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MdB a.D. Dir. i.R. Dr. Hans Stercken

MdB a.D. Dir. i.R. Dr. Hans Stercken

Urverbindung: Novesia Bonn (06.01.1947)

Bandverbindungen: Sd, R-J, Bs, E-Rh, Elb, H-Na, Rad, St

Geboren: 02.09.1923, Aachen (Rheinprovinz, Preußen)
Gestorben: 26.06.1999, Bonn (Nordrhein-Westfalen)
Vorsitzender des CV-Rates, Mitglied des Bundestages, Direktor der Bundeszentrale für politische Bildung

Lebenslauf:

Stercken absolvierte in Aachen das Karls-Gymnasium. Nach seinem Abitur im Jahr 1942 wurde er zur Deutschen Wehrmacht eingezogen (letzter Dienstgrad Leutnant der Reserve). Er war an der Verschwörung des 20. Juli 1944 beteiligt, konnte aber in Belgien zeitweilig untertauchen. Noch 1944 geriet er in französische Kriegsgefangenschaft, aus der er zu Weihnachten 1945 zurückkehrte. Anfang 1946 trat er der jungen CDU bei und betätigte sich in der kirchlichen Jugendarbeit. Zu Beginn des Wintersemesters 1946/47 begann er das Studium der Klassischen Philologie, Germanistik, Geschichte und Archäologie an der Philosophischen Fakultät der Universität Bonn (Dr. phil. 1952), wo er der Novesia beitrat (Couleurname Kälchen).

Nach Abschluß des Studiums wurde er 1952 Redakteur bei der „Bonner Rundschau“, einer Teilausgabe der „Kölnischen Rundschau“. 1954 wechselte er in das Presse- und Informationsamt der Bundesregierung, einer nachgeordneten Behörde des Bundeskanzleramtes. 1955/56 war Edmund Forschbach (RFb) Chef dieses Amtes, der 1933/34 auch „Führer“ des CV war. Dort war Stercken Referent für West- und Südeuropa. 1957/58 übte er im Rahmen dieser Funktion eine Beratertätigkeit bei der türkischen Regierung und 1965 bei den Regierungen in Kamerun, Senegal, Guinea und Mauretanien aus. 1961/62 war Beobachter beim Eichmann-Prozeß in Jerusalem. In dieser Funktion begleitete er Bundeskanzler Konrad Adenauer auf zahlreichen Auslandsreisen.

1969 wurde Stercken zum Direktor der Bundeszentrale für politische Bildung bestellt. Diese wurde 1952 als Bundeszentrale für Heimatdienst gegründet und ist eine dem Bundesministerium des Inneren nachgeordnete Behörde. Aufgrund seiner nachgenannten politischen Tätigkeit wurde er ab 1976 vom Dienst freigestellt und ging 1988 in dieser Funktion in den Ruhestand. Nach der Errichtung der Bundeswehr ergriff er auch eine Reserveoffizierslaufbahn und wurde 1974 zum Hauptmann der Reserve ernannt.

Stercken engagierte sich auch in der Aachener CDU und kandidierte für sie bei den Wahlen zum deutschen Bundestag im Jahr 1976 im Wahlkreis Aachen I als Direktkandidat. Er wurde gewählt und gehörte diesem nach Wiederwahlen immer im selben Wahlkreis vom 14. Dezember 1976 bis zum 10. November 1994 fast 18 Jahre an. Bereits 1977 wurde er Obmann der CDU/CSU Bundesfraktion für die auswärtige Kulturpolitik. Nach der Bundestagswahl 1983 wurde er Obmann der Unionsfraktion im Auswärtigen Ausschuß. Schließlich übernahm er 1985 den Vorsitz dieses Ausschusses, welche Funktion er bis zum Ausscheiden aus dem Bundestag ausübte. Somit war er indirekter Nachfolger von Prälat Karl Ulitzka (Cl), der bis 1933 diese Position im deutschen Reichstag innehatte.

Von 1982 bis 1985 war Stercken Leiter der deutschen Delegation und Mitglied des Exekutiv-Komitees der Interparlamentarischen Union (IPU), deren Ehrenpräsident er seit 1990 war. Ebenfalls seit 1990 war er Präsident der Deutschen Atlantischen Gesellschaft e. V. Nach seinem Ausscheiden aus dem Bundestag kandidierte der spätere Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen (2017 bis 2021) und kurzzeitiger Bundesvorsitzender der CDU (2021/22) Armin Laschet (Ae) und gewann auch diesen Wahlkreis.

Stercken engagierte sich auch im CV. So wurde er 1972 zum Vorsitzenden des Altherrenbundes des CV gewählt, womit er nach dem deutschen CV-Statut automatisch Vorsitzender des CV-Rates (vergleichbar mit dem Vorstand der Verbandsführung im ÖCV) war. Dieses Amt bekleidete er nach Wiederwahl bis 1980. In seiner Amtszeit kam es zur Gründung des Europäischen Kartellverbands (EKV) und nach dem Vorbild der ÖCV-Bildungsakademie zur Errichtung der deutschen CV-Akademie.

Stercken hatte einen Zweitwohnsitz in Tirol. Nach ihm wurde 2002 in Aachen ein Platz benannt (zwischen Alexianer- und Löhergraben).



Quellen und Literatur:

Aktenbestand der Ehrenzeichenkanzlei der Österreichischen Präsidentschaftskanzlei (Kabinettsdirektor i. R. Heinz Hafner Am, Mitteilung 13. 9. 2022).
125 Jahre CV-Zirkel Aachen 1883–2008. Aachen 2008, 26f.