Lebenslauf:
Die Familie Pergen ist ein altes niederösterreichisches Adelsgeschlecht, das 1675 in den Freiherrenstand und 1699 zu Reichsgrafen erhoben wurde. Ein Johann Anton Graf Pergen war Staatsminister unter Kaiser Josef II. 1788 wurde ihnen die Würde eines Oberst-Erblandmünzmeisters für die Erzherzogtümer Österreich ob und unter der Enns (Nieder- und Oberösterreich) verliehen.
Pergen wurde als Sohn des Johann Anton Graf Pergen sen. und der Philippine, geb. Gräfin Batthyány, geboren. Nach dem im Adel üblichen privaten Unterricht und dem Studium an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien trat er 1863 als Legationssekretär in den österreichischen diplomatischen Dienst, schied aber 1868 wegen Differenzen mit dem damaligen Außenminister Friedrich Graf Beust auf eigenen Wunsch aus. 1871 bis 1873 war er dann bei der „Genfer Korrespondenz“ tätig.
Nach seiner Rückkehr nach Österreich engagierte sich Pergen bei der damals entstehenden katholisch-konservativen Bewegung und wurde 1873 Präsident der einflußreichen Erzbruderschaft vom hl. Erzengel Michael. Der 1875 nach Wien übersiedelte Karl Frhr. von Vogelsang (AW EM) sammelte einen Kreis von „Sozialaristokraten“ um sich, zu dem auch Pergen gehörte und der sich mit der sozialen Frage beschäftigte. Er war auch gelegentlich Teilnehmer der „Freien Vereinigung katholischer Sozialpolitiker“.
Pergen war es auch, der als Präsident der Michael-Bruderschaft den 1. allgemeinen österreichischen Katholikentag initiierte bzw. organisierte, der dann vom 30. April bis 3. Mai 1877 stattfand. Er ist somit eine der wichtigsten Persönlichkeiten am Beginn des Verbands- bzw. Sozialkatholizismus in Österreich. Er zählte auch zu den Organisatoren des Zweiten Allgemeinen Österreichischen Katholikentages (29. April bis 2. Mai 1889) und eröffnete namens des Centralkomitees die Konstituierende Versammlung am 29. April im Wiener Musikvereinssaal.
Da seine Ehe mit der aus mecklenburgischem Adel stammenden Vera Gräfin Voß kinderlos blieb und mit ihm das Geschlecht der Grafen von Pergen im Mannesstamme erlosch, unterstütze Pergen mit fast seinem ganzen Vermögen katholische Unternehmungen, darunter auch die von Vogelsang herausgegebene „Österreichische Monatsschrift für christliche Sozialreform“. Als überzeugter Konservativer zog sich Pergen später aus dem Politischen Katholizismus zurück, als sich die Dominanz der christlichsozialen Bewegung abzeichnete. Er erhielt die Titel k. u. k. Kämmerer und Geheimer Rat.
Pergen wurde in der Familiengruft auf dem Friedhof in Aspang begraben. Die Einsegnung nahm der spätere Wiener Weihbischof Hermann Zschokke (Nc EM) vor.
Quellen und Literatur:
Mitteilung von Georg Schmitz (Nc) 19. 8. 2017.Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Gräflichen Häuser 1912. Gotha o. J. (1912), S. 684.
Weinzierl, Erika: Pergen, in: Katholisches Soziallexikon. Hg. Von Alfred Klose (Nc). Innsbruck 1964, Sp. 821.