Lebenslauf:
HERKUNFT UND AUSBILDUND
Hintner-Aschauer wurde als unehelicher Sohn des Anton Frhr. von Aschauer von und zu Achenrain, Lichtenthurn und Freundsheim, zuletzt Major der k. k. Landwehr (1821–1895), und der Elisabeth Hintner geboren. Deren Bruder Josef Hintner war Arzt, Gemeindevorsteher in Brandenberg und liberaler Tiroler Landtagsabgeordneter.
Die aus Tirol stammende Familie Aschauer wurde 1675 als Ritter in den erbländisch-österreichischen Adel erhoben und 1778 in die Tiroler Adelsmatrikel eingetragen. Die Erhebung in den Freiherrenstand erfolgte 1794. Die Eheschließung des Anton Frhr. von Aschauer mit Eugenie Jung von Junginsfeld erfolgte am 27. August 1857, also gut drei Monate vor der Geburt Hintner-Aschauers. Am 17. Mai 1895 – kurz vor dem Tod seines Vaters – legitimierte Kaiser Franz Joseph I. Hintner-Aschauers uneheliche Geburt. Seither führte er den Zusatznamen Aschauer ohne Verwendung des Adelsprädikates.
Die Volksschule besuchte Hintner-Aschauer in Brandenberg, das Gymnasium in Innsbruck, wo er 1878 die Matura ablegte. Ab 1. Oktober 1878 begann er sein Einjährig-Freiwilligenjahr beim Tiroler Kaiserjägerregiment (damals gab es nur eines, erst ab 1895 vier). Er wurde am 30. September 1879 in die Reserve versetzt und am 1. November 1880 zum Leutnant der Reserve ernannt. Danach begann er das Studium an der Medizinischen Fakultät der Universität Innsbruck, wo er der Austria beitrat (Couleurname Dr. cer. Laudon). Im Wintersemester 1881/82 studierte er in München, danach wiederum in Innsbruck. Im Sommersemester 1882 und im Wintersemester 1882/83 war er Fuchsmajor und im Sommersemester 1883 Senior.
DIE DUELLVERWEIGERUNGSAFFÄRE HINTNER
1883/84 wurde Hintner-Aschauer in eine Duellverweigerungsaffäre hineingezogen, die in Österreich großes Aufsehen erregte. Am 14. Oktober 1883, einem Sonntag, kam es auf der Bahnfahrt von Hall/Tirol nach Innsbruck zu folgendem Vorfall: Hintner-Aschauer, ein weiterer von der Austria und Carl Ritter von Mörl, ein Angehöriger des Innsbrucker Corps Rhaetia, befanden sich im selben Abteil. Dieser bezeichnete die beiden CVer als „päpstliche Buben, die statt des Bieres Weihwasser trinken und schlecht studieren“. Nach einem kurzen Wortwechsel drohte Hintner-Aschauer Mörl ein paar Ohrfeigen an, worauf sich dieser als Reserveoffizier deklarierte und vier Wochen später nach Weigerung Hintner-Aschauers, seine Äußerung zurückzunehmen, zum Duell aufforderte.
Inzwischen zeigte Hintner-Aschauer Mörl an. Dieser erhielt wegen Ehrenbeleidigung vom Bezirksgericht Innsbruck am 31. Dezember 1883 eine Strafe von 20 Gulden. Trotz dieser eindeutigen Verurteilung, aufgrund der Mörl am 20. Januar 1884 aus dem Offiziersstand verstoßen wurde, kam es am 11. Januar 1884 zu einer Verhandlung eines ehrenrätlichen Verfahrens gegen Hintner-Aschauer beim k. u. k. XIV. Korpskommando Innsbruck, bei der er „wegen absoluter Verweigerung des Zweikampfes der Offiziers-Charge für verlustig erklärt wurde“.
Die Öffentlichkeit beschäftigte sich mit dem Urteil gegen Hintner-Aschauer sehr stark. Bei der Sitzung der Delegationen des Reichsrates am 12. November 1884 hatte der Tiroler Reichsratsabgeordnete Josef Greuter (AIn EM) die Degradierung Hintner-Aschauers zur Sprache gebracht. Hintner-Aschauer wurde jedoch in seiner Korporation gefeiert und erhielt die Bänder der Aenania, Bavaria Bonn, Markomannia und Saxonia.
HINTNER ALS GRÜNDER DER CAROLINA
Ab dem Wintersemester 1885/86 studierte Hintner-Aschauer an der Medizinischen Fakultät der Universität Graz (dort Dr. med. 1890) weiter, wo es damals noch keine katholische Verbindung gab. Er und ein paar weitere Studenten faßten im Mai 1888 den Entschluß, eine Verbindung zu gründen, wobei die Marianische Kongregation dabei hilfreich gewesen sein dürfte. Die neue Verbindung wurde nach dem Gründer der Grazer Universität, Erzherzog Karl II. von Innerösterreich, Carolina benannt. Die Statuten wurden am 18. August 1888, dem 58. Geburtstag Kaiser Franz Josephs I., genehmigt. Die Gründer hatten diesen glücklichen Zufall mit in ihre proösterreichische Programmatik einbezogen und diesen Tag als Gründungsdatum festgelegt. Hintner-Aschauer war der Gründungssenior.
Nach dem Studienende 1890 ging Hintner-Aschauer als Assistenzarzt nach Wien, 1894/95 war er Gemeindearzt in Waizenkirchen (Oberösterreich), 1895/97 Arzt und Zahnarzt in Grieskirchen (Oberösterreich), 1897/99 Zahnarzt in Linz, 1899 Badearzt in Velden (Kärnten) und ab 1900 Gemeindearzt in Wulzeshofen (Niederösterreich), wo er bis zu seinem Tod tätig war.
Wegen einer banalen Geldausleihgeschichte wurde Hintner-Aschauer am 28. Januar 1899 von Carolina i. p. dimittiert, nicht jedoch von seiner Urverbindung Austria Innsbruck. Anläßlich des 60. Stiftungsfestes Carolinas 1948 wurde die Dimissio Hintner-Aschauers nach Rücksprache mit der Austria und dem ÖCV-Rechtspfleger Alois Großmann (AIn, Cl) wegen der damaligen formalen Mängel und der Geringfügigkeit des Vergehens aufgehoben.
Quellen und Literatur:
Verbindungsarchiv Carolina. Carolinas Tote I, 3ff.Kriss, Simon–Zathammer, Stefan: Austriae mortuis I. Die Verstorbenen Austrier der Rezeptionsjahrgänge von 1864–1910. Innsbruck 2024, 136f. und 525.
Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Freiherrlichen Häuser 1909. Gotha o. J. (1909), 19f.
Hartmann, Gerhard (Baj, Cl): Im Gestern bewährt. Im Heute bereit. 100 Jahre Carolina. Zur Geschichte des Verbandskatholizismus. Unter Mitarbeit von Dieter A. Binder. Herausgegeben von Maximilian Liebmann im Auftrag des Altherrenbundes der K. Ö. H. V. Carolina (= Grazer Beiträge zur Theologiegeschichte und Kirchlichen Zeitgeschichte Band 2). Graz 1988, 39–45, 141–143, 186.
Hartmann, Gerhard (Baj) – Simmerstatter, Markus (Cl): Ein großes Gehen Hand in Hand. 125 Jahre Carolina 1888 bis 2013. Graz 1913, 314.