Lebenslauf:
Ségur-Cabanac wurde als Sohn des August Mauritius Graf Ségur-Cabanac, Oberstleutnant im k. u. Husarenregiment Nr. 4, geboren, der bereits 1888 verstarb. Die Familie ist französischer Uradel und läßt sich bis ins 10. Jahrhundert zurückverfolgen. 1810 erhielt sie das mährische Inkolat.
Ségur-Cabanac absolvierte in Wien das Theresianum und studierte anschließend an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien (abs. iur.). Nach dem Studium trat er 1906 in den Dienst der niederösterreichischen k. k. Statthalterei und war ab 1914 an der Bezirkshauptmannschaft Mödling tätig. 1917 wurde er der Beauftragte für das Ernährungswesen in Niederösterreich. Von 1918 bis 1921 war er dann Bezirkshauptmann von Mödling.
Ségur-Cabanac kam als Bediensteter der niederösterreichischen Statthalterei in Kontakt mit der Christlichsozialen Bewegung und wurde nach dem Ersten Weltkrieg politisch aktiv. Er war zeitweise Präsident des Christlichsozialen Volksverbandes Niederösterreichs, der neben dem Bauernbund die zweite organisatorische Säule der Christlichsozialen Partei darstellte. Er kandidierte 1919 für die ersten Wahlen zum niederösterreichischen Landtag, als Niederösterreich und Wien noch ein Land waren. Er wurde gewählt und gehörte diesem vom 20. Mai 1919 nach Wiederwahl 1921 bis zu seiner krankheotsbedingten Niederlegung des Mandats am 21. März 1924 an. Im Oktober 1920 kandidierte er auch für den Nationalrat, wurde gewählt, gehörte aber diesem nur kurz vom 10. November bis zum 2. Dezember 1920 an.
Vom 11. Mai 1921 bis 1. Juni 1922 war Ségur-Cabanac Landesrat für Finanzen. Sein Nachfolger wurde Rudolf Beirer (AIn). Vom 31. Mai 1922 bis zum 14. November 1922 war er – zur allgemeinen Überraschung – unter Bundeskanzler Ignaz Seipel (Nc EM) Bundesminister für Finanzen. Ségur-Cabanac arbeitete einen Finanzplan aus, um den Währungsverfall bzw. die galoppierende Inflation in den Griff zu bekommen. Dieser sah die Gründung einer Notenbank vor, noch bevor das Budgetdefizit beseitigt wird. Diese Notenbank wurde zwar vom Nationalrat beschlossen, jedoch kam es vorerst noch zu keinen Anleihen. Ségur-Cabanac ist dadurch mit seinem Plan gescheitert und schied nach fünfeinhalb Monaten aus der Regierung.
Nach dem Ausscheiden aus der Regierung war Ségur-Cabanac von 1923 bis 1927 Präsident des Dorotheums. Von 1925 bis zu seinem Tod war er auch Kurator des Theresianums. Daneben war er auch zeitweise Mitglied des Gemeinderates von Mödling. Er war mit Maria Freiin Klezl von Norberg verheiratet und wurde auf dem Friedhof zu Mödling begraben.
Quellen und Literatur:
Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Gräflichen Häuser 1912. Gotha o. J. (1912), S. 867.Österreich 1918–1938. Geschichte der Ersten Republik. Hg. von Erika Weinzierl und Kurt Skalnik. 2. Band. Graz 1982, S. 355.
Biographisches Handbuch der österreichischen Parlamentarier 1918–1993. Hg. von der Parlamentsdirektion. Wien 1993, S. 542.
Krause, Otto: Biographisches Handbuch des nö. Landtages 1861–1921 (online: Landtag Niederösterreich). St. Pölten 1995.
Enderle-Burcel, Gertrude–Schmitz, Georg (Nc): Politische Eliten in Niederösterreich im 20. Jahrhundert, in: Eminger, Stefan–Langthaler, Ernst (Hg.): Niederösterreich im 20. Jahrhundert. Band 1: Politik. Wien 2008, S. 241f.
Bezemek, Ernst–Dippelreiter, Michael: Politische Eliten in Niederösterreich. Bei biografisches Handbuch 1921 bis zur Gegenwart (= Schriftenreihe des Forschungsinstituts für politisch-historische Studien der Dr.-Wilfried-Haslauer-Bibliothek, Salzburg, Band 38). Wien 2011, S. 317f.