Lebenslauf:
Marboe wurde als Sohn von Ernst Marboe (Baj), Leiter der Österreichischen Bundestheaterverwaltung und ÖCV-Amtsträger, geboren. Seine Mutter war eine Cousine der Ehefrau von Bundeskanzler Leopold Figl (Nc). Sein linkes Schienbein wollte nicht wachsen und konnte nur durch eine gewagte Transplantation gerettet werden, blieb aber um sieben Zentimeter kürzer. Seine jüngeren Brüder waren Peter Marboe (Baj) und Philipp Marboe.
Nach der Absolvierung der Realschule (nunmehr Realgymnasium) in Wien-Innere Stadt (Schottenbastei) begann Marboe mit einem Regie- und Schauspielstudium am Max-Reinhardt-Seminar sowie dem Studium der Theaterwissenschaften und Germanistik an der Philosophischen Fakultät der Universität Wien (ohne Abschluß), wo er der Bajuvaria beitrat (Couleurname Quiqui). Im Sommersemester 1962 war er deren Senior.
BERUFLICHE LAUFBAHN
Noch während des Studiums leitete Marboe ein Studententheater und betätigte sich als Assistent und Inspizient bei den Bregenzer und Salzburger Festspielen sowie am Wiener Burgtheater. Ebenso war er Mitarbeiter an den Opernhäusern in Stuttgart, Hamburg und Frankfurt/Main. Seit 1961 war er als Autor und Regisseur freier Mitarbeiter beim Österreichischen Rundfunk tätig.
In dieser Zeit gestaltete er – in dieser Art erstmalig – eine Multimedia-Shows, nämlich zur offiziellen Feier anläßlich des österreichischen Nationalfeiertags 1967 im großen Salzburger Festspielhaus, die dann während einer Feier anläßlich der Cartellversammlung 1968 im Hof der Wiener Neustädter Burg, dann beim Republikkommers des Vororts Bajuvaria im November 1968 in der (kleinen) Wiener Stadthalle und etwas modifiziert beim Festkommers „40 Jahre Österreichischer CV“ im Mai 1973 in den Wiener Sofiensälen wiederholt wurde.
1972 lieferte Marboe die Idee und die Regie zum legendären „Panoptikum“, einem 72-stündigen Non-stop-Event, auf der früheren Bude seiner Verbindung Bajuvaria in der Walfischgasse und im anschließenden Theater am Kärntnertor, das damals ebenfalls der Bajuvaria gehörte.
1971 wurde Marboe zum Leiter der Abteilung Hörspiel und Literatur im Studio Niederösterreich des ORF und 1976 als Nachfolger von Kurt Bergmann (Dan) zu dessen Intendanten bestellt. 1978 wurde Marboe – Gerd Bacher war wieder Generalintendant des ORF – Intendant von FS 2 (Fernsehen). Nach einer weiteren ORF-Reform wurde er mit 1. August 1984 Fernseh-Programmintendant. Diese Funktion bekleidete er neun Jahre bis 1993. In diesem Jahr wurde er vom Kuratorium des ORF von seiner Funktion abgelost, als bekannt wurde, daß eine ORF-Fernsehproduktion über eine Firma abgewickelt wurde, an der sein Sohn beteiligt war.
Während seiner Zeit als Programmintendant war Marboe Miterfinder und Organisator der vorweihnachtlichen Spendenaktion „Licht ins Dunkel“, die größte europäische Sozialaktion, und entwickelte ein interessantes und anspruchsvolles Programm mit vielen Facetten. So reaktivierte er u. a. die Fernsehübertragungen aus der Staatsoper sowie aus anderen Opernhäusern und schuf die Kultur-Talkshow „Cafe Zentral“. 1985 produzierte er als erstes interaktives Fernsehspiel den „Barometermacher auf der Zauberinsel“ von Ferdinand Raimund. In seiner Zeit als Fernsehintendant fielen im legendären Club 2 die Auftritte von Nina Hagen und Rudi Dutschke.
Seine eigenen Produktionen zeichneten sich durch eine unvergleichliche Originalität aus. Zweifelsohne prägte Marboe durch sein Wirken die szenische Kultur Österreichs im letzten Drittel des 20. und zu Beginn des 21. Jahrhunderts. Es gehört zu den seltenen Zufällen, daß ungefähr zur selben Zeit sowohl er wie sein Leibfuchs Gerhard Weis (Baj) im ORF leitende Funktionen bekleideten. Nach seinem Ausscheiden aus dem ORF war Marboe von 1999 bis 2007 künstlerischer Leiter der Raimund-Festspiele in Gutenstein (Niederösterreich).
MARBOE ALS ÖCV-AMTSTRÄGER
Als sich in den späten sechziger Jahren im ÖCV die Kritik an der Blattlinie der „Österreichischen Academia“ immer mehr verstärkte und Anfang 1973 dem Höhepunkt zustrebte, wurde Marboe auf der Cartellversammlung 1973 in Wien zum Leiter des Academia-Amtes und damit Herausgeber gewählt. Er und sein Redakteur Peter Hofbauer (Merc) haben versucht, die Wogen zu glätten, auch gegenüber einer kritisch beobachtenden Öffentlichkeit.
Die Einführung von „Academia intern“ (des sog. „blauen“ Teils) beruhigte vor allem jene Kritiker, denen die Berichterstattung aus dem Verband zu wenig war. Nimmt man aber die Nummern der Academia der folgenden Jahre zur Hand, so stellt man fest, daß sich an der prinzipiellen Themenauswahl und deren kritischen Beleuchtung nichts (oder bestenfalls sehr wenig) geändert hatte und das in den sechziger Jahren erreichte anspruchsvolle Niveau dieser Verbandszeitschrift weitergeführt wurde. Marboe trat 1976 von diesem Amt vorzeitig zurück.
Vom 13. April 1996 bis 18. November 2005 war Marboe Präsident des Österreichischen Akademikerbundes. 1996 kandidierte er vergeblich für die Wiener Landtagswahl. Sein Vater war von 1949 bis zu seinem Tod 1957 ebenfalls Leiter des Academia-Amtes. Er starb nach längerer Krankheit und wurde auf dem Friedhof in Perchtoldsdorf (Bezirk Mödling Niederösterreich)
Quellen und Literatur:
LITTERAE. Zs. der K. a. V. Bajuvaria, Dezember 2012, 2f.Hartmann, Gerhard (Baj): Für Gott und Vaterland. Geschichte und Wirken des CV in Österreich. Kevelaer 2006, 628f.
http://diepresse.com/home/kultur/medien/723574/print.do und .../723721/... vom 13. 1. 2011
Marboe, Peter C.: Mehr Kultur in der Politik. Erinnerungen. Wien 2024.