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Univ.-Prof. Mag. Dr. Willibald Maria Plöchl

Univ.-Prof. Mag. Dr. Willibald Maria Plöchl

Ehrenmitgliedschaften: Norica

Geboren: 07.07.1907, St. Pölten
Gestorben: 27.05.1984, Wien
Universitätsprofessor (Kirchenrecht), Präsident der Arbeitsgemeinschaft Katholischer Verbände (AKV)
Politische Haft: 1938 Polizeihaft Wien

Lebenslauf:

Plöchl wurde als Sohn eines Direktors eines Landeslehrerseminars (Lehrerbildungsanstalt) geboren. Sein Onkel war Alois Plöchl (AW), einer der Gründer der Austria Wien. Plöchl besuchte die Unterstufe der Gymnasien in St. Pölten sowie in Seitenstetten. Danach absolvierte er 1926 die Handelsakademie in Wien. Nachdem er 1927 die gymnasiale Ergänzungsprüfung abgelegte hatte, studierte er danach an der Wiener Konsularakademie (Diplom 1929). Ebenso begann er 1927 das Studium an der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien (Dr. iur. 1931) Während dieser Zeit arbeitete er nebenher auch journalistisch bei der „Reichspost“ unter Friedrich Funder (Cl).

Während seiner Zeit als Schüler der Handelsakademie stieß Plöchl zur 1923 gegründeten und legitimistischen orientierten Katholischen Landsmannschaft Habsburg-Lothringen (Couleurnamr Dr. cer. Ulfilas). Diese wurde 1925 in eine Hochschulverbindung umgewandelt, wobei auf Anraten des damals zuständigen Magistratsbeamten Adolf Schärf, des späteren Bundespräsidenten, der Name in Hasso-Lothringen geändert wurde. 1927 fusionierte diese Landsmannschaft mit der Katholischen Landsmannschaft Maximiliana.

Aufgrund der Umwandlung in eine Hochschulverbindung wurde von Plöchl 1925 die Katholische Pennalie (später MKV) Tegetthoff Wien gegründet. Auf seine Initiative wurde auch 1933 die Österreichische Landsmannschaft–Akademischer Bund katholisch-österreichischer Landsmannschaften (KÖL) ins Leben gerufen, deren erster Bundessenior er war (bis 1938). Seit 1926 gehörte er der legitimistischen Organisation Reichsbund der Österreicher an und saß bis 1938 in dessen Vorstand.

Nach seiner Promotion trat Plöchl 1931 in den niederösterreichischen Verwaltungsdienst ein und legte 1934 die Verwaltungsdienstprüfung ab. Dort war er u. a. ab 1933 in der Abteilung für Schulangelegenheiten nördlich der Donau tätig. 1932 trat er der Christlichsozialen Partei und 1933 der Vaterländischen Front bei, in deren Führerrat er ab 1936 Mitglied war. 1935 habilitierte er sich an der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien für Kirchenrecht unter der besonderen Berücksichtigung des orientalischen Kirchenrechts. Er war als Privatdozent vor allem für Kirchliche Rechtsgeschichte tätig.

Nach dem Anschluß im März 1938 war Plöchl kurz in Polizeihaft und wurde als Landesbediensteter sowie als Privatdozent entlassen. Er und seine Frau emigrierten daher im September 1938 zuerst nach Nijmwegen (Niederlande), wo er bis Anfang 1940 als Dozent an der dortigen katholischen Universität arbeiten konnte. Nach einem kurzen Aufenthalt in Paris, wo er bei der Ligue Autrichienne mitarbeitete, die ein österreichische Exilregierung zu errichten versuchte, setzte er sich zu Beginn des Frankreichfeldzugs über Spanien in die USA ab.

Dort konnte Plöchl an der Catholic University in Washington DC von 1941 bis 1947 als Gastprofessor für Kirchenrecht und Rechtsphilosophie forschen und lehren. 1941 gründete er mit Hans Rott, 1936 bis 1938 Staatsekretär im Sozialministerium, den Free Austrian National Council als Rechtsnachfolger der letzten österreichischen Bundesregierung. Der Versuch, damit eine österreichische Auslandsvertretung bzw. Exilregierung zur gründen und anerkennen zu lassen, hatte jedoch keinen Erfolg. Trotzdem kam es Ende Juli 1941 zu einer Resolution des US-Kongresses zur Selbständigkeit Österreichs, die u. a. auf Plöchls Einwirken zurückzuführen war. Ebenso arbeitete er dort mit Otto Habsburg-Lothringen (NbW EM) zusammen. Von 1943 bis 1946 war Plöchl auch Berater der Foreign Economic Administration, des Office of Strategic Services und des State Departement tätig. Sein Bruder Josef Maria Plöchl wurde in Folge des Hitler-Attentats vom Juli 1944 als Widerstandskämpfer hingerichtet.

1947 kehrten Plöchl und seine Frau wieder nach Österreich zurück und wurde als niederösterreichischer Landesbeamter sowie als Privatdozent für Kirchenrecht rehabilitiert. 1948 wurde er zum außerordentlichen und 1949 zum ordentlichen Universitätsprofessor für Kirchenrecht an der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien ernannt. Einen Ruf an die Universität Köln lehnte er 1949 ab. In den Studienjahren 1953/54 und 1962/63 war er Dekan dieser Fakultät. 1977 wurde emeritiert.

Plöchl war bemüht, das Fach Kirchenrecht an einer juridischen Fakultät nicht als ein konfessionelles Recht, sondern als einen wesentlichen Bestandteil des öffentlichen Rechts zu sehen und in dieser Form zu lehren. Er war Mitbegründer der Österreichischen Gesellschaft für Kirchenrecht sowie des „Österreichischen Archivs für Kirchenrecht“ und wurde zum Konsultor der Päpstlichen Kommission für die Revision des Kirchenrechts (CIC) sowie des Ostkirchenrechts berufen. Er war neben vielen anderen Funktionen und Ehrenämtern auch Vizepräsident der Wiener Katholischen Akademie.

1960 wurde Plöchl als Nachfolger von Franz Grössl (Am) zum Präsidenten der Arbeitsgemeinschaft Katholischer Verbände (AKV) gewählt. Damals ging es u. a. um eine gewisse Neuorganisierung des Laienapostolats und die damit einhergehende Gründung des Österreichischen Laienrates. In dieser Phase engagierte sich der ÖCV, und es kam auch zu Interessensverschiedenheiten mit der Katholischen Aktion (KA). Plöchl war bis 1963 Präsident der AKV, sein Nachfolger wurde Heribert Husinsky (Rd EM).

Plöchl hinterließ ein umfangreiches kirchenrechtshistorisches Werk. Er war auch Ehrenphilister der Katholischen Österreichischen Landsmannschaften Starhemberg, Austria Salzburg und Carolina Wien. Er wurde auf dem Hietzinger Friedhof (57/105) begraben.

Werke:

(Auswahl)
Das Eherecht des Magister Gratianus (1935).
Das kirchliche Zehentwesen in Niederösterreich (1935).
Geschichte des Kirchenrechts. 5 Bände (1953–1969).
St. Barbara zu Wien. Die Geschichte der griechisch-katholischen Kirche und Zentralpfarre St, Barbara. 2 Bände (1975).
Die Wiener orthodoxen Griechen (1983).

Quellen und Literatur:

Stockmann, Peter: Willibald Plöchl, in: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon. Band 23 (2004), Sp. 1111–1116.
Hartmann, Gerhard (Baj): Für Gott und Vaterland. Geschichte und Wirken des CV in Österreich. Kevelaer 2006, S. 556f.
Plöchl, Gerhardt: Willibald Plöchl und Otto Habsburg in den USA. Ringen um Österreichs Exilregierung. Wien 2007.
Farbe tragen, Farbe bekennen 1938–45. Katholisch Korporierte in Widerstand und Verfolgung. Hg. von Peter Krause (Rt-D), Herbert Reinelt und Helmut Schmitt. Zweite wesentlich erweiterte Auflage. Teil 2: Kuhl, Manfred (F-B): Ergänzungsband Biographien. Wien 2020, S. 259f.