Lebenslauf:
Grabmann wurde als Sohn eines Landwirts geboren und besuchte als Frequentant des Bischöflichen Knabenseminars das Gymnasium in Eichstätt. Nach dem Abitur begann er das Studium an der Philosophisch-Theologischen Hauslehranstalt in Eichstätt und trat in das Priesterseminar ein. Dort blieb er, abgesehen von einer halbjährigen Unterbrechung als Novize des Dominikanerordens in Olmütz (Mähren), und wurde am 20. März 1898 in Eichstätt zum Priester geweiht. Anschließend war er zwei Jahre in der Pfarrseelsorge eingesetzt.
Im Herbst 1900 begann Grabmann im Angelicum, dem Thomas-Kolleg der Dominikaner in Rom, ein Weiterstudium (Dr. phil. 1901, Dr. theol. 1902). Nach seiner Rückkehr im Jahr 1902 war er wiederum in der Pfarrseelsorge eingesetzt, konnte aber seinen Studien der mittelalterlichen Philosophie und Theologie (Scholastik) weiter nachgehen. Mit 16. September 1906 wurde er zum außerordentlichen Professor für Dogmatik an der Philosophisch-Theologischen Hauslehranstalt Eichstätt ernannt. In dieser Zeit entstanden seine wohl wichtigsten Werke, die zweibändige Geschichte der scholastischen Methode und eine Biographie über Thomas von Aquin.
Als ausgewiesener Kenner der scholastischen Philosophie wurde Grabmann mit 1. April 1913 zum ordentlichen Universitätsprofessor für Christliche Philosophie an die Katholisch-Theologische Fakultät der Universität Wien berufen. Zeitgleich wurde dort auch der Kirchenrechtler Eduard Eichmann (Mm) zum Professor berufen, wodurch die Wiener Theologische Fakultät zweifelsohne eine Qualitätssteigerung erfuhr. Eichmann und Grabmann wohnten in Wien im selben Haus. Wegen des bald ausgebrochenen Weltkriegs waren die Forschungsarbeiten Grabmanns behindert.
Nachdem Eichmann bereits im Frühjahr 1918 einem Ruf an die Universität München angenommen hatte, folgte ihm durch seine Vermittlung Grabmann bald nach. Mit 1. Oktober 1918 wurde er an der dortigen Katholisch-Theologischen Fakultät zum ordentlichen Professor für Dogmatik ernannt. Als solcher blieb er das bis zu seiner Emeritierung im Jahr 1939, als zu Beginn des Zweiten Weltkriegs auf Druck der NS-Behörden die Theologische Fakultät geschlossen wurde. 1943 zog er nach Eichstätt, wo er seinen Lebensabend verbrachte. Nach dem Krieg hielt Grabmann bis Anfang 1948 wieder Vorlesungen ab, um bei der Wiedererrichtung der Theologischen Fakultät Münchens zu helfen. Sein Nachfolger auf dem Lehrstuhl für Dogmatik wurde Michael Schmaus (Ae EM).
Grabmann wurde 1921 zum Päpstlichen Hausprälaten und 1941 zum Apostolischen Protonotar ernannt, womit das Recht verbunden war, Pontifikalien zu tragen. Er betrieb umfangreiche Quellenforschungen zur Philosophie- und Theologiegeschichte des Mittelalters und verfaßte grundlegende Werke zur Scholastik. Er zählt zu den bedeutendsten Neo-Thomisten des 19./20. Jahrhunderts. 1954 gründete sein Nachfolger Schmaus das Martin-Grabmann-Forschungsinstitut für Mittelalterliche Theologie und Philosophie an der Universität München. In Eichstätt und in Neumarkt in der Oberpfalz wurden Straßen nach ihm benannt. Die Aenania besaß das richtige Gespür, daß sie am selben Tag neben Wenger und auch den ebenfalls in München und dann in Wien lehrenden Rechtshistoriker Leopold Wenger (Ae EM) die Ehrenmitgliedschaft verliehen hatte. Deren beide Institute wurden später jeweils nach ihnen benannt – sicherlich eine historische Besonderheit. Grabmann erlag einem Herzleiden und wurde auf dem Ostenfriedhof in Eichstätt beigesetzt.
Werke:
(Auswahl)Die Geschichte der scholastischen Methode. Zwei Bände (1909 und 1911)
Thomas von Aquin. Eine Einführung in seine Persönlichkeit und Gedankenwelt (1912).
Die Kulturphilosophie des Hl. Thomas von Aquin (1925).
Mittelalterliches Geistesleben. Abhandlungen zur Geschichte der Scholastik und Mystik. Drei Bände (1926, 1936, 1959).
Die Geschichte der katholischen Theologie seit dem Ausgang der Väterzeit (1933)