Lebenslauf:
Mathis gehörte einer aus Lothringen stammenden Familie an und hatte früh seine Eltern verloren. Er besuchte die Gymnasien in Trier, Feldkirch und Brixen, wo er 1882 maturierte. Danach begann er zuerst ein Studium an der Universität Tübingen, von wo er aber bald an die Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Innsbruck (Dr. iur. 1889) wechselte, wo er der Austria beitrat (Couleurname Ralf). Anläßlich des 25. Stiftungsfestes der Austria 1889 wurde eine neue Fahne geweiht, bei der er Fahnenjunker war. Aufgrund seiner katholisch-lothringischen Herkunft stand er dem preußischen Staat distanziert gegenüber und nahm die österreichische Staatsbürgerschaft an.
Noch während seines Studiums absolvierte Mathis das Einjährig-Freiwilligenjahr bei den Tiroler Landesschützen (k. k. Landwehr; letzter Dienstgrad Leutnant der Reserve). Nach Beendigung seines Studiums begann er Anfang September 1989 seinen Dienst als Konzeptspraktikant bei der Kärntner Landesregierung in Klagenfurt, wechselte aber 1891 zur Landesregierung des Herzogtums Krain in Laibach, wo er bis Ende 1896 blieb..
Anfang 1897 wurde Mathis in das k. k Ministerium für Landesverteidigung einberufen und dem Departement für Heeresergänzungsangelegenheiten und den politischen Angelegenheiten der Mobilisierung und Kriegsleistung zugeteilt. Im Zuge des Ausgleichs Österreich-Ungarns 1867 wurde neben der k. u. k. Armee für die österreichische Reichshälfte die k. k. Landwehr und für die ungarische Reichshälfte der k. ungarische Honvéd errichtet, die jeweils einem eigenen Landesverteidigungs- bzw. Honvédministerium unterstanden. Dieses hatte eine politische wie militärische Abteilung. Es war nicht nur für die Landwehr zuständig, sondern vertrat auch die politischen Angelegenheiten der gesamten bewaffneten Macht gegenüber dem österreichischen Reichsrat bzw. dem ungarischen Reichstag.
1905 wurde Mathis zum stellvertretenden Leiter des Departements XVIII zur Bearbeitung der Angelegenheiten der Militärtaxe, der Bürger- und Schützenkorps, der Militärveteranenvereine sowie der Unterstützung der hilfsbedürftigen Familien von Mobilisierten bestellt. Seine Ernennung zum Sektionsrat erfolgte zum 1. März 1905 und die zum Leiter des Departements Mitte Februar 1910. In dieser Eigenschaft wirkte er an den Vorarbeiten u. a. des Gesetzes betreffend des Unterhaltsbeitrags für Angehörige von Mobilisierten, der Schießstandesordnung für Tirol und Vorarlberg und an der erst zu schaffenden Organisation der landsturmpflichtigen Körperschaften in Kärnten, Krain und Küstenland mit.
Nachdem Mahis am 10. Februar 1914 zum Ministerialrat ernannt wurde, erfolgte mit 1. Juli 1915 seine Ernennung zum Sektionschef im Rahmen der politischen Abteilung des Landesverteidigungsministeriums. Er war somit nicht nur das erste Urmitglied einer österreichischen CV-Verbindung, das zum Ministerialrat, sondern das auch zum Sektionschef ernannt wurde. Im Spätsommer des Jahres 1917 wurde ihm von Kaiser Karl I. der Orden der Eisernen Krone II. Klasse verliehen. Dieser entspricht dem nunmehrigen Großen Goldenen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich.
Nach dem Ende der Monarchie und der Ausrufung der Republik am 11./12. November 1918 wurde Mathis als Beamter von der Republik Österreich übernommen. Die Ministerien der österreichischen Reichshälfte bestanden als Behörde vorerst weiter und befanden sich im Status der Liquidation (i. L.), d. h., sie wurden abgewickelt. Es gab zwar keinen zuständigen Minister mehr, wohl wurde aber ein höherer Beamter mit der Leitung dieser Behörde betraut. Für das ehemalige k. k. Ministerium für Landesverteidigung i. L. wurde Mathis bestellt. Nach dessen Abwicklung ging er mit 1. April 1921 in Pension.
Mathis ehelichte eine Tochter des katholisch-konservativen Tiroler Politikers Josef Wackernell, Edler von Rechtenthurn (AIn), die über die Mutter eine Enkelin von Anton Petzer, Ritter von Rasenheim (AIn EM) war. Mathis starb einen Tag nach seinem 68. Geburtstag und wurde auf dem Friedhof Wien-Döbling begraben (23/12/2). Sein Sohn war Bruno Mathis (M-D).
Quellen und Literatur:
Verbindungsarchiv Marco-Danubia. Bruno Mathis, Jugenderinnerungen eines alten Mannes.Kriss, Simon–Zathammer, Stefan: Austriae mortuis I. Die Verstorbenen Austrier der Rezeptionsjahrgänge von 1864–1910. Innsbruck 2024, 374f. und 527.
Enderle-Burcel, Gertrude–Follner, Michaela: Diener vieler Herren. Biographisches Handbuch der Sektionschefs der Ersten Republik und des Jahres 1945. Hg. vom Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands und der Österreichischen Gesellschaft für Quellenstudien. Wien 1997, 287f.
Academia 21 (1908/09), 277; 22 (1909/10), 446; 28 (1914/15), 222; 30 (1917/18), 228; 44 (1931/32), 201.
Austrier Blätter Nr. 18, 1949, 431.
Die akademische Verbindung Austria Innsbruck. Stationen ihrer Geschichte. Innsbruck 2014, 47.