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Domprop. Apost. Protonotar GVik. Dr. Franz Freiherr von Oer

Domprop. Apost. Protonotar GVik. Dr. Franz Freiherr von Oer

Ehrenmitgliedschaften: Carolina

Geboren: 30.09.1852, Dresden (Sachsen)
Gestorben: 15.07.1930, Neustadt an der Aisch (Bayern)
Generalvikar der Diözese Seckau, Weltpriester

Lebenslauf:

Oer wurde als Sohn des Kunstmalers Theobald Reinhold Frhr. von Oer (1807–1885) geboren. Er enstammte einem seit dem 12. Jahrhundert nachweisbaren westfälisch-kurkölnischen Adelsgeschlecht der zu Kur-Köln gehörenden „Vest“ Recklinghausen. Sein Bruder Ernst Frhr. von Oer (1845–1925) war zuerst Erzieher am sächsischen Königshof und trat dann in den Benediktinerorden ein.

Oer besuchte die Gymnasien in Dresden, (Heilbad) Heiligenstadt (Thüringen) und Fulda. Danach studierte er an der dortigen Philosophisch-Theologischen Hauslehranstalt. Als diese 1873 wegen des preußischen Kulturkampfes geschlossen wurde, setzte er das Studium an der Theologischen Fakultät der Universität Innsbruck fort und nahm wegen des Kulturkampfes 1875 auch die österreichische Staatsbürgerschaft an. Am 14. April 1876 wurde er in München zum Priester geweiht.

Nach der Priesterweihe ging Oer sofort zum Studium des kanonischen Rechts nach Rom (Dr. iur. can. 1878) und wurde Kaplan an der Anima. Dort lernte er den Seckauer Fürstbischof Johann B. Zwerger kennen, der ihn im November 1877 in die Diözese Seckau aufnahm (inkardinierte). Nach kurzer Seelsorgetätigkeit in Deutschlandsberg kam er 1879 als sog. Hofkaplan (bischöflicher Sekretär) und Ordinariatssekretär an das fürstbischöfliche Ordinariat zu Graz. In dieser Eigenschaft diente er Bischof Zwerger bis zu dessen Lebensende und dessen Nachfolger Fürstbischof Leopold Schuster in dessen ersten Amtsjahr.

Auf Schusters Empfehlung wurde Oer von Kaiser Franz Joseph am 3. Oktober 1894 zum Domkapitular ernannt. Am 18. Februar 1912 wurde er Domkustos und am 30. Januar Domdechant, das waren zwei Dignitäten des Domkapitel, mit denen das Recht des Tragens der Bischofsmütze (Infel) verbunden war (daher infuliert genannt). Am 21. November 1918 wurde er zum ebenfalls infulierten Dompropst ernannt.

Am 1. August 1923 wurde Oer von Fürstbischof Schuster zum Generalvikar der Diözese Seckau ernannt, welches Amt er bis zum 18. März 1927 (dem Tod von Fürstbischof Schuster) ausübte. Danach war er einige Tage gewählter Kapitelvikar. Der neue Fürstbischof Ferdinand Stanislaus Pawlikowski (Trn EM) ernannte ihn nicht mehr zum Generalvikar. Oer erhielt den Titel eines Apostolischen Protonotars (Prälat).

Oer war sehr stark mit dem Katholischen Vereinswesen (insbes. Gesellen- und Meistervereine) verbunden und förderte dieses auf besondere Weise. Er war auch von 1900 bis 1906 Obmann des Katholischen Preßvereins der Diözese Seckau, sein Nachfolger in dieser Funktion war Dominik Graf Des Enffants d’Avernas (Cl EM). Von 1910 bis zu seinem Tod war er auch Obmann des Grazer Odilien-Blindenvereins.

1886 holte Oer die Jesuiten nach Graz und gründete die Marianische Männerkongregation. In deren Schoß wurde dann zusammen mit Josef Hintner-Aschauer (AIn, Cl) der Gedanke der Gründung der Carolina gefaßt. Oer dürfte zur Verbindungsgründung den entscheidenden Anstoß gegeben haben und förderte die Carolina, die ihm kurz nach der Gründung die Ehrenmitgliedschaft verlieh (Coulername Flaus). Er war auch 1889 der Textdichter des Bundesliedes.

Die Bedeutung Oers lag nicht nur in seiner Förderung des katholischen Vereinswesens, er verfaßte auch zahlreiche kirchenhistorische Werke, wie z. B. eine Biographie über Bischof Zwerger, bei der er Quellen benutzte, die inzwischen als verschollen gelten. Nach seinem Ausscheiden als Generalvikar zog sich Oer weitgehend zurück und lebte zeitweise in Oberfranken, wo er dann auch starb. Er ist in Gößweinstein (Landkreis Forchheim, Bayern) begraben.

Werke:

(Auswahl)
Fürstbischof Johann Zwerger von Seckau. In seinem Leben und Wirken dargstellt (1897).
Die Grazer Domkirche und das Mausoleum Ferdinands II. (1915).
Chronik der katholischen Gesellenvereine 1854–1904 (1917).
Ehrenbuch steirischer Priester (1920).

Quellen und Literatur:

Verbindungsarchiv Carolina, Carolinas Tote II, S. 101f.
Hartmann, Gerhard (Baj): Franz Freiherr von Oer (1852-1930), in: Die Bischöfe der deutschsprachigen Länder 1785/1803 bis 1945. Ein biographisches Lexikon. Hg. von Erwin Gatz. Berlin 1983, S. 541.
Liebmann, Maximilian (Cl): Die Domherren von Graz-Seckau 1886 bis 1986. Graz 1987, S. 68–69.
Hartmann, Gerhard (Baj) – Simmerstatter, Markus (Cl): Ein großes Gehen Hand in Hand. 125 Jahre Carolina 1888 bis 2013. Graz 1913, S. 339f.