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Apost. Feldvikar Titularbischof Dr. Koloman Belopotoczky

Apost. Feldvikar Titularbischof Dr. Koloman Belopotoczky

Ehrenmitgliedschaften: Norica

Geboren: 06.02.1845, Rosenberg (Rózsahegy bzw. Ružomberok, Komitat Liptau, Nordungarn, nunmehr mittlere Slowakei)
Gestorben: 15.12.1914, Großwardein (Nagy-Varad bzw. Oradea, Komitat Bihar, Ostungarn; nunmehr Westrumänien)
Apostolischer Feldvikar und Titularbischof, Hochschulprofessor (Pastoral- und Moraltheologie)

Lebenslauf:

Koloman (gelegentlich Coloman, ungar, Kálmán) Belopotoczky absolvierte in Leutschau (Levoca, nunmehr Slowakei) das Gymnasium, trat dann in Zips (Spišské Podhradie) ins Priesterseminar ein, studierte zuerst an der dortigen Philosophisch-Theologischen Hauslehranstalt und dann zeitweise in Innsbruck Theologie. Am 14. Juni 1868 wurde er in Brixen zum Priester geweiht.

Nach weiteren Studien als Frequentant des Frintaneums an der Katholisch-Theologischen Fakultät in Wien (Dr. theol. 1872) wurde Belopotoczky Professor der Pastoral- und Moraltheologie an der Philosophisch-Theologischen Hauslehranstalt in Zips. 1876 wurde er Studienpräfekt am Zentralseminar in Budapest sowie Supplent an der Katholisch-Theologischen Fakultät Budapest und dann 1882 Studiendirektor am Frintaneum in Wien sowie k. u. k. Hofkaplan.

Am 6. Juni 1890 wurde Belopotoczky von Kaiser Franz Joseph als Nachfolger von Anton Joseph Kardinal Gruscha (AW EM) zum Apostolischen Feldvikar und am 22. Juli 1890 von Papst Leo XIII. zum Titularbischof von Tricale (Thessalien) ernannt. Die Bischofsweihe erfolgte am 5. Oktober 1890 in Zips.

Belopotoczky war der mit Jurisdiktionsgewalt ausgestattete oberster Seelsorger der k. u. k. Armee und k. u. k. Marine sowie der k. k. Landwehr und des k. ung. Honvéd. Besonderes Augenmerk legte er auf die religiöse Erziehung in den Militär-Erziehungs- und Bildungsanstalten. Die von ihm grundgelegte Militärseelsorge wirkt teilweise bis heute fort.

Ebenfalls 1890 wurde Belopotoczky zusätzlich Mitglied des Domkapitels von St. Mariä Himmelfahrt in Großwardein. Mit 1. Juni 1911 wurde er pensioniert und zum Großpropst des Kathedralkapitels von Großwardein ernannt, wo er auch begraben ist. Er erhielt auch den Titel Päpstlicher Thronassistent.

Belopotoczky kam ab 1882 als Direktor des Frintaneums in Kontakt zur Christlichsozialen Bewegung und war mit Franz Martin Schindler (Fd EM) befreundet. 1892 war er Mitbegründer der Österreichischen Leo-Gesellschaft und deren erster Vizepräsident bis 1911.

In diesem Zusammenhang fand Belopotoczky – obwohl von Geburt her Slowake und slawenfreundlich eingestellt – Kontakt zum CV. So war er z. B. schon 1891 Gast beim Stiftungsfestkommers der Austria Innsbruck. Und am 27. August 1894 nahm er am Cartell-Kommers beim Katholikentag (Generalversammlung der Katholiken Deutschlands) teil und hielt dort eine kurze Ansprache, über die die „Academia“ berichtete: „Er gab seiner Freude Ausdruck, inmitten der von ihm stets geliebten Jugend weilen zu können; so nenne er die Anwesenden seine teuren jungen Freunde. Wo wie hier Frohsinn und Ernst sich paare, da habe man alles, was man von der Jugend verlangen könne. Niemals habe er seine Liebe und den Glauben an die Ideale der Jugend verloren. […] Der hochw. Redner gratulierte dem Verbande zu der heutigen glänzenden Veranstaltung und bittet die Studenten, die so mutig durch Farben ihren Glauben bekennen, allzeit nach demselben zu leben, ihn zu schützen, für ihn zu kämpfen, und so es notwendig würde, mit dem Leben selbst zu decken. Möge Gott, so schließt der hochw. Redner mit einem Segenswunsche, der Jugend heiteren Himmel verleihen, dem gereiften Manne ein reiches Feld, wo er zum Wohle von Kirche und Staat wirken kann. Gott erhalte Ihren schönen Verband!“

Belopotoczky nahm auch am Kommers der Austria und Norica anläßlich des 1. niederösterreichischen Katholikentags am 12./13. November 1894 teil, wo er ebenfalls enthusiastische Worte zum CV fand. Die Ehrenmitgliedschaftsverleihung der Norica an ihn drei Tage später war daher eine logische Folge davon. Auch war er mit dem zeitweise in Wien lehrenden Kirchenhistoriker Albert Ehrhard (AW EM) befreundet, einem der führenden Reformkatholiken der damaligen Jahrhundertwende. Dieser widmete Belopotoczky sein damals erschienenes und aufsehenerregendes Buch „Der Katholizismus und das zwanzigste Jahrhundert im Lichte der kirchlichen Entwicklung der Neuzeit“.

Quellen und Literatur:

Academia 4 (1891/92), S. 59, und 7 (1894/95), S, 121f., und 216.
Hartmann, Gerhard (Baj): Koloman Belopotoczky, in: Die Bischöfe der deutschsprachigen Länder 1785/1803 bis 1945. Ein biographisches Lexikon. Hg. von Erwin Gatz. Berlin 1983, S. 33f.
Fraiss, Johannes (Rd): Die „Österreichische Leo-Gesellschaft“. Ideengeschichtlicher Kontext, Gründung und frühe Entwicklung bis 1900. Wien (theol. Dipl.-Arb. 2015), S. 77–80.