Lebenslauf:
HERKUNFT UND AUSBILDUNG
Gamper wurde als Sohn eines Schmieds geboren und absolvierte das Benediktinergymnasium in Meran. In dieser Zeit trat er der nicht mehr existierenden Pennalverbindung Athesia bei. Nach der Matura im Jahr 1904 begann er mit dem Studium an der Theologischen Fakultät der Universität Innsbruck, wo er der KV-Verbindung Tirolia beitrat (Couleurname Faßl) und größtenteils im Jesuitenkolleg Canisianum wohnte. Zu dieser Zeit war in Innsbruck auch der spätere Erzbischof von Köln, Joseph Kardinal Frings (Rst EM), bei der KV-Verbindung Rhenania aktiv, der mit Gamper in Kontakt kam.
Gampers Geburts- bzw. elterlicher Wohnort lag zwischen Bozen und Meran. Dieses Gebiet gehörte damals zum Bistum Trient, daher trat 1907 in dessen Priesterseminar ein und wurde für diese Diözese 1908 zum Priester geweiht. Danach folgten verschiedene Kaplanstellen. 1914 wurde er Kanonikus des Kollegiatkapitels der Propsteipfarrkirche zu Bozen. Mit dem Titel „Kanonikus“ wurde er in Südtirol allgemein bekannt.
In dieser Zeit kam Gamper mit dem christlichsozialen Priesterpolitiker und Brixener Theologieprofessor Aemilian Schöpfer (R-B) in Kontakt, der dessen journalistisches Talent entdeckte und ihn in der Folg förderte.
GAMPER ALS KÄMPFER FÜR SÜDTIROL
Nach der Loslösung Südtirols von Österreich im Jahr 1919 begann Gampers journalistisches und politisches Wirken. Zuerst wurde ihm die Redaktion des „Volksboten“ übertragen. 1921 übernahm er die Südtiroler Leitung der Verlagsanstalt Tyrolia, die 1936 in Athesia unbenannt wurde. Mit der Machtübernahme der Faschisten wurden zuerst alle deutschen Zeitungen verboten. 1926 gelang es aber mit Unterstützung des Heiligen Stuhles, daß – zuerst dreimal wöchentlich – die „Dolomiten“ erscheinen konnten und der Religionsunterricht in Deutsch abgehalten werden konnte. Die Erhaltung der deutschsprachigen Presse in Südtirol zu dieser Zeit war wesentlich Gampers Verdienst.
Ebenso war Gamper einer der Organisatoren des deutschsprachigen Schulunterrichtes (sog. „Katakombenschulen“) und drängte auf eine Zusammenarbeit der deutschen Parteien in einem „Deutschen Verband“. In diesen Jahren arbeitete er u. a. auch mit Eduard Reut-Nicolussi (AIn) zusammen. Gamper war auch ein entschiedener Gegner des Faschismus und vor allem des Nationalsozialismus. Im Jahr 1940 erschien von ihm der Artikel „Ein schrecklicher Verdacht“, wo er den Mord an Behinderten durch die Nazis anprangerte.
Als die Italiener im September 1943 aus dem Bündnis mit Hitler ausschieden, besetzten die Deutschen Südtirol. Gamper mußte daraufhin in Florenz untertauchen. Nach dem Krieg baute er wieder den Verlag Athesia auf und wurde deren Präsident. Bereits 1945 erschienen wieder die Tageszeitung „Dolomiten“, die Wochenzeitung „Volksbote“ und die Monatsschrift „Der Schlern“. In seinen Beiträgen in diesen Zeitungen trat er für die Autonomie Südtirols ein.
Da Gamper sein priesterliches Wirken zunehmend als journalistisches bzw. politisches verstand, kam es 1935 zum Zerwürfnis mit dem damaligen Brixener Bischof Johannes Geisler, mit dem er sich aber kurz vor dessen Tod wieder versöhnte.
GAMPER UND DER CV
Infolge der Abtrennung Südtirols von Österreich und der Verschärfung der Lage durch den Faschismus durften die Südtiroler nur mehr in Italien studieren, wobei Padua bevorzugt wurde. Von Angehörigen katholischer Pennalien Südtirols und der Austria Innsbruck wurde im Juni 1925 in Padua die Laurinia gegründet. Bereits auf der 55. Cartellversammlung 1925 in Innsbruck wurde sie in den CV aufgenommen.
Um deren Bestand und vor allem deren Mitglieder nicht zu gefährden, mußten der Name sowie die Mitglieder geheim bleiben. Im Sitzungsprotokoll wird daher deren Name nicht erwähnt („Ein Aufnahmeansuchen besonderer Art“), und auch in den Gesamtverzeichnissen findet man sie vorerst nicht. Der Schriftverkehr mit dem CV wurde über die Austria Innsbruck abgewickelt. Dabei wurde der Deckname Alemannia Innsbruck verwendet (AleI). Gottlieb Staudinger (AIn) war dafür der Sonderbeauftragte des CV bzw. ab 1933 dann des ÖCV. Erst im Gesamtverzeichnis 1931, dem letzten des gemeinsamen CV, gab es bei der Austria Innsbruck jeweils bei den Ehrenmitgliedern sowie bei den Urphilistern eine Sonderabteilung Alemannia. Gamper, ein überzeugter katholischer Verbindungsstudent, wurde im Jahr 1928 die Ehrenmitgliedschaft der Laurinia (bzw. Alemannia) verliehen
Gamper war seit 1951 zunehmend leidend und starb an Leberzirrhose und Darmkrebs. Er wurde auf dem Friedhof Oberau bei Bozen begraben. Nach seinem Tod erbte eine Nichte sein Vermögen und seine Anteile an der Athesia: Deren Mann Toni Ebner sowie deren gemeinsame Kinder übernahmen in der Folge die Leitung der Athesia bzw. der „Dolomiten“.
Werke:
(Auswahl)Seelennot eines bedrängten Volkes (1927, unter dem Pseudonym Athanasius).
Südtirol im Jubeljahr seines Bundes. Bericht über die 150-Jahr-Feier des Tiroler Herz-Jesu-Bundes (1946).
Quellen und Literatur:
Koß, Siegfried: Michael Gamper, in: Biographisches Lexikon des KV. 1. Teil. Hg. von Siegfried Koß und Wolfgang Löhr (= Revocatio historiae Band 2). Schernfeld 1991, S. 36–38.Schieweck-Mauk, Siegfried: Lexikon der CV- und ÖCV-Verbindungen. Die Korporationen und Vereinigungen des Cartellverbands der Katholischen Deutschen Studentenverbindungen (CV) und des Cartellverbands der katholischen österreichischen Studentenverbindungen (ÖCV) in geschichtlichen Kurzdarstellungen. Vierow 1997, S. 435.
Hartmann, Gerhard (Baj): Für Gott und Vaterland. Geschichte und Wirken des CV in Österreich. Kevelaer 2006, S. 229f.
Farbe tragen, Farbe bekennen 1938–45. Katholisch Korporierte in Widerstand und Verfolgung. Hg. von Peter Krause (Rt-D), Herbert Reinelt und Helmut Schmitt. Zweite wesentlich erweiterte Auflage. Teil 2: Kuhl, Manfred (F-B): Ergänzungsband Biographien. Wien 2020, S. 415f.