Lebenslauf:
HERKUNFT, AUSBILDUNG UND BERUFLICHER WERDEGANG
Wolsegger war der zweite Sohn von fünf Kindern einer Bergbauernfamilie (Erbhof „Walzen“). Als solcher fand er wie so oft im bäuerlichen Milieu Österreichs den Weg zum Priestertum und besuchte nach der Volksschule das Bischöfliche Gymnasium Paulinum in Schwaz Während dieser Zeit traf ein schwerer Schicksalsschlag die Familie: Sein Vater sowie der ältere Bruder kamen bei einem Lawinenunglück ums Leben. Während der Schule und des Studiums mußte er mit seiner Mutter den Hof weiterführen, bis sein jüngerer Bruder dazu imstande war.
Nach der Matura im Jahr 1962 trat Wolsegger ins Innsbrucker Priesterseminar ein und begann das Studium an der Theologischen Fakultät der Universität Innsbruck (Dr. theol. 1972), wo er auf Empfehlung des späteren Bischofs Reinhold Stecher (R-B) der Raeto-Bavaria beitrat (Couleurname Dr. cer. Kuli). Seine Priesterweihe wurde vom üblichen Julitermin auf den 2. März 1968 vorgezogen, damit er beim Heuen zu Hause helfen und den frühverstorbenen Vater ersetzen konnte.
Nach seiner Priesterweihe war Wolsegger in der Pfarrseelsorge in Thaur, in Prägraten und in Uderns als Kaplan und Pfarrer eingesetzt. Daneben betrieb er ein Promotionsstudium und unterrichtete anschließend am Paulinum. 1979 wurde er schließlich zum Spiritual am Innsbrucker Priesterseminar ernannt und wirkte daneben noch an der Stiftspfarre in Wilten.
Bischof Reinhold Stecher (R-B) ernannte Wolsegger 1985 zum Professor für Religionspädagogik an der Pädagogischen Akademie der Diözese Innsbruck in Zams (Bezirk Landeck), wo er auch als Aushilfspriester wirkte. Die Akademie wurde 1993 nach Stams (Bezirk Imst) verlegt und 2007 als Kirchliche Pädagogische Hochschule Edith Stein errichtet. Gleichzeitig war er dort auch Studentenseelsorger. Daneben leitete er von 1978 bis 2001 das Bibelreferat der Diözese und war zehn Jahre Ehebandverteidiger (defensor vinculi) am Bischöflichen Gericht. Nach seiner Pensionierung 2006 wurde er Rektor der Alten Spitalskirche in Innsbruck und Domkurat an St. Jakob, was er bis 2017 blieb.
WOLSEGGER ALS SEELSORGER DES ÖCV
Ende 1992 hat der ÖCV-Seelsorger Erwin Rotter (Am, später Nc) sein Priesteramt aufgegeben, womit er auch seine Funktion als Amtsträger zurücklegen mußte. Der Vorstand der Verbandsführung hat daraufhin Mitte Januar 1993 den damaligen WCV-Seelsorger Ernst Kallinger (Am) zum interimistischen ÖCV-Seelsorger bestellt. Vom 20. bis 23. Mai 1993 tagte die Cartellversammlung in Wien, auf der ein neuer ÖCV-Seelsorger gewählt werden mußte, und Kallinger kandidierte als provisorische Amtsträger. Seitens des Innsbrucker CV wurde Wolsegger vorgeschlagen. Dieser ist erst kurz vorher zum Verbindungsseelsorger der Raeto-Bavaria gewählt worden und trat bis dahin im ÖCV nicht in Erscheinung. Bei der geheimen Wahl entfielen von den 81 gültig abgegebenen Stimmen 50 auf Wolsegger, das sind 61,7 Prozent. Das war ein überraschend deutliches Votum für ihn.
Wolsegger gewann bald das Vertrauen im gesamten ÖCV. Besonders engagierte er sich als oftmaliger Seelsorger bei den Studienwochen der Bildungsakademie des ÖCV, was ihm besonders am Herzen lag. Durch seine Vorbildhaftigkeit sowie sein konziliantes, freundschaftliches und fröhliches Wesen hat er sich die Anerkennung und Hochachtung weitester Kreise im ÖCV erworben. Er war im wahrsten Sinn ein Seelsorger. Besonders in Erinnerung bleibt er als Schöpfer des ÖCV-Gebetes, das erstmals im Gesamtverzeichnis 2004 abgedruckt wurde. Es wird am Ende dieser Biographie wiedergegeben.
Wolsegger wurde 1997 und 2001 – zuletzt mit Ausnahme zur Cartellordnung – als ÖCV-Seelsorger wiedergewählt. Am Ende seiner dritten Amtsperiode im Jahr 2005 verlieh ihm der ÖCV den Ehrenring. Er war auch Bandphilister der Austria Innsbruck, wo er ebenfalls Verbindungsseelsorger war. Des weiteren war er Ehrenphilister der Innsbrucker MKV-Verbindungen Teutonia (2004) sowie Rhaetia (2012) und außerdem auch Seelsorger des Tiroler MKV. Er erhielt die Titel eines Päpstlichen Ehrenkämmerers (1987) und eines Oberstudienrats (1996) verliehen.
In seinen letzten Lebensjahren war Wolsegger schwerkrank und lebte bei seiner Schwester in Medraz bei Fulpmes, wo er noch im März 2018 sein Goldenes Priesterjubiläum feiern konnte und dann kurz danach verstarb. Bei den Exequien am 25. April in seinem Heimatort Matrei (Osttirol) waren der Bischof von Feldkirch, Benno Elbs, und der ehemalige Landeshauptmann von Tirol, Herwig van Staa (Le), zugegen. Wolsegger wurde im Priestergrab des Friedhofs von Matrei begraben.
ÖCV- GEBET
Großer Gott, unser Leben liegt in Deinen guten Händen.
Diese Stunde führt in die Gemeinschaft, für die wir uns im Österreichischen Cartellverband entschieden haben.
Wir glauben, dass Du in unserer Mitte bist, wenn wir aus dem Glauben heraus miteinander reden, handeln und beisammen sind.
Lass alles, was wir im Vertrauen auf Dich beginnen, in Dir vollendet werden.
In Deinem Sohn Jesus Christus steht uns das Bild wahren Freundseins vor Augen, gib uns die Kraft, so zu leben, dass in unseren Herzen Deine Liebe sichtbar wird.
Der heilige Geist erfülle uns mit schöpferischer Kraft, unser Wissen und Deine Wahrheit in Einklang zu bringen.
Deiner Schöpfung wollen wir in Verantwortung begegnen. Die Würde allen Lebens kommt von Dir.
Die Menschen haben Sehnsucht nach Vertrauen und Geborgenheit. Segne unseren Einsatz für Familie, Heimat und Menschenwürde. Erhalte unsere Dienstbereitschaft für alle, die der Hilfe bedürfen.
An jeden von uns ergeht der Ruf, das Evangelium zu leben. Lehre uns, die persönlichen Begabungen zum Aufbau der Kirche und zum Wohle der menschlichen Gemeinschaft einzusetzen.
Gütiger Gott, Du bist unsere sichere Hoffnung in Ewigkeit!
Quellen und Literatur:
ÖCV Archiv allgemein (Karl Wolfgang Schrammel)ÖCV Archiv. Personalakt Josef Wolsegger. Trauerreden von Christof Spielberger (R-B)
Tiroler Tageszeitung, 25. 4. 2018
Tiroler Sonntag, 17/2018, S. 18
Osttiroler Bote, 17/2018, S. 74f.