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Vz.Bgm. Gem.-Arzt Dr. Eduard Geyer

Vz.Bgm. Gem.-Arzt Dr. Eduard Geyer

Urverbindung: Austria-Wien (13.10.1892)

Geboren: 09.09.1871, Charlottendorf (Bezirk Mährisch-Trübau, Mähren; Moravská Třebová, Tschechien)
Gestorben: 01.09.1940, Königstetten (Bezirk Tulln, Niederösterreich)
Arzt für Allgemeinmedizin
Politische Haft: 1938 Polizeihaft und KZ Dachau

Lebenslauf:

Geyer stamm­te aus dem Orts­teil Wojes der Ge­mein­de Char­lot­ten­dorf (deren nun­meh­ri­ger tsche­chi­scher Name ist nicht eru­ier­bar), die in der da­ma­li­gen deut­schen Sprach­in­sel Schön­hengst­gau lag. Diese be­fand sich teil­wei­se in Böh­men und in Mäh­ren. Nach der Volks­schu­le be­such­te er das Gym­na­si­um in Mäh­risch-Trübau, wo er 1891 die Ma­tu­ra ab­leg­te. Da­nach ab­sol­vier­te er das Ein­jäh­rig-Frei­wil­li­gen­jahr beim In­fan­te­rie­re­gi­ment Ernst Rü­di­ger Graf Starh­em­berg (Alt-Starh­em­berg) Nr. 54 in Ol­mütz, wo er 1892 die Of­fi­ziersprü­fung be­stand (Leut­nant der Re­ser­ve).

An­schlie­ßend be­gann Geyer das Stu­di­um an der Me­di­zi­ni­schen Fa­kul­tät der Uni­ver­si­tät Wien (1898 Dr. med.), wo er der Aus­tria bei­trat (Cou­leur­na­me Bum­mel). In die­ser Zeit stell­te er in der Aus­tria den An­trag, das Prä­fix der Ver­bin­dung von „Ka­tho­lisch ös­ter­rei­chi­sche […]“ in „Ka­tho­lisch deut­sche […]“ um­zu­be­nen­nen. Sei­tens des Rek­to­rats der Uni­ver­si­tät wurde er zum „Bum­mel­in­spek­tor“ er­nannt, um den Sams­tag-Bum­mel zu be­auf­sich­ti­gen.

Wäh­rend der Stu­di­en­zeit war Geyer in den Fe­ri­en „Hof­meis­ter“ auf dem Gut des Gra­fen Beth­len in Sie­ben­bür­gen. Nach einer ein­jäh­ri­gen Pra­xis am Kai­ser-Franz-Jo­sephs-Spi­tal in Wien-Fa­vo­ri­ten wurde er 1899 Ge­mein­de­arzt (Arzt für All­ge­mein­me­di­zin) in Mi­chel­hau­sen (Be­zirk Tulln), zu des­sen Arzt­ray­on auch die Nach­bar­ge­mein­de Rust ge­hör­te (Rust ist seit 1972 Teil von Mi­chel­hau­sen). Hier war Geyer 1902 Ge­burts­hel­fer bei der Ge­burt des spä­te­ren Bun­des­kanz­lers Leo­pold Figl (Nc).

1904 wurde Geyer Ge­mein­de­arzt in Kö­nig­stet­ten (Be­zirk Tulln) und blieb dies bis zu sei­nem Tod. Dort en­ga­gier­te er sich po­li­tisch so­wohl in der Ge­mein­de wie auch im Rah­men der Christ­lich­so­zia­len Par­tei. So war er von 1912 bis 1938 Ge­mein­de­rat, davon zwölf Jahre Vi­ze­bür­ger­meis­ter von Kö­nig­stet­ten. 1908 woll­te er für die Wah­len zum nie­der­ös­ter­rei­chi­schen Land­tag sowie 1911 zu den Reichs­rats­wah­len kan­di­die­ren, konn­te sich aber bei den Kan­di­da­ten­auf­stel­lun­gen im Rah­men der Christ­lich­so­zia­len Par­tei nicht durch­set­zen.

Wäh­rend des „Stän­de­staa­tes“ war Geyer von 1934 bis 1938 Orts­füh­rer der Va­ter­län­di­schen Front in Kö­nig­stet­ten und deren Be­zirks­füh­rer­stell­ver­tre­ter im Be­zirk Tulln. Dar­über hin­aus en­ga­gier­te er sich auch in der Stan­des­ver­tre­tung. So war er Mit­glied der Lan­des­lei­tung der nie­der­ös­ter­rei­chi­schen Ärz­te­or­ga­ni­sa­ti­on und des Vor­stands der nie­der­ös­ter­rei­chi­schen Ärz­te­kam­mer.

Am 12. März 1938 wurde Geyer ver­haf­tet und ins Po­li­zei­ge­fäng­nis Tulln ge­bracht, je­doch nach ei­ni­gen Tagen wie­der frei­ge­las­sen. Zu­rück in Kö­nig­stet­ten wurde sein Auto von be­waff­ne­ten SA-Män­nern be­schlag­nahmt. Geyer wurde am 7. April 1938 neu­er­lich ver­haf­tet und in das Wie­ner Ge­sta­po­ge­fäng­nis am Mor­zin­platz ge­bracht. Von dort wurde er am 24. Mai 1938 ins KZ Dach­au über­stellt. Hier war er ge­mein­sam mit Leo­pold Figl in­haf­tiert. Be­reits am 20. Sep­tem­ber 1938 wurde er aus dem KZ ent­las­sen. Nach sei­ner Rück­kehr mußte er sich aber wei­ter der Ge­sta­po zur Ver­fü­gung hal­ten. Er starb je­doch be­reits zwei Jahre spä­ter und wurde in Klos­ter­neu­burg be­gra­ben.

Geyer war mit der Schwes­ter von Josef Leb (AW) ver­hei­ra­tet. Seine Söhne sind Hans Geyer (AW) und Edu­ard Geyer (AW), seine Enkel sind Ro­de­rich Geyer (AW) und Jo­han­nes Geyer (AW).

Quellen und Literatur:

Verbindungsarchiv Austria Wien (Richard Huka, 27. 12. 2017).
https://stevemorse.org/dachau/details.php?lastname=GEYER&firstname=Eduard& birthyear=1871.
Farbe tragen, Farbe bekennen 1938–45. Katholisch Korporierte in Widerstand und Farbe Verfolgung. Hg. von Herbert Fritz und Peter Krause (Rt-D). Wien 2. wesentlich verb. Aufl. 2013, 299.