Lebenslauf:
Frey wurde als Sohn eines Wollhändlers geboren und besuchte nach der Volksschule das Gymnasium in Eger (Cheb). Nach seiner Matura absolvierte er das Einjährig-Freiwilligenjahr und begann danach das Studium an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der deutschen Karl-Ferdinands-Universität zu Prag (Dr. iur. 1899). Im Anschluß daran trat er in Wien in den Dienst der autonomen niederösterreichischen Landesverwaltung (letzter Dienstgrad Landesrat, was einem Sektionsrat im Ministerialdienst entsprach). Zuletzt war er in der Schulabteilung für die Volksschulen, Gewerbeschulen und Kindergärten zuständig.
1810 gründete im Rahmen der Freiheitskriege gegen Napoleon Friedrich Ludwig Jahn („Turnvater Jahn“) die Turnbewegung, die sich in den folgenden Jahren in Deutschland und auch in Österreich ausbreitete. Diese Bewegung schlug in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert politisch eine deutschnationale Richtung ein, die zunehmend auch antikatholisch eingestellt war. Es gab somit eine gewisse Parallele zum universitären Kulturkampf. Überzeugten Katholiken war es daher nur schwer möglich, vereinsmäßig Sport zu betreiben. Es sei denn, sie gründen einen eigenen Turnverein.
Kaum in Wien tat dies Frey und gründete Anfang 1900 den Christlich-Deutschen Turnerbund Wiens und wurde deren Obmann. Erste Hinweise auf diesen finden sich in der „Academia“ vom 15. Februar im Bericht der Norica: „In Wien hat sich jetzt ein christlicher Turnverein gebildet, an dessen Spitze unser Cartell-Philister Dr. Frey (Fd) steht. Die meisten von uns sind demselben beigetreten, gilt es ja zu beweisen, daß auch wir auf dem Gebiete des Sports etwas leisten können, da ihn unsere Gegner bisher gepachtet zu haben glaubten.“
Aus diesem kurzen Bericht geht zum einen der erwähnte weltanschauliche Hintergrund hervor, zum anderen holte Frey seine ersten Mitglieder offenbar aus dem CV, insbesondere von der Norica, die hier größtenteils mitmachte. Unter diesen wird wohl auch Josef Pultar (Nc) gewesen sein, der 1923 Obmann der Christlich-deutschen Turnerschaft Österreichs und 1945 der Nachfolgeorganisation Turn- und Sport-Union wurde.
Interessant ist eine kurze Nachricht in der „Reichspost“ vom 11. Februar 1900. Dort wird von der Gründung einer österreichischen Turnverbindung „Habsburg“ berichtet und ein Aufruf an alle christlich-deutschen Turner Wiens gemacht, dieser beizutreten. Es kann angenommen werden, daß man zuerst unter diesem Namen auftreten wollte. Einen weiteren Bericht gibt es dann in der „Reichspost“ vom 10. Mai 1900. Hier wird ausführlich auf die bereits angeschnittene weltanschauliche Konfrontation mit den deutschnationalen Turnerschaften eingegangen. Als Kontaktpersonen werden Frey sowie Rudolf Solterer genannt. Dieser übernahm später die Obmannschaft von Frey.
Dieser Wiener Turnerbund war der erste seiner Art in der österreichischen Reichshälfte. Ab 1901 folgten derartige Gründungen in den Ländern der Wenzelskrone (Böhmen, Mähren, Schlesien) sowie auch in den anderen österreichischen Kronländern. Frey kommt demnach der Verdienst zu, den ersten Turnerbund dieser Art ins Leben gerufen zu haben. Die nun bestehenden christlich-deutschen Turnvereine Österreichs gründeten am 31. Mai 1914 in St. Pölten den Reichsverband der Christlich-deutschen Turnerschaft Österreichs. Obmann wurde Rudolf Solterer, stellvertretender Obmann der aus Böhmen stammende Jus-Student Johann Krumpe (Va), der nach 1918 Abgeordneter der tschechoslowakischen Nationalversammlung wurde.
Frey engagierte sich nicht nur im Sport, sondern auch bei der Kurzschrift (Stenographie). Er beschäftigte sich mit der Verbesserung des stenographischen Systems und gründete sogar einen eigenen Stenographenbund, der der Verbreitung einer von ihm selbst entwickelten Kurzschrift dienen sollte.
Frey verbrachte in der zweiten Augusthälfte 1916 seinen Urlaub in Rabenstein an der Pielach (an der Mariazellerbahn). Dort wurde übrigens 1905 Franz Kardinal König (Rd EM) geboren. Frey erkrankte plötzlich so schwer, daß er in das Krankenhaus nach St. Pölten gebracht wurde, wo er operiert werden mußte. Er überlebte diesen Eingriff nicht. Er starb an dem Tag, als Rumänien Österreich-Ungarn den Krieg erklärt hatte, und wurde auf dem Döblinger Friedhof begraben. Dort wurde 1925 aus Anlaß von 25 Jahre Christlich-Deutsche Turnerschaft ein Denkmal errichtet. Solches geschah auch in seinem Geburtsort Haslau.
Quellen und Literatur:
Verbindungsarchiv Ferdinandea (Rudolf Geser, 31. 7. 2017).Academia 12 (1899/1900), S. 315.
Reichspost, 11. 2. 1900, S. 10; 10. 5. 1900, S. 9; 29. 8. 1916 (Nachmittagsausgabe), S. 3; 4. 5. 1925, S. 4.