. 1886 erhielt er den Titel eines ao. Universitätsprofessors. 1888 wurde die bisher einzige germanistische Lehrkanzel getrennt, und Wackernell wurde nun auf die für Neuere deutsche Sprache und Literatur als außerordentlicher Universitätsprofessor berufen. Die Ernennung zum ordentlichen Universitätsprofessor blieb ihm wegen der liberalen Vormachtstellung der Liberalen auf der Universität aufgrund seiner katholischen Haltung vorerst verwehrt. Erst durch Unterstützung u. a. von Josef Hirn (AIn) wurde er 1900 dazu ernannt. Kaiser Karl I. berief ihn am 19. Mai 1917 in das Herrenhaus, dem er bis zum Ende der Monarchie angehörte.
Werke:
(Auswahl)Walther von der Vogelweide in Österreich (1877, Nachdruck 1996).
Hugo von Montfort. Mit Abhandlungen der deutschen Literatur, Sprache und Metrik im 14. und 15. Jahrhundert (1881).
Die ältesten Passionsspiele in Tirol (1887).
Das deutsche Volkslied (1897).
Altdeutsche Passionsspiele aus Tirol mit Abhandlungen über ihre Entwicklung, Composition, Quellen, Aufführungen und litterar-historische Stellung (1897).
Beda Weber 1798–1858 und die tirolische Literatur 1800–1846 (1903).
Quellen und Literatur:
Academia 30 (1917/18), S. 129, und 34 (1921/22), 132.Kriss, Simon–Zathammer, Stefan: Austriae mortuis I. Die Verstorbenen Austrier der Rezeptionsjahrgänge von 1864–1910. Innsbruck 2024, 306 und 533.
Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon. Band 22 (2003), Sp. 1490. verfaßt von Ekkart Sauser (AIn).
www.uibk.ac.at/germanistik/institutsgeschichte/#02 (Abruf 18. 6. 2015).
https://www.parlament.gv.at/WWER/PARL/J1848/Wackernell.shtml