Wartungsfunktionen

Prof. OStR. Msgr. Dr. Ernst Kallinger

Prof. OStR. Msgr. Dr. Ernst Kallinger

Urverbindung: Amelungia (12.11.1964)

Bandverbindungen: F-B, Aa, NbW, Rg

Geboren: 18.02.1943, Zöbern (Bezirk Neunkirchen, Niederösterreich)
Gestorben: 21.05.2014, Wien
ÖCV-Seelsorger, Träger des ÖCV-Ehrenringes, Religionsprofessor, Weltpriester

Lebenslauf:

Kallingers Vater war im Zweiten Weltkrieg gefallen, und die Mutter mußte die Familie alleine erhalten. Er wollte schon immer Priester werden, und so besuchte er nach der Pflichtschule zuerst die Aufbaumittelschule der Salesianer Don Boscos in Unterwaltersdorf (Bezirk Baden, Niederösterreich) und dann das Gymnasium in Horn (Niederösterreich). Nach der Matura im Jahr 1962 trat er in das Wiener Priesterseminar ein und studierte an der Theologischen Fakultät der Universität Wien (abs. theol. 1967; Dr. theol. 1974), wo er der Amelungia beitrat (Couleurname Dr. cer. Samson). Das Diakonatsjahr 1967/78 absolvierte er in Gerasdorf bei Wien.

Kallinger nützte die seit wenigen Jahren bestehende Möglichkeit für Angehörige des Wiener Priesterseminars, im dritten Jahrgang einer CV-Verbindung beizutreten. Schon damals sah man, daß er mit „Leib und Seele“ CVer bzw. Amelunge war. Bereits 1974 wurde er Verbindungsseelsorger der Amelungia, ein Amt, das er bis zu seinem Tod fast 40 Jahre ausübte.

Nach seiner Priesterweihe am 29. Juni 1968 und einer kurzen Kaplanstätigkeit in Aspern (Wien) wurde Kallinger am 1. September 1969 Studienpräfekt an dem erst wenige Jahre zuvor errichteten Erzbischöflichen Seminar und Gymnasium in Sachsenbrunn (in der Gemeinde Kirchberg am Wechsel, Bezirk Neunkirchen, Niederösterreich). Dies geschah nicht zuletzt in Würdigung seiner, bereits im Priesterseminar erkenntlichen Eigenschaften, mit jungen Menschen besonders gut umgehen zu können, und seines heiteren Naturells. Gleichzeitig war er als Religionslehrer im dortigen Gymnasium sowie in Schulen in Kirchberg und in der Umgebung eingesetzt. In dieser Zeit beendete er auch sein Doktoratsstudium, 1975 legte er die Lehramtsprüfung in Religion ab. 1977 wurde er Kaplan in Hollabrunn (Niederösterreich) und am dortigen Gymnasium sowie an der HTL Religionslehrer. Gleichzeitig war er Seelsorger für die Höheren Schüler und Akademiker im Raum Hollabrunn.

1985 siedelte Kallinger nach Wien, und es wurde ihm seitens der Erzdiözese Wien die seelsorgliche Betreuung aller Wiener Heime der Akademikerhilfe (z. B. „Pfeilheim“) sowie speziell auch die Seelsorge am Studentenheim der Universität für Bodenkultur übertragen. Aufgrund dieser Funktion wurde er in den Vorstand des Wiener Altherrenbundes und des WCV-Ortsparlaments kooptiert. Nach dem Tod des langjährigen legendären WCV-Seelsorgers P. Eberhard Josef Kusin (Rg) im Herbst 1986 wurde er dessen wohl würdiger Nachfolger und übte dieses Amt bis zu seinem Tod aus, wobei er dann 1991 „auf Dauer“ wiedergewählt wurde. Gleichzeitig war er als Religionsprofessor zuerst kurz am Landstraßer Gymnasium und dann am Gymnasium der Schulbrüder in Wien-Strebersdorf eingesetzt.

In der Folge wurde Kallinger 1986 Verbindungsseelsorger der Franco-Bavaria und 1987 der Nibelungia Wien. Zwischenzeitlich übte er diese Funktion zwölf Jahre beim Aargau aus. Als der ÖCV-Seelsorger Erwin Rotter (Nc) Ende 1992 aus dem Priesteramt schied, wurde Kallinger Anfang 1993 von der Verbandsführung zum interimistischen Leiter des ÖCV-Seelsorgeamtes bestellt und war dies bis zur Cartellversammlung im Mai 1993. Er kandidierte zwar für dieses Amt, unterlag jedoch deutlich Josef Wolsegger (R-B). Die Gründe dafür dürften vielschichtig gewesen sein. Zum einen war es der damalige Ost-West-Gegensatz im ÖCV, zum anderen übernahm Kallinger die interimistische Funktion nur auf Drängen, ebenso war es mit der Kandidatur. 1996 wurde er Vorsitzender des ÖCV Theologenforums, welches sich um die Förderung und Vernetzung von Laientheologen und Priestern im ÖCV bemüht.

Nachdem Kallinger im Jahr 2004 als Religionsprofessor in Pension ging, übernahm er am 1. März 2004 die Stelle eines Moderators der Pfarre Kahlenbergerdorf. Die kleine Pfarre (St. Georg) dieses idyllischen Ortsteils des 19. Wiener Gemeindebezirks ist bereits um 1250 nachweisbar. Kallinger war damit gewissermaßen – ebenso ein wohl würdiger – Nachfolger des von 1330 bis 1339 amtierenden Pfarrers Gundacker von Thernberg, genannt der „Pfaff vom Kahlenberg“. Die heiteren Anekdoten über ihn – in Zusammenwirken mit dem Habsburger Herzog Otto den Fröhlichen – wurden im 15. Jahrhundert niedergeschrieben („Des pfaffen geschicht und histori vom Kalenberg“). Sie waren lange Bestandteil des heimatkundlichen Unterrichts an den Wiener Volksschulen.

„Kein anderer Priester im ÖCV war in den letzten Jahrzehnten so empathisch als Seelsorger, Freund, Zuhörer und Seelentröster gegenwärtig wie Msgr. Kallinger. Er hat Legionen und Generationen an ÖCVern zur Taufe oder zur Firmung begleitet, mit ihren Lieben verheiratet, deren Kinder getauft und sie selbst oder deren Verwandte zu Grabe getragen. Es war ihm, als gelernter Studentenseelsorger und Urmitglied im ÖCV, immer ein Anliegen, ein Menschenfischer im ÖCV zu werden und dadurch für jeden als Ansprechpartner und Vertrauter da zu sein. In dieser Hinsicht folgte er seinem, ebenfalls über alle Maßen beliebten Vorgänger P. Eberhard Kusin. Dies war und ist Grund dafür gewesen, ihn 2011 mit dem ÖCV-Ehrenring, einer unserer höchsten Ehrungen, auszuzeichnen.“ (Gerhard Labschütz)

Kallinger erhielt die Titel Päpstlicher Ehrenkaplan (Monsignore) und Oberstudienrat. Er war auch Ehrenphilister der MKV-Verbindung Arminia Hollabrunn sowie bei der Gründung der pennalen Studentinnenverbindung Puellaria Arminiae in Hollabrunn beteiligt. Er war begeisterter Trompetenspieler, Fußballer (Wiener Sportklub), Schifahrer und Bergsteiger.

Kallinger starb kurz vor Mitternacht an einem Lungeninfarkt bzw. einer Lungenembolie. Seine Gesundheit war durch die vielen Medikamente, die er im Laufe des letzten Lebensjahres wegen eines Virus im Knochen eines Beines einnehmen mußte, geschwächt. Im Fürbittgebet zu seinem Bbr., dem seligen Jakob Kern OPraem (Am), suchte er dabei Trost. Er wurde auf dem Pfarrfriedhof des Kahlenbergerdorfes begraben.

Quellen und Literatur:

ÖCV-Archiv, LIV. Cartellversammlung 2. – 5. Juni 2011, Antrag auf Verleihung des ÖCV-Ehrenringes an Ernst Kallinger (Am).
ÖCV-Archiv. Trauerrede von Hermann Spitaler (Am).
Der Sonntag, 8. 6. 2014, S. 8.
Niederösterreichische Nachrichten, Ausgabe Neunkirchen, Nr. 11, 2014, S. 40.
Labschütz, Gerhard (NdW): Nachruf auf einen besonderen Priester, in: Academia intern 4/2014, S. 13.
Mitteilung von Egbert Mayer (Am), 2. 6. 2018.