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Bschf. Dr. Ferdinand Stanislaus Pawlikowski

Bschf. Dr. Ferdinand Stanislaus Pawlikowski

Ehrenmitgliedschaften: Traungau, Carolina, Babenberg Graz, Glückauf Leoben

Geboren: 28.04.1877, Wien
Gestorben: 31.07.1956, Graz
Fürstbischof von (Graz-)Seckau, Militärvikar des Österreichischen Bundesheeres
Politische Haft: 1938 Polizeigefängnis Graz

Lebenslauf:

Pawlikowski wurde als Sohn eines aus Galizien stammenden Reitknechts geboren. Nach der Volksschule absolvierte er zuerst eine Lehre als Textilhandelskaufmann und trat nach der Gesellenprüfung in das Juvenat der Redemptoristen in Katzelsdorf bei Wiener Neustadt ein, das er jedoch bald wieder verließ. Danach ging aufs Gymnasium in Trient, und begann ab 1899 als Externist das Studium an der Philosophisch-Theologischen Hauslehranstalt von Trient. Am 5. Juli 1903 wurde er für die Erzdiözese Salzburg zum Priester geweiht und war danach dort in der Seelsorge tätig. Ab 1905 studierte er in Rom (Dr. theol. 1907) und war nach seiner Rückkehr für kurze Zeit Kaplan.

Am 1. März 1908 trat Pawlikowski in die Militärseelsorge über und wurde 1911 in das Feldvikariat nach Wien unter dem Apostolischen Feldvikar Emmerich Bjelik versetzt. Ab 1918 oblag ihm die Liquidation des Apostolischen Feldvikariates. Er trat dann in die Militärseelsorge des Österreichischen Bundesheeres über, die er aufbaute. 1920 erhielt er die Titel eines Heerespropstes und Päpstlichen Hausprälaten. Am 1. Oktober 1924 wurde er zum Militärvikar des Bundesheeres ernannt, welche Funktion er bis zum 12. März 1938 ausübte.

Am 25. Februar 1927 wurde Pawlikowski zum Titularbischof von Dadima und Weihbischof von (Graz-)Seckau ernannt. Nach dem Tod von Bischof Leopold Schuster, wenige Tage später, wurde er am 24. März zum Apostolischen Administrator von Seckau ernannt und am 27. März zum Bischof geweiht. Am 26. April wurde er schließlich zum Fürsterzbischof von Seckau ernannt. Da man in Graz einen aus der Steiermark stammenden Bischof erwartete, wurde seine Ernennung sehr kühl aufgenommen. So war bei der Bischofsweihe kein Vertreter des steirischen Klerus anwesend.

1929 wurde Pawlikowski mit der Causa Johannes Ude (Cl) konfrontiert, der eine eigene politische Partei gründete, die für den Nationalrat sowie für den steirischen Landtag kandidierte. Ude erhielt Rede- und Predigtverbot, und die Priesteramtskandidaten durften seine Vorlesungen nicht besuchen.

Pawlikowksi führte 1928 die Katholische Aktion (KA) vorerst noch als einen Zusammenschluß der katholischen Vereine ein, verfolgte jedoch ab 1934 zunehmend eine Einheits-KA nach Naturständen und ein Zurückdrängen der Vereine. Am 23. Januar 1936 erfolgte die Promulgation der Statuten der KA und damit eine Verschärfung. Nach einem Rundschreiben des Seckauer Ordinariates vom 26. Juni 1936 hatten jene Vereine, die der KA angehören wollten, die Vorstandswahlen kirchlich bestätigen und das Vermögen unter Aufsicht stellen zu lassen. Der Grazer CV antwortete am 11. Dezember 1936 dem Ordinariat, daß er aus grundsätzlichen Erwägungen dies nicht tun könne.

Am Tag des Einmarsches deutscher Truppen in Österreich am 12. März 1938 wurde Pawlikowski von der SA unter Hausarrest gestellt. Am darauffolgenden Tag war er 24 Stunden lang im Polizeigefängnis Graz inhaftiert. Bischof Petrus Legge (Mm) von Meißen und Pawlikowski waren die beiden einzigen Bischöfe des „Großdeutschen Reiches“, die inhaftiert waren. Die 1937 ihm verliehene Ehrenbürgerschaft der Stadt Graz wurde ihm aberkannt, und er geriet im Verlauf des Jahres 1938 weiter unter Druck, so daß er dem Heiligen Stuhl seinen Rücktritt anbot, der dies aber ablehnte.

Sofort nach Kriegsende baute Pawlikowski die Katholische Aktion nach dem zentralistischen Modell ohne die Vereine auf, wodurch es zu Konflikten mit dem CV kam. So schrieb er an den Wiener Erzbischof Theodor Kardinal Innitzer (NdW) am 7. Juni 1945: „Was die katholische Vereinstätigkeit betrifft, so bleibe ich bei der Organisation der Katholischen Aktion [...] Wenn die CV- und die KV-Verbindungen nicht aufleben würden, wäre es mir auch lieber, denn das endet doch in leerer Formalität und Stellenjägerei.“

Weiter hieß es in einem Schreiben des Bischofs vom 18. April 1946 an den Diözesanklerus u. a.: „Während der nationalsozialistischen Herrschaft konnten diese Vereine nicht weiterleben [...] Es hat sich gezeigt, daß die Katholiken auch ohne die Krücke der Vereinstätigkeit an ihrer Religion und an ihrer Kirche festhalten. Daher haben die österreichischem Bischöfe sich entschlossen, nach dem Zusammenbruch des Vaterlandes von der Organisation katholischer Vereine im allgemeinen abzusehen [...] Dadurch sollen außer den rein religiösen Vereinen andere Vereine nicht wieder aufleben.“

Erster Höhepunkt im Episkopat Pawlikowskis nach dem Krieg war der Steirische Katholikentag 1950, der ein solcher der KA war, die in keiner österreichischen Diözese eine solch prägende Stellung erreiche n sollte wie in Graz-Seckau. 1947 verlieh ihm die Grazer Theologische Fakultät den Dr. theol. h. c.

Nachdem Pawlikowski 1947 bereits zwei Schlaganfälle erlitten hatte, mußte er gegen seinen Wunsch am 7. Dezember 1953 resignieren, Gleichzeitig wurde er zum Titularerzbischof von Velebuso ernannt und übte die Funktion eines Apostolischen Administrators für das Bistum Seckau bis 18. Januar 1954 aus. Sein Nachfolger wurde Josef Schoiswohl (Rd).

Pawlikowski erhielt 1929 auch die Ehrenmitgliedschaft der KV-Verbindung Winfridia Graz (KV). Bereits 1922 wurde er Ehrenmitglied der Katholischen Landsmannschaft Maximiliana Wien und 1937 der Landsmannschaft Ferdinandea Graz. Er wurde auf dem Frauenberg bei Leibnitz (Steiermark) beigesetzt.

Quellen und Literatur:

Liebmann, Maximilian (Cl): Ferdinand Stanislaus Pawlikowski, in: Die Bischöfe der deutschsprachigen Länder 1785/1803 bis 1945. Ein biographisches Lexikon. Hg. von Erwin Gatz. Berlin 1983, S. 554–556.
Höfer, Rudolf K.: Pawlikowski, in: Biographisches Lexikon des KV. Hg. von Siegfried Koss und Wolfgang Löhr Teil 2. (= Revocatio Historiae Band 3). Schernfeld 1993, S.74f.
Hartmann, Gerhard (Baj): Für Gott und Vaterland. Geschichte und Wirken des CV in Österreich. Kevelaer 2006, S. 246f. und 541f.
Farbe tragen, Farbe bekennen 1938–45. Katholisch Korporierte in Widerstand und Verfolgung. Hg. von Peter Krause (Rt-D), Herbert Reinelt und Helmut Schmitt. Zweite wesentlich erweiterte Auflage. Teil 2: Kuhl, Manfred (F-B): Ergänzungsband Biographien. Wien 2020, S. 246–248.