Lebenslauf:
Gagern wurde als Sohn des Hans Christoph Frhr. von Gagern geboren und evangelisch-reformiert getauft. Seine Mutter war katholisch. Die Familie Gagern stammte aus Rügen und ist seit ca. 1300 nachweisbar. Im 15. Jahrhundert teilte sie sich in zwei Linien, aus der älteren entstammte der sich im 18. Jahrhundert gebildete süddeutsche Zweig, der in Nassau begütert war. Diesem gehörte Gagern an.
Gagerns Vater hatte sich 1814/15 um den Zusammenschluß der ehemaligen Österreichischen Niederlande (Belgien) mit dem Königreich der Niederlande verdient gemacht. Sein älterer Bruder Heinrich wurde später Ministerpräsident des Großherzogtums Hessen-Darmstadt und war 1848 Präsident der Frankfurter Nationalversammlung. Ein ebenfalls ältere Bruder war General.
Gagern genoß im Grundschulalter Privaterziehung und besuchte zwischen 1820 und 1826 Gymnasien in (Bad) Kreuznach, Mannheim und Weilburg. Danach studierte er Rechtswissenschaften und Philosophie in Heidelberg, wo er einer Burschenschaft beitrat, in Utrecht und in Göttingen. 1829 trat er in den Dienst der Niederlande, war kurz Volontär an deren Gesandtschaft in Paris und noch 1829 im Zivilkabinett des Königs. Ab 1830 machte er in besonderen Verwendungen den Abwehrkampf bei der Loslösung Belgiens von der Niederlande mit. Die Sehnsucht nach der Heimat ließ ihn 1833 nach Nassau zurückkehren, um dann in Halle Geschichte zu studieren (Dr. phil. 1837), und strebte die Laufbahn eines Historikers an. 1837 habilitierte er sich für dieses Fach an der Philosophischen Fakultät der Universität Bonn.
Beim sog. „Kölner Ereignis“, der Verhaftung des Kölner Erzbischofs Clemens August Droste zu Vischering am 20. November 1837 im Rahmen des ersten preußischen Kulturkampfes äußerte sich Gagern kritisch über das Verhalten Preußens. Gleichzeitig geriet er in Kontakt mit dem frühen politischen Katholizismus. Das alles brachte ihn in einem Gegensatz zum protestantischen Preußen. Er verzichtete auf die Dozentur und kehrte 1840 nach Nassau in den dortigen Staatsdienst zurück. Von 1844 bis 1848 war nassauischer Gesandter für die Niederlande und Belgien.
Im Jahr 1843 konvertierte Gagern zum Katholizismus. Das hindert ihn aber nicht, 1848 Preußen die führende Rolle bei der Lösung der deutschen Frage zuzubilligen. Gagern wurde Mitglied des Vorparlaments und sodann der Frankfurter Nationalversammlung („Paulskirchenversammlung“). Er war dort vom 18. Mai 1848 bis 20. Mai 1849 Abgeordneter, vertrat den 2. Wahlkreis Nassau und gehörte der Casino-Fraktion an. Er war neben Anton Petzer (AIn EM) das zweite Mitglied einer österreichischen CV-Verbindung, die diesem Parlament angehörte.
Dort versuchte Gagern, der beschlossenen Frankfurter Reichsverfassung zum Durchbruch zu verhelfen, und war vom 9. August bis zum 5. September 1848 Unterstaatssekretär des „Reichsministeriums des Äußeren“. Nach dem Scheitern der Frankfurter Nationalversammlung nahm er noch an der Gothaer Versammlung sowie 1850 am Erfurter Parlament teil, wurde jedoch 1854 zum Austritt aus dem nassauischen Staatsdienst gezwungen.
Danach übernahm Gagern kurzfristig die Leitung des Familiengutes in Hornau (heute Stadt Kelkheim, Main-Taunus-Kreis, Hessen), das er seit 1852 besaß. Über Vermittlung Leopolds I., Königs der Belgier, kam er in den österreichischen Staatsdienst und wurde dort Ministerialrat im Außenministerium, wo er die handelspolitische Abteilung leitete. Dort betrieb er nach einer Revision früherer Anschauungen eine entschieden großdeutsch-österreichische Politik, so daß der Ausgang des Krieges von 1866 für ihn eine persönliche Katastrophe bedeutete. Von 1860 bis 1865 leitete er auch die Presseabteilung des Ministeriums. Nach 1866 war Gagern wieder ausschließlich für Handelspolitik zuständig. Insbesondere war er für die Koordination der Weltausstellung 1873 in Wien zuständig. 1874 trat er dann in den Ruhestand. Danach war er noch Mitglied des Verwaltungsrats der Südbahn-Gesellschaft, deren Vizepräsident er von 1885 bis 1889 war.
Am 16. Januar 1881 wurde Gagern von Kaiser Franz Joseph zum erblichen Mitglied des österreichischen Herrenhauses ernannt, dem er bis zu seinem Tod angehörte. Dort schloß er sich der Rechten an. Bereits vorher kam er in Kontakt zu der sich herausbildenden katholisch-konservativen Bewegung und förderte kirchliche sowie caritative Einrichtungen. In diesem Zusammenhang steht auch die Ehrenmitgliedschaftsverleihung der Austria Wien an ihn.
In Kelkheim (siehe oben) sind eine Verkehrsfläche (Ring) sowie eine Grundschule nach ihm benannt worden.
Werke:
Das Leben des Generals Friedrich von Gagerns. Drei Bände (1857).Jugenderinnerungen aus dem Gebiet der Nationalität (1889).
Quellen und Literatur:
Pastor, Ludwig von (AIn EM): Leben des Freiherrn Max von Gagern 1810 – 1989. Ein Beitrag zur politischen und kirchlichen Geschichte des neunzehnten Jahrhunderts. Kempten 1912.Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950, Band 1, Wien 1957, 391f.
Wentzke, Paul: Maximilian Gagern, in: Neue Deutsche Biographie 6, Berlin 1964, S. 36f. (Online-Fassung).
Pastor, Ludwig von (AIn EM): Leben des Freiherrn Max von Gagern 1810 – 1989. Ein Beitrag zur politischen und kirchlichen Geschichte des neunzehnten Jahrhunderts. Kempten 1912.
Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950, Band 1, Wien 1957, 391f.
Wentzke, Paul: Maximilian Gagern, in: Neue Deutsche Biographie 6, Berlin 1964, 36f. (Online-Fassung).
]https://www.parlament.gv.at/WWER/PARL/J1848/Gagern.shtml(abgerufen am 07.07.2022)