Wartungsfunktionen

LAbg. a.D. OLG R i.R. Anton Petzer, Ritter von Rasenheim

LAbg. a.D. OLG R i.R. Anton Petzer, Ritter von Rasenheim

Ehrenmitgliedschaften: Austria Innsbruck

Geboren: 19.02.1794, Niederrasen (nunmehr Rasen-Antholz, Bezirk Bruneck, Tirol)
Gestorben: 03.05.1887, Innsbruck
Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung, Landtagsabgeordneter (Tirol), Richter

Lebenslauf:

Pet­zer ge­hört zu der klei­nen Schar jener CVer, die noch im 18. Jahr­hun­dert ge­bo­ren wurde. Zu­min­dest war er der Äl­tes­te, der das Band einer ös­ter­rei­chi­schen CV-Ver­bin­dung trug. Er ent­stamm­te dem (Süd-)Ti­ro­ler Pus­ter­tal, Er wurde als Sohn eines gräf­lich Wel­sperg­schen Pa­tri­mo­ni­al­rich­ters ge­bo­ren. Das war da­mals eine grund­herr­schaft­li­che Funk­ti­on, die nun­mehr denen eines Be­zirks­rich­ters und/oder Be­zirks­haupt­manns ent­spre­chen. (Da­mals war die Ver­wal­tung und die Ge­richts­bar­keit noch nicht ge­trennt.)

1803 wurde Pet­zer zu einem Onkel nach Bozen ge­bracht, wo er die „Nor­mal­schu­le“ be­such­te. Ab 1806 be­such­te er das Gym­na­si­um Cas­sia­ne­um in Bri­xen., der alten Schu­le der Dom­sän­ger­kna­ben Die Fe­ri­en ver­brach­te er in Bru­n­eck, wohin sein Vater ge­zo­gen ist, nach­dem er aus ge­sund­heit­li­chen Grün­den den Dienst quit­tiert hat.

Das Jahr 1809 („Anno Neun“) wurde für den 15jäh­ri­gen Pet­zer die erste Be­wäh­rungs­pro­be sei­nes Le­bens. Im Zuge des Frie­dens von Preßburg von 1805 mußte Tirol an Bay­ern ab­ge­tre­ten wer­den, das aber ab 1808 zu­neh­mend die in die­sem Frie­den ver­bürg­ten Rech­te der Ti­ro­ler mi­ßach­te­te, so daß es 1809 zu einer Auf­stands­be­we­gung ge­kom­men war, an deren Spit­ze An­dre­as Hofer stand. In die­sem Zu­sam­men­hang wur­den über­all im Land Schüt­zen­kom­pa­ni­en mo­bi­li­siert, so auch in Bru­n­eck, zu der sich Pet­zer mel­de­te.

Im Mai/Juni 1809 war nun Pet­zer zu­erst Fähn­rich bzw. Fou­rier. Seine Kom­pa­nie wurde in Maria Lug­gau (Le­sach­tal, liegt be­reits in Kärn­ten) ein­ge­setzt. Er nahm als Kom­man­dant an einer 30­köp­fi­gen Er­kun­dungs­mann­schaft teil, die über die Kar­ni­schen Alpen ins „Ve­ne­zia­ni­sche“ Rich­tung Tol­mez­zo einen Vor­stoß un­ter­nahm. Im Au­gust 1809 wurde die Kom­pa­nie neu­er­lich mo­bi­li­siert, und Pet­zer wurde zum Un­ter­leut­nant ge­wählt und in der Ge­gend um Cor­ti­na d’Am­pez­zo ein­ge­setzt, wo es auch zu Kampf­hand­lun­gen ge­kom­men war. Auf­grund von Nach­schub­pro­ble­men mußte je­doch die Kom­pa­nie zu­rück­ge­nom­men wer­den, womit Pet­zers „Kriegs­ein­satz“ auch be­en­det war.

Pet­zer war dann in Bozen, wo er bei sei­nem Onkel lebte, Zeuge, wie An­dre­as Hofer von den Fran­zo­sen von Meran über Bozen nach Man­tua ge­bracht wurde. In sei­nen „Re­mi­nis­zen­zen“ schreibt er: „Als Hofer bald dar­auf nach Man­tua ab­ge­führt wurde und es da­mals noch sehr kalt war, warf ein Be­kann­ter von mir […] dem Hofer, den es sehr fror, sei­nen noch guten Man­tel zu, wofür ihm Hofer mit einem ‚Ver­gelt’s Gott‘ dank­te.“

Nach dem Ab­schluß des Gym­na­si­ums stu­dier­te Pet­zer an der Uni­ver­si­tät Lands­hut Rechts­wis­sen­schaf­ten, wo auch viele Ti­ro­ler stu­dier­ten. Diese Uni­ver­si­tät be­stand von 1800 bis 1823 in Nach­fol­ge der Uni­ver­si­tät In­gol­stadt und wurde dann nach Mün­chen ver­legt. Er war dort Mit­glied der 1810 ge­grün­de­ten Lands­mann­schaft Ty­ro­lia. Nach sei­nem Stu­di­um kehr­te er nach Tirol zu­rück und schlug die Rich­ter­lauf­bahn ein. Bis 1854 war er als Rich­ter auf ver­schie­de­nen Pos­ten im Pus­ter­tal ein­ge­setzt und wurde dann Staats­an­walt am Lan­des­ge­richt in Inns­bruck, wo er 1864 in den Ru­he­stand ging.

Im Re­vo­lu­ti­ons­jahr 1848 en­ga­gier­te sich Pet­zer po­li­tisch. Er kan­di­dier­te für die Frank­fur­ter Na­tio­nal­ver­samm­lung („Pauls­kir­chen­ver­samm­lung“), wurde ge­wählt und ge­hör­te die­ser als frak­ti­ons­lo­ser Ab­ge­ord­ne­ter vom 19. Ok­to­ber 1848 bis zum 14. April 1849 an. Er ver­trat den Wahl­kreis Pus­ter- und Ei­sack­tal. Er war neben Ma­xi­mi­li­an Lud­wig Frhr. von Ga­gern (AW EM) das zwei­te Mit­glied einer ös­ter­rei­chi­schen CV-Ver­bin­dung, das die­sem Par­la­ment an­ge­hör­te.

Mit Be­ginn der kon­sti­tu­tio­nel­len Ära in Ös­ter­reich ab 1861 en­ga­gier­te sich Pet­zer neu­er­lich po­li­tisch, und zwar bei der da­mals ent­stan­de­nen ka­tho­lisch-kon­ser­va­ti­ven Be­we­gung. 1865 wurde er in den Inns­bru­cker Ge­mein­de­rat (hieß da­mals „Gro­ßer Bür­ger­aus­schuß“) ge­wählt. 1867 kan­di­dier­te er bei den Wah­len zum Ti­ro­ler Land­tag, wurde ge­wählt und ge­hör­te die­sem vom 8. Fe­bru­ar 1867 bis zum 9. Mai 1875 an. Von 1867 bis 1870 war er auch Mit­glied des Lan­des­aus­schus­ses, des Exe­ku­tiv­or­gans der au­to­no­men Lan­de­ver­wal­tung, einer Vor­form der spä­te­ren Lan­des­re­gie­rung.

Da die Aus­tria Inns­bruck im Schoß der ka­tho­li­schen-kon­ser­va­ti­ven Be­we­gung ent­stand, er­ga­ben sich bald Kon­tak­te zwi­schen ihr und Pet­zer, der dann vom BC der Aus­tria am 2. Fe­bru­ar 1873 zum Eh­ren­mit­glied er­nannt wurde (Cou­leur­na­me Dr. cer. Ahas­ver). Seine Be­zie­hun­gen zur Ver­bin­dung dürf­ten wohl en­ge­rer Natur ge­we­sen sein,, denn be­reits kurz nach die­ser Ver­lei­hung wurde er zum Doc­tor ce­re­vi­siae pro­mo­viert.

Pet­zer wurde am 8. No­vem­ber 1875 der Orden der Ei­ser­nen Krone III. Klas­se ver­lie­hen. Zu­sätz­lich wurde er aus die­sem Anlaß am 29. Fe­bru­ar 1876 in den Rit­ter­stand er­ho­ben und er­hielt den Na­mens­zu­satz „von Ra­sen­heim“. Eben­so er­hielt er den Titel Ober­lan­des­ge­richts­rat. Sein Sohn war Jo­hann Pet­zer (AIn), seine Enkel Anton Pet­zer (AIn), Jo­seph Pet­zer (AIn) und Leo Pet­zer (AIn) sowie sein Ur­en­kel Anton Pet­zer (AIn). Seine Toch­ter The­re­se war beim 10. Stif­tungs­fest der Aus­tria Fah­nen­pa­tin. Deren Mann, also Pet­zers Schwie­ger­sohn, war der Rechts­an­walt und Ti­ro­ler Land­tags­ab­ge­ord­ne­te Josef Wa­cker­nell, Edler von Rech­t­en­thurn (AIn).

Pet­zer ver­faß­te spä­ter eine hand­schrift­li­che Au­to­bio­gra­phie unter dem Titel „Re­mi­nis­zen­zen“, die sich haupt­säch­lich mit 1809 be­faßt. Bei sei­nem Tod wurde er als „letz­ter Sand­wirt­of­fi­zier“ be­zeich­net. Im Ge­samt­ver­zeich­nis des CV aus dem Jahr 1910 gibt es auf Seite 463 eine „Ge­denk­ta­fel der Kriegs­teil­neh­mer“, wo er als „ers­ter Feld­zug­s­ol­dat des CV“ an­ge­führt ist. Er starb als äl­tes­ter An­ge­hö­ri­ger des CV. „Mit ihm schied ein Stück Alt­ti­rol, mit ihm ging der letz­te Landstur­m­of­fi­zier von Anno neun zur ewi­gen Ruhe ein.“ (Aca­de­mia)


Quellen und Literatur:

Academia 22 (1909/10), 14–19.
Tiroler Anzeiger, 4. 8. 1928, 4.
Austrier-Blätter Nr. 16, 1947, 222.
Kriss, Simon–Zathammer, Stefan: Austriae mortuis I. Die Verstorbenen Austrier der Rezeptionsjahrgänge von 1864–1910. Innsbruck 2024, 80f. und 523.
Schober, Richard: Geschichte des Tiroler Landtages im 19. und 20. Jahrhundert. Mit einem Beitrag von Eberhard Lang. Innsbruck 1984, 573.
Adelslexikon des Österreichischen Kaisertums 1804–1918. Herausgegeben und kommentiert von Peter Frank-Döfering. Wien 1989, 449.