Wartungsfunktionen

Bschf. Dr. Dr.h.c. Reinhold Stecher

Bschf. Dr. Dr.h.c. Reinhold Stecher

Urverbindung: Raeto-Bavaria (25.01.1958)

Bandverbindungen: Cld, AlIn, AIn, Le, R-D, Vi

Geboren: 22.12.1921, Innsbruck
Gestorben: 29.01.2013, Innsbruck
Bischof von Innsbruck, Weltpriester
Politische Haft: 1941 Polizeigefängnis

Lebenslauf:

Stecher wurde als Sohn des späteren Landesschulinspektors Heinrich Stecher (Le) geboren, der 1908 Gründungssenior der Raeto-Bavaria war. Er absolvierte das Gymnasium in Innsbruck und trat nach dem Arbeitsdienst 1939 in das Priesterseminar St. Michael in Matrei am Brenner ein. Dieses wurde von der Gestapo aufgelöst, so daß er am Priesterseminar in St. Georgen am Längsee weiterstudierte.

1941 wurde Stecher wegen der Beteiligung an einer illegalen Wallfahrt nach Maria Waldrast (am Brenner, Tirol) von der Gestapo drei Monate lang inhaftiert. Im letzten Augenblick wurde er von einer KZ-Einlieferungsliste gestrichen. Danach wurde er zur Deutschen Wehrmacht eingezogen, in Karelien, Lappland und Norwegen eingesetzt und auch verwundet. Im November 1945 kehrte er von Norwegen nach einem Fußmarsch von 3.600 km nach Innsbruck zurück.

Danach setzte Stecher sein Studium an der Theologischen Fakultät der Universität Innsbruck fort (Dr. theol. 1951 bei Karl Rahner) und wurde am 19. Dezember 1947 zum Priester geweiht. Im Zuge der vereinfachten Möglichkeiten für Priester, als Alter Herr einer ÖCV-Verbindung beizutreten, wurde er bei der Raeto-Bavaria Innsbruck in den Stand eines Urphilisters aufgenommen (Couleurname Dr. cer. Laurin). Dort war er einige Jahre Verbindungsseelsorger.

Nach verschiedenen Seelsorgetätigkeiten wurde Stecher 1956 Religionsprofessor an der Innsbrucker Lehrerbildungsanstalt (in der Folge Musisch-pädagogisches Realgymnasium). In dieser Zeit engagierte er sich für die Lehrerbildung, so daß er 1968 zum Professor für Religionspädagogik an der damals gerade neu errichteten Pädagogischen Akademie des Bundes in Innsbruck ernannt wurde. Von 1965 bis 1970 war er zusätzlich noch Spiritual am gemeinsamen Priesterseminar für die Diözesen Innsbruck und Feldkirch.

Am 15. Dezember 1980 wurde Stecher eher überraschend zum Bischof von Innsbruck ernannt und am 25. Januar 1981 zum Bischof geweiht. Er war durch seinen offenen Kurs in der Diözese sehr beliebt und wurde dadurch in der Bischofskonferenz zu einem Antipoden der konservativen Bischöfe wie Hans Hermann Groër und Kurt Krenn. 1985 bzw. dann 1994 verbot er den Kult um den „Anderl von Rinn“, 1990 trat er auch gegen das umstrittene „Engelwerk“ auf, das seinen Sitz in Tirol hat und von Hans-Joerg Bitterlich (AlIn) geleitet wurde. 1995 forderte er Erzbischof Groër auf, sein Amt niederzulegen. In der Bischofskonferenz war er Referent für die Caritas.

In der Diözese vertrat Stecher einen integrativen Führungsstil und betonte, das Bistum im Geist des Miteinanders leiten zu wollen. Er setzte sich für eine Mitsprache des Diözesanvolkes über die verschiedenen Gremien ein. Kurz vor Ende seiner Amtszeit kritisierte er in einem Brief an Rom ein gerade erlassenes Dekret, das die Mitwirkung der Laien einschränken sollte. 2011 sprach er sich für die Möglichkeit aus, auch Verheiratete zu Priestern zu weihen.

Stechers Rücktrittsgesuch als Bischof wurde am 10. Oktober 1997 angenommen. Sein Nachfolger wurde Alois Kothgasser (R-J EM).

Stecher war begeisterter Bergsteiger und als Buchautor und Maler tätig. Seine Motive dienten auch als Vorlage für die Weihnachtsbriefmarken der österreichischen Post, so auch 2012. Jedes Jahr gab er einen Bildkalender heraus, der sich weit über die Grenzen Tirols als Sammelobjekt besonderer Beliebtheit erfreute, wie auch seine Bücher. Sein letztes Buch erschien kurz vor seinem Tod im November 2012 und hieß „Spätlese“. Es wurde zusammen mit einer Flasche Rotwein verkauft.

Die übrigen Innsbrucker CV-Verbindungen verliehen Stecher bei einem gemeinsamen Kommers am 15. Oktober 1988 ihr Band. Stecher war noch Ehrenphilister der Helvetia Oenipontana (Schweizerischer Studentenverein) und der MKV-Verbindungen Alemannia (bereits 1958) und Amelungia Innsbruck. Er war auch Bandphilister der mit dem ÖCV befreundeten Verbindung Claudiana.

Stecher starb relativ plötzlich in einem Innsbrucker Krankenhaus und wurde in der Krypta des Innsbrucker Domes beigesetzt. 2013 wurde der Platz vor der Neuen Universitätskirche am Innrain in Innsbruck nach ihm benannt. m 26. September 2021 wurde aus Anlaß seines 100. Geburtstags eine Glocke für die Jesuitenkirche auf seinen Namen geweiht.

Stecher „hatte eine eigene Gabe, sich näher zu bringen, die man glaubhaft, bewegend und verstehend bezeichnen könnte. […] Als Mensch und Bundesbruder wird Dr. Laurin uns fehlen, in unserer Erinnerung wird er aber durch sein reiches Erbe weiterleben als ein Großer unserer Verbindungen und unseres Verbandes.“ (Christof Spielberger [R-B])

Werke:

(Auswahl)
Botschaft der Berge (1992).
Liebe ohne Widerruf. Betrachtungen (1993).
Fröhlich und ernst unter der Mitra (1997).
Augenblicke, Rückblicke, Ausblicke (2003).
Der Gletscherhahnenfuß : Hoffnung und Ermutigung durch eine kleine Blume (2005)
Spätlese (1912).

Quellen und Literatur:

Gelmi, Josef: Reinhold Stecher, in: Die Bischöfe der deutschsprachigen Länder 1945–2001. Ein biographisches Lexikon. Hg. von Erwin Gatz. Berlin 2002, S. 276–279.
Dank an Reinhold Stecher: Perspektiven eines Lebens. Festgabe zum 80. Geburtstag. Hg.
von Andreas R. Batlogg. Innsbruck 2002.
Bischöfe, Äbte, Pröpste aus dem CV und ÖCV. Hg. vom Cartellverband der katholischen deutschen Studentenverbindungen und vom Cartellverband der katholischen österreichischen Studentenverbindungen. Regensburg–Wien 2009, S. 118f.
Spielberger, Christof (R-B): Altbischof Dr. Reinhold Stecher zum Gedeken, in: Academia intern 2/2013, S. 16.
Farbe tragen, Farbe bekennen 1938–45. Katholisch Korporierte in Widerstand und Verfolgung. Hg. von Peter Krause (Rt-D), Herbert Reinelt und Helmut Schmitt. Zweite wesentlich erweiterte Auflage. Teil 2: Kuhl, Manfred (F-B): Ergänzungsband Biographien. Wien 2020, S. 331–333.