Lebenslauf:
Geiger wurde als Sohn des Gutsbesitzers und Tiroler Landtagsabgeordneten Josef Anton Geiger geboren. Nach der Volksschule ging er zuerst auf das Gymnasium in Brixen (Vinzentinum), wechselte aber dann auf das Franziskanergymnasium in Hall in Tirol, wo er bei der katholischen Pennalie Sternkorona (später MKV) aktiv wurde. Nach der Matura im Jahr 1899 studierte er an der Philosophisch-Theologischen Hauslehranstalt in Brixen, wo er am 29. Juni 1903 zum Priester geweiht wurde. Kurz davor wurde er bei der Vindelicia als Hospitant im Burschenrang aufgenommen (Couleurname Schnorps) und dort später als Urmitglied geführt.
Anschließend war Geiger Kaplan, zuletzt in Zirl. 1909 wurde er Expositus (eine Art Pfarrer) in Karrösten (Bezirk Imst), was er dann bis 1938 blieb. Im Ersten Weltkrieg war er von 1916 bis 1918 Feldkurat bei den Tiroler Standschützen. Nach dem Krieg engagierte er sich seit deren Gründung bei der Tiroler Heimwehr, daneben war er seit 1929 Leitungsmitglied des Tiroler Bauernbundes Oberinntal. Auch war er Ersatzmitglied im Tiroler Landtag, wo er den Landeshauptmann Franz Stumpf (AIn) gelegentlich vertrat.
Von 1934 bis 1938 war Geiger in Karrösten auch Ortsleiter der Vaterländischen Front. Als Vertreter der Selbständigen der Land- und Forstwirtschaft wurde er zum Mitglied des Bundeswirtschaftsrates bestellt, dem er dann vom 1. November 1934 bis zum 12. März 1938 angehörte. Interessant dabei war, daß er als Priester in dieses Gremium berufen wurde und dort die Interessen der Landwirtschaft vertrat.
Nach dem Anschluß wurde Geiger aus seinen politischen Funktionen entlassen. Als man bei ihm anläßlich einer Hausdurchsuchung Protokolle über nationalsozialistische Kreuzesschändungen entdeckte, wurde ihm im April 1939 die Ausübung als Religionslehrer untersagt. Am 3. Dezember 1939 wurde er wegen Abhörens ausländischer Sender (u. a. Radio Vatikan) und des Umschneidens einer Hitlereiche verhaftet und am 8. März 1940 zu 18 Monaten Zuchthaus verurteilt. Er war zuerst im Polizeigefangenhaus Innsbruck, dann in der Strafanstalt Garsten (Oberösterreich), von wo er im Februar 1941 entlassen wurde.
Danach erhielt Geiger Gauverbot und war als Hausgeistlicher im Schwesternheim Waldesruh in Bad Brückenau bei Fulda tätig. Nach Kriegsende wollte er in die Heimat zurückkehren, erkrankte jedoch schwer an Speisröhrenkrebs und starb im Luitpoldspital in Würzburg.
Seinem Wunsch entsprechend wurde Geiger auf dem Schwesternfriedhof in Würzburg-Zell beigesetzt. Auf einer Marmortafel an der Kirche zu Karrösten steht: „Ich habe die Gerechtigkeit geliebt und das Unrecht gehaßt; deshalb sterbe ich in der Verbannung.“ Im Haller Franziskanergymnasium wird auf einer Gedenktafel jener sechs Absolventen erinnert, die direkte und indirekte Opfer des NS-Regimes waren. Unter den direkten Opfern befindet sich neben Franz Reinisch (Le) auch Walter Krajnc (Vi), unter den indirekten Geiger.
Quellen und Literatur:
Enderle-Burcel, Gertrude: Christlich–ständisch–autoritär. Mandatare im Ständestaat 1934–1938. Biographisches Handbuch der Mitglieder des Staatsrates, des Bundeskulturrates, des Bundeswirtschaftsrates sowie des Bundestages. Unter Mitarbeit von Johannes Kraus. Hg. vom Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands und der Österreichischen Gesellschaft für Quellenstudien. Wien 1991, S. 80f.Hundert (100) Jahre A. V. Vindelicia. Festschrift im Auftrag des Philisterverbands Vindeliciae herausgegeben von Paul Torggler, Sebastian Posch und Fritz Thöni. Innsbruck 2001, S. 66.
Farbe tragen, Farbe bekennen 1938–45. Katholisch Korporierte in Widerstand und Farbe Verfolgung. Hg. von Peter Krause (Rt-D), Herbert Reinelt und Helmut Schmitt. Zweite wesentlich erweiterte Auflage. Teil 2: Kuhl, Manfred (F-B): Ergänzungsband Biographien. Wien 2020, S. 85f.