Lebenslauf:
HERKUNFT UND AUSBILDUNG
Habl wurde als Sohn eines Kochs geboren. Die Familie zog bereits 1913 wegen besserer Berufsmöglichkeiten nach Wien und wohnte im 9. Bezirk (Alsergrund). Er besuchte ab 1923 die Bundesrealschule an der Schottenbastei (später Realgymnasium), wo er 1931 die Matura ablegte. Während dieser Zeit trat er 1929 der katholischen Pennalie Austro-Bavaria bei (später MKV), die damals im 9. Bezirk beheimatet war (Couleurname Beowulf). In diesen Jahren wurde er stark von dem Kirchenrechtler bzw. Moraltheologen Franz Zehentbauer (Pan EM) geistlich geprägt.
Habl begann im Herbst 1932 mit dem Studium an der Universität Wien, wobei er als Realschulabsolvent zuerst Latein nachholen und andere Vorlesungen absolvieren mußte. Er dürfte offenbar beabsichtigt haben, ein Lehramtsstudium zu beginnen, mußte es aber 1933/34 wegen der Arbeitslosigkeit des Vaters abbrechen und einer Beschäftigung nachgehen. So war er 1934 zuerst beim Bundesamt für Statistik, dann ab 1935 bei der Gemeinde Wien beschäftigt (Lebensmittel-, Gewerbe- und Eichpolizei).
Ab dem Wintersemester 1937/38 studierte Habl als Werkstudent an der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien und legte – inzwischen galten die deutschen Studienvorschriften – 1940 die Referendarsprüfung ab. Anschließend verfaßte er die damals notwendige Dissertation („Die Entwicklung des österreichischen Gewerberechts“) und wurde am 27. Oktober 1942 zum Dr. iur. promoviert.
GRÜNDER DER PANNONIA
Habl und weitere Bundesbrüder der Austro-Bavaria faßten den Entschluß, nach der Matura nicht einer bestehenden CV-Verbindung beizutreten, sondern eine eigene zu gründen, wobei Habl hierzu die treibende Kraft war. Dies geschah nun am 9. Mai 1932 mit dem Namen Pannonia. Habl wurde Gründungssenior.
Die Gründung der Pannonia stand in engem Zusammenhang mit den Ostmärkischen Sturmscharen (OSS). Diese wurden 1930 unter maßgeblicher Beteiligung von Kurt von Schuschnigg (AIn) in Innsbruck gegründet und faßten auch in anderen Bundesländern rasch Fuß, so auch in Wien. Die OSS verstanden sich als katholische bzw. kulturpolitische Erneuerungs- und Schutzbewegung und standen damals auch in gewisser Konkurrenz zu den Heimwehren, die teilweise ins faschistische Fahrwasser abglitten.
Habl wurde Wiener Landesjugendführer der OSS. Stark unterstützt wurde die Pannonia vom Wiener Landesführer OSS, Josef Kimmel (Rd), der 1934 bis 1938 Mitglied des Staatsrates war und nach 1945 Gendarmeriegeneral wurde. Dieser war auch 1934 bis 1936 Philistersenior der Pannonia. Als Mützenfarbe der Pannonia wurde Blau gewählt, die Symbolfarbe für Treue. „Treue“ war der Gruß in der OSS. Als Pannonia 1957 eine neue Verbindungsfahne bekam, wurde für die Fahnenspitze das Christogramm (von X und P abgeleitet) gewählt, das auch Abzeichen der OSS war.
Habl sowie weitere Pannonen und CVer schlossen sich zur Widerstandsgruppe „Österreichische Volksbewegung“ zusammen, die Anfang 1939 aufflog. In der Nacht von 27. auf 28. Januar wurden er und andere von der Gestapo verhaftet. Habl blieb bis 9. März 1939 in Schutzhaft. Damit wurden seine Bemühungen, als Beamter übernommen zu werden, vorerst gestoppt.
HABLS BERUFLICHER WERDEGANG
Am 8. Mai 1940, einen Tag nach seiner Referendariatsprüfung, wurde Habl zur Deutschen Wehrmacht eingezogen. Infolge einer Verletzung an der Ostfront kam er im April 1942 nach Wien und konnte sein Studium beenden (siehe oben). Da er nicht mehr ganz fronttauglich war, wurde er als sog. „Feuerwerker“ in der Munitionsfertigung eingesetzt, so auch in Berlin, von wo er im Februar 1945 nach Wien zurückkehren konnte. Dort nahm er sofort zu Widerstandskreisen Kontakt auf.
Zwischenzeitlich wurde Habl im Februar 1943 zum „Stadtinspektor“ befördert. Die Ernennung zum „Beamten auf Lebenszeit“ erfolgte dann im Juni 1944. Nach Kriegsende nahm er seine zivile Tätigkeit wieder auf und war vor allem auch bei der Organisation der Lebensmittelversorgung tätig. Er wurde noch 1945 in das Staatsamt für Volkersnährung der Provisorischen Staatsregierung Renner übernommen, das dann von 1945 bis 1949 ein von der SPÖ geführtes Bundesministerium für Volksernährung war. Hier war er Leiter der Verwaltungszentrale der Österreichischen Wirtschaftsverbände.
1950 trat Habl dann in den Dienst des Getreideausgleichfonds, der dem Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft unterstand. Dort war er Leiter der Rechts- und Verwaltungsabteilung und als solcher stellvertretender Geschäftsführer bis zu seiner Pensionierung 1979.
1957 wurde Habl unverschuldetermaßen in die sog. „Transfines-Affäre“ um den damaligen damaligen Wiener ÖVP-Landesparteiobmann Fritz Polcar hineingezogen. Am 9. November 1957 wurde Habl wegen Verdachts der Geschenkannahme im Amt in Untersuchungshaft genommen, jedoch am 14. November wieder entlassen. Am 13. Dezember wurde das Verfahren gegen ihn mangels an Beweisen eingestellt. Habl wurde voll rehabilitiert.
HABL POLITISCHE LAUFBAHN
Nach Kriegsende war Habl bei der Gründung und beim Aufbau der ÖVP beteiligt. So war er vom 3. August bis zum 17. Oktober 1945 Landesparteisekretär und Organisationsreferent der Wiener ÖVP, wobei er diese Funktion nicht hauptberuflich ausübte. In dieser Zeit war er wesentlich an den Vorbereitungen zu den ersten Nationalratswahlen nach dem Krieg am 25. November 1945 beteiligt.
Habl engagierte sich in seinem Heimatbezirk Hietzing, wo er Obmann des ÖAAB wurde und damit der ÖVP-Bezirksparteileitung angehörte. Von 1951 bis 1962 war er auch Mitglied des ÖVP-Landesparteivorstandes Wien. Er kandidierte 1959 für die Wiener Landtags- bzw. Gemeinderatswahlen, verfehlte aber ein Mandat. Er rückte erst am 7. Dezember 1962 aufgrund des Ausscheidens des Abgeordneten Karl Titze nach, der in den Bundesrat wechselte. Dem Wiener Landtag gehörte von diesem Datum bis zum Ende der XI. Gesetzgebungsperiode am 13. November 1978 an. In dieser Gesetzgebungsperiode war er von 1972 bis 1978 Dritter Vorsitzender des Gemeinderates. Für die Landtagswahlen 1978 kandidierte Habl nicht mehr, obwohl er es gerne getan hätte. Der 1976 gewählte neue ÖVP-Landesparteiobmann Erhard Busek wollte eine Erneuerung der ÖVP-Mannschaft.
Habl zog sich in der Folge beruflich wie politisch zurück, blieb jedoch weiterhin unermüdlich für „seine“ Pannonia im Einsatz. Er war noch Ehrenphilister der MKV-Verbindung Ostgau und starb nach kurzer Krankheit einen knappen Monat vor seinem 80. Geburtstag. Er wurde im Familiengrab am Döblinger Friedhof beigesetzt.
Quellen und Literatur:
Exner, Ernst (Pan): Pro Deo et Patria! Ferdinand Habl. Ein katholischer Farbstudent und Politiker. Wien 2012.Farbe tragen, Farbe bekennen 1938–45. Katholisch Korporierte in Widerstand und Verfolgung. Hg. von Herbert Fritz und Peter Krause (Rt-D). Wien 2. wesentlich verb. Aufl. 2013, S. 322f.