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Dominik Graf Des Enffants d’Avernas

Dominik Graf Des Enffants d’Avernas

Ehrenmitgliedschaften:

Geboren: 30.07.1847, Marburg an der Drau (Steiermark, nunmehr Maribor, Slowenien)
Gestorben: 27.10.1924, Wundschuh (Bezirk Leibnitz, Steiermark)
Obmann des Katholischen Preßvereins in der Diözese Seckau, Gutsbesitzer

Lebenslauf:

Dominik Karl Adrian Maria Joseph Graf Des Enffants d’Avernas; Herr auf Ghyssegnies, Neerheylissem und Bertreis, wurde als Sohn des Karl Grafen Des Enffants d’Avernas und der Marie Gräfin Brandis geboren. Die Familie stammte ursprünglich wohl aus der Champagne, wird aber erstmals 1363 in Brabant (im heutigen Belgien) erwähnt. Im 18. Jahrhundert gab es eine Einheirat eines Mitglieds der Adelsfamilie d’Udekem, wodurch auch das Gut Avernas in den Besitz der Familie gelangte. Mathilde, Königin der Belgier (Gemahlin von König Philipp), ist eine geborene Gräfin d’Udekem, so daß die belgische Kronprinzessin Elisabeth und die Grafen Des Enffants d’Avernas eine gemeinsame Vorfahrin haben.

Angehörige der Familie Des Enffants d’Avernas traten im 18. Jahrhundert in österreichische Dienste. Das Herzogtum Brabant gehörte damals zu den Österreichischen Niederlande. Nachdem diese 1794 im Ersten Koalitionskrieg von Frankreich besetzt wurden, zog die Familie nach Wien bzw. in die Steiermark und wurde von Kaiser Franz II. im April 1805 in den Reichsgrafenstand erhoben. Sie erwarb die Herrschaften Neuschloß in Wundschuh (Bezirk Graz-Umgebung) und Freibühel in Hengsberg bei Wildon.

1840 erwarben die Grafen Des Enffants d’Avernas ein von den Grafen Schrattenbach Ende des 17. Jahrhunderts errichtetes Stadtpalais in Graz am Glockenspielplatz Nr. 6. Daß dann Jahrzehnte später die Carolina in unmittelbarer Nachbarschaft (Nr. 7) ein Haus erwarb, war rein dem Zufall geschuldet.

Die Schreibweise Enffants ist nicht einheitlich. In jüngerer Zeit scheint sich Enffans – also ohne t – eingebürgert zu haben. Sowohl im Gothaischen Genealogischen Taschenbuch (siehe unten) wie auch in den Gesamtverzeichnissen des CV – also zu Lebzeiten von Des Enffants d’Avernas – ist jedoch die Schreibweise mit t gebräuchlich. Daher wird dieser der Vorzug gegeben.

Des Enffants d’Avernas wurde in der Burg von Marburg geboren, die damals den Grafen von Brandis – seinem Onkel – gehörte. Er wuchs auf Schloß Freibühel auf, wo er zusammen mit seinen Geschwistern der damaligen adeligen Sitten gemäß privat unterrichtet wurde. Da sein Vater bereits 1855 verstarb, mußte er als 16-jähriger die offizielle Leitung der Güter übernehmen. Er konnte dann die Reifeprüfung am Gymnasium in Graz ablegen und studierte danach an der Rechtswissenschaftlichen sowie an der Philosophischen Fakultät (Geschichte) der Universität Graz ohne formellen Abschluß.

1874 ehelichte Des Enffants d’Avernas seine Cousine Anna Gräfin Des Enffants d’Avernas. Durch sie kam das Gut Neuschloß in den unmittelbaren Besitz dieses Zweiges.

Die Familie Des Enffants d’Avernas engagierte sich stark in der nach dem Ausgleich 1867 entstandenen Katholisch-Konservativen Bewegung der Steiermark, vor allem in katholischen Vereinen und auch im Landtag. Alfred Graf Des Enffants d’Avernas war 1869/70 Gründungsobmann des Katholischen Preßvereins in der Diözese Seckau, der ein wichtiges Instrument des Politischen Katholizismus war, und bekleidete diese Funktion bis 1900. Danach war Franz Freiherr von Oer (Cl EM) Obmann. Nach dem Rücktritt seines Onkels wurde Des Enffants d’Avernas 1906 zum Obmann gewählt, er hatte diese Funktion bis zu seinem Tod inne.

Des Enffants d’Avernas stand daher in einer schwierigen Transformationsphase an der Spitze eines bedeutenden katholischen Verlagsunternehmens, der nunmehrigen Styria Medien GmbH. Zu seiner Zeit begann der Aufstieg der 1904 gegründeten „Kleinen Zeitung“ als auflagenstarkes Organ. Ebenso waren die Folgen des Ersten Weltkriegs zu bewältigen.

Seitens der gerade gegründeten Carolina (18. August 1888) wurden bedeutende Vertreter der Katholisch-Konservativen zu Ehrenmitgliedern ernannt, um so mit diesen ihre Verbundenheit zu dokumentieren. Zu diesen gehörte – neben anderen wie etwa Franz Freiherr von Oer oder Franz Hartmann, Ritter von Valpezan und Rožbjerschitz – auch Des Enffants d’Avernas. Er wurde von Kaiser Franz Joseph zum k. u. k. Kämmerer ernannt und erhielt die päpstliche Auszeichnung eines Camerlengo di Cappa e Spada. Er starb nach längerem Leiden und wurde in der Familiengruft auf dem Friedhof von Wundschuh begraben.

Quellen und Literatur:

Verbindungsarchiv Carolia. Carolinas Tote I, S. 261f.
Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Gräflichen Häuser 1912. Gotha o. J. (1912), S. 228.
Wiesflecker, Peter: „Dat virtus in armis“. Aus der Geschichte der Grafen Des Enffans d’Avernas, in: Hengist Magazin. Zeitschrift für Archäologie, Geschichte und Kultur der Mittelsteiermark 1/2004, S. 21–28.