Lebenslauf:
Greuter wurde als Sohn eines Bauern und Webers geboren. Nach der Absolvierung der Volksschule und des Gymnasiums in Innsbruck trat er in das Priesterseminar in Brixen ein und studierte an der dortigen Philosophisch-theologischen Hauslehranstalt. Nach seiner Priesterweihe am 31. Juli 1842 war er ab 1843 Kaplan in Mieming (Bezirk Imst) und ab 1846 Kaplan und Pfarrer in Flaurling (Bezirk Innsbruck-Land). 1850 wurde er Religionslehrer am Staatsgymnasium in Innsbruck, unterrichtete aber dort auch Geschichte, Mathematik und Physik. Als Lehrer war er sehr beliebt.
In Innsbruck wurde Greuter zur zentralen Figur der aufstrebenden katholisch-konservativen Bewegung. 1861 wurde er Präses des katholischen Volksvereins Tirols und war damit führend tätig bei der Interessensvertretung der katholischen Kirche bzw. der Katholiken gegenüber der liberalen Regierung der damaligen Zeit. Infolge des Protestantenpatents von 1861 befürchtete man nämlich eine entsprechende „Überflutung“ in Tirol.
Bei einer Nachwahl zum Reichsrat am 3. Mai 1864 wurde Greuter in das Abgeordnetenhaus gewählt, dem er vom 12. November 1864 nach Neuwahlen bis zu seinem Tod angehörte (I. bis VII. Wahlperiode). Ebenfalls 1864 wurde er bei einer Nachwahl in den Tiroler Landtag gewählt, dem er dann nach entsprechenden Wiederahlen gleichfalls bis zu seinem Tod angehörte (I. bis VI. Wahlperiode). Von 1867 bis 1870 war er Mitglied des Landesausschusses, des Exekutivorgans der autonomen Landesverwaltung, eine Vorform der späteren Landesregierung.
1867 sagte Greuter im Abgeordnetenhaus: „Die soziale Frage wird ein vernichtendes Gericht über den Liberalismus halten.“ Als durch die Maigesetze des Jahres 1868 die Schulaufsicht der Kirche entzogen und dem Staat übertragen wurde, verweigerte der Tiroler Landtag unter maßgeblicher Einwirkung Greuters als Führer der katholisch-konservativen Landtagsmehrheit die Beschlußfassung eines entsprechenden Landesgesetzes zur Durchführung. Es kam dann daraufhin 1869 zu einer Regierungsverordnung zwecks Durchsetzung des Gesetzes, gegen die der Landtag opponierte. Greuter und die hinter ihm stehende Landtagsmehrheit war nicht nur gegen dieses Schulgesetz, sondern auch gegen andere ähnliche Maßnahmen der Regierung.
In diesem Zusammenhang hielt Greuter am 27. September 1869 anläßlich der Generalversammlung des Katholischen Vereins in Hippach im Zillertal (Bezirk Schwaz, Tirol) eine Rede und griff dabei die Maigesetze heftig an. Aufgrund dessen wurde er wegen Majestätsbeleidung und Störung der öffentlichen Ruhe angeklagt. Sein Auslieferungsbegehren wurde jedoch abgelehnt. Er erhielt in diesem Zusammenhang den Beinamen „Das Schlachtroß“ von Hippach.
Greuter war auch Mitglied der Delegationen, jener parlamentarischen Körperschaft, die die gemeinsamen Angelegenheiten der Doppel-Monarchie zu behandeln hatte. Bei der Sitzung der Delegationen des Reichsrates am 12. November 1884 hat Greuter die Degradierung von Josef Hintner-Aschauer (AIn) zur Sprache gebracht. Dieser hatte sich geweigert, einer Duellaufforderung nachzukommen, woraufhin er seiner Reserveoffizierscharge für verlustig erklärt wurde.
Greuter war seit Jahren krank und trat daher 1882 als Gymnasiallehrer in den Ruhestand. Seine Mandate behielt er aber. Er war Ehrenbürger von über 300 Tiroler Gemeinden, der Papst verlieh ihm den Titel Päpstlicher Ehrenkämmerer (Monsignore).
Quellen und Literatur:
Austrier-Blätter Nr. 15, 1946, 94.Kriss, Simon–Zathammer, Stefan: Austriae mortuis I. Die Verstorbenen Austrier der Rezeptionsjahrgänge von 1864–1910. Innsbruck 2024, 54 und 521.
Till, Rudolf: Die Anfänge der christlichen Volksbewegung in Österreich, in: Jb. der österreichischen Leogesellschaft 1937. Wien 1937, 93f.
Kretschmar, Gertrud: Msgr. Josef Greuter und die Tiroler Konservativen. Wien phil. Diss. 1949.
Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950, Band 2, Wien 1957, 58f.
Schober, Richard: Geschichte des Tiroler Landtages im 19. und 20. Jahrhundert. Mit einem Beitrag von Eberhard Lang. Innsbruck 1984, 567.
Hartmann, Gerhard (Baj): Für Gott und Vaterland. Geschichte und Wirken des CV in Österreich. Kevelaer 2006, 191.
https://www.parlament.gv.at/WWER/PARL/J1848/Greuter.shtml