Lebenslauf:
Caldonazzi wurde als Sohn eines Gendarmen (später Metallarbeiter) geboren und verbrachte seine Kindheit zuerst in Südtirol, wo sein Vater eingesetzt war. Nach dem Ersten Weltkrieg zog die Familie nach Kramsach (Bezirk Kufstein, Tirol). Dort besuchte er das Gymnasium in Kufstein, wo er 1931 der späteren MKV-Verbindung Cimbria beitrat. 1933 hatte er einen schweren Unfall, aufgrund dessen er in der Folge an einer Gehbehinderung litt und mit Stock gehen mußte. Nach der Matura ging er nach Wien und begann das Studium des Forstwesens an der Hochschule für Bodenkultur (Dipl.-Ing.), wo er der Amelungia beitrat (Couleurname Faßl). Seine Burschung erfolgte nach dem Anschluß Ende Juni 1938.
Nach Beendigung des Studiums war Caldonazzi zuerst als Assistent an der Hochschule für Bodenkultur, später dann in einer Forstkanzlei beschäftigt. Wegen seiner unfallbedingten Gehbehinderung wurde er nicht zur Deutschen Wehrmacht eingezogen.
Aufgrund seiner katholischen, antinationalsozialistischen Einstellung baute Caldonazzi ab 1943 in Tirol eine Untergruppe der Widerstandsgruppe um den Wiener Priester Heinrich Maier (NbW) auf („Gruppe Maier-Messner-Caldonazzi“), die bis zu 400 Sympathisanten gehabt haben soll. Diese versuchte, u. a. Lagepläne von Rüstungsbetrieben den Alliierten zuzuspielen. Anfang 1944 flog diese Gruppe auf. Caldonazzi wurde am 25. Februar 1944 verhaftet. (Andere gelegentlich vorkommende Datumsangaben, wie 15. Januar, sind nicht richtig [lt. Hermann Spitaler, S. 295]).
Caldonazzi wurde am 28. Oktober 1944 durch den Volksgerichtshof Wien I mit der Begründung, daß er für die „Selbständigkeitsmachung Österreichs zum Schaden des Großdeutschen Reiches“ gewirkt habe, zum Tod verurteilt. In einem seiner letzten Briefe am 26. November 1944 an seine Braut schrieb er u. a.: „Wisset, daß ich mein Leben gern für meine Heimat hingebe [...] ich trage mein Los mit Ergebenheit. [...] Es ist Gottes Beschluß, daß ich mein Leben für eine gute Sache lasse, besser als ich wäre gegen meine Überzeugung für Hitler als Soldat gefallen.“
Im Gefängnis mußte er Mißhandlungen und Folter erleiden. Trotzdem verriet er aber niemanden. Der bis zuletzt von tiefer Religiosität geprägte Caldonazzi wurde am 9. Januar 1945 um 18.04 Uhr im Landesgericht für Strafsachen in Wien durch das Fallbeil hingerichtet. Seinen Henkern rief er nach dem Zeugnis des Gefängnispfarrers Eduard Köck (Rd) noch zu: „Es lebe Christus, der König!“ (Der zusätzliche Zuruf „Es lebe Österreich!“ ist nicht belegt.)
Caldonazzi wurde am nächsten Tag zuerst in einem Schachtgrab am Wiener Zentralfriedhof bestattet. 1947 wurde auf Initiative von Amelungen der Leichnam auf den Klosterfriedhof von Breitenfurt (Niederösterreich) überführt, wo Josef Enzmann (Am) Pfarrer war. 1975 wurde er neuerlich überführt, und zwar in das Familiengrab auf dem Pradler Friedhof in Innsbruck. Es wurde zwar für Caldonazzi eine Seligsprechung bei der Österreichischen Bischofskonferenz beantragt, jedoch noch nicht weiter verfolgt. 2006 wurde im Bereich der Lainzer Straße in Wien-Hietzing ein Platz nach ihm benannt. Seitens der Gemeinde Wien wurde eine Zusatztafel angebracht, auf der Caldonazzi als „katholischer Widerstandskämpfer“ bezeichnet wird. Seitens der Amelungia wurde eine zusätzliche Tafel angebracht, Zufälligerweise befindet sich in der Nähe dieses Platzes jene Wohnung, in der er nach dem Anschluß heimlich geburscht wurde.
Hermann Spitaler (Am) schließt seine Biographie über Caldonazzi: „Nehmen wir uns ein Beispiel an der tiefen Religiosität unseres Bundesbruders, an seinem Gottvertrauen, das ihm ermöglicht hat, all das Schwere durchzustehen. – Nehmen wir uns ein Beispiel an seinem Mut, den man damals schon brauchte, wenn man ein Wort anders verwendete, als es die Machthaber wollten. – Nehmen wir uns ein Beispiel an seiner Heimatliebe, an sein Eintreten für das Vaterland, wie wir es schließlich alle mit dem Burscheneid beschworen haben!“
Quellen und Literatur:
Steiner, Herbert: Gestorben für Österreich. Widerstand gegen Hitler. Wien 1968, S. 53–57.Zeugen des Widerstands. Eine Dokumentation über die Opfer des Nationalsozialismus in Nord-, Ost- und Südtirol von 1938 bis 1945. Bearbeitet von Johann Holzner, Anton Pinsker, Johann Reiter und Helmut Tschol. Innsbruck 1977, S. 18f.
Spitaler, Hermann (Am): Walter Caldonazzi. Widerstandskämpfer und Märtyrer, in: Hundert (100) Jahre Katholische Österreichische Hochschulverbindung Amelungia im ÖCV. Für Volk und Altar. Redaktion Oskar Mayer. Wien 2008, S. 290–304.
Farbe tragen, Farbe bekennen 1938–45. Katholisch Korporierte in Widerstand und Verfolgung. Hg. von Herbert Fritz und Peter Krause (Rt-D). Wien 2. wesentlich verb. Aufl. 2013, S. 251f.