Lebenslauf:
Beirer wurde als Sohn eines Landwirts geboren und hatte teilweise eine harte Jugend. Bereits als Zwölfjähriger mußte er in einer Textilfabrik arbeiten. Er konnte in der Folge die Gymnasien in Brixen, Innsbruck und Feldkirch besuchen. Nach der Matura im Jahr 1892 studierte er für das Lehramt (Geschichte) an der Philosophischen Fakultät der Universität Innsbruck (Dr. phil. 1902), wo er der Austria Innsbruck beitrat (Couleurname Rudi). Nach der Lehramtsprüfung und einer kurzen Zeit als Verwalter in Meran war er danach Gymnasialprofessor in Trient, Mährisch-Schönberg (Šumperk, Nordmähren) sowie Waidhofen/Thaya, um dann 1903 in dieser Funktion an die Realschule nach Wiener Neustadt zu kommen. Aufgrund seiner politischen Ämter wurde er später freigestellt.
Dort war Beirer bald für die aufstrebenden Christlichsozialen aktiv. 1910 eröffnete er in Wiener Neustadt eine Hauptschule für Mädchen und wurde 1912 in den dortigen Gemeinderat gewählt, dessen Mitglied er dann bis 1927 war. Von 1913 bis 1919 war er Zweiter Vizebürgermeister von Wiener Neustadt. Im Ersten Weltkrieg leitete er dort das Ernährungswesen.
1919 wurde Beirer in den niederösterreichischen Landtag gewählt, dem er dann vom 20. Mai 1919 nach Wiederwahlen bis zum 30. Oktober 1934 angehörte. In der letzten Wahlperiode der Ersten Republik war er vom 21. Mai 1932 bis zum 21. November 1934 Dritter Landtagspräsident. Der Landtag entsandte ihn vom 1. Dezember 1920 bis zum 12. Mai 1921 und vom 30. Januar 1925 bis zum 20. Mai 1927 in den Bundesrat, dessen Vorsitzender vom 1. Juni 1926 bis zum 30. November 1926 er war.
Beirer war vom 9. Juni 1922 bis zum 21. Mai 1932 niederösterreichischer Landesrat, und zwar unter den Landeshauptleuten Karl Buresch (Wl EM) und Joseph Reither (F-B EM). Er war für die Finanzen zuständig, später dann für die Schulen und das Gewerbe. Sein Nachfolger wurde Georg Prader sen. (Nc). 1929 erhielt er den Titel Hofrat verliehen. Im „Ständestaat“ hatte er auf Landesebene keine politischen Funktionen mehr inne.
Nach dem Anschluß zog sich Beirer, der bereits in Pension war, von allen Funktionen zurück und blieb unbehelligt. Er wurde auf dem Wiener Neustädter Friedhof begraben. Bundeskanzler Leopold Figl (Nc) und Julius Raab (Nc) erwiesen ihm beim Begräbnis die letzte Ehre. Einer seiner Söhne war der Kammersänger Hans Beirer (1911–1993).
Quellen und Literatur:
Austrier-Blätter Nr. 20, 1951, 657–659.Kriss, Simon–Zathammer, Stefan: Austriae mortuis I. Die Verstorbenen Austrier der Rezeptionsjahrgänge von 1864–1910. Innsbruck 2024, 241 und 530.
Biographisches Handbuch der österreichischen Parlamentarier 1918–1993. Hg. von der Parlamentsdirektion. Wien 1993, 33.
Krause, Otto: Biographisches Handbuch des nö. Landtages 1861–1921 (online: Landtag Niederösterreich). St. Pölten 1995. Bezemek, Ernst–Dippelreiter, Michael: Politische Eliten in Niederösterreich. Bei biografisches Handbuch 1921 bis zur Gegenwart (= Schriftenreihe des Forschungsinstituts für politisch-historische Studien der Dr.-Wilfried-Haslauer-Bibliothek, Salzburg, Band 38). Wien 2011, 25.