Lebenslauf:
HERKUNFT UND AUSBILDUNG
Sommer wurde als Sohn eines Bergmanns geboren, absolvierte 1907 das Bischöfliche Gymnasium in Mariaschein (Bohosudov, Böhmen) und studierte danach an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der deutschen Karl-Ferdinands-Universität Prag (Dr. iur. 1913), wo er der Saxo-Bavaria beitrat (Couleurname Staffel). Nach dem Gerichtsjahr trat er Ende 1914 als Rechtspraktikant in die oberösterreichische Landesregierung ein. Dort betreute er u. a. den Akt Adolf Hitler betreffend dessen „Flucht“ aus Österreich nach München, um der Wehrpflicht zu entgehen.
Im Januar 1915 wurde Sommer Einjährig-Freiwilliger im Feldhaubitzenregiment Nr. 3 und diente dort bis Ende des Ersten Weltkrieges (letzter Grad Oberleutnant der Reserve). Er war hauptsächlich an der Ostfront eingesetzt.
BERUFLICHE LAUFBAHN BIS 1945
Nach dem Krieg nahm Sommer wieder den Dienst bei der oberösterreichischen Landesregierung auf, wechselte jedoch 1922 zur Landwirtschaftskammer, wo er mit der Errichtung der landwirtschaftlichen Krankenkasse betraut war, kehrte aber 1927 wieder in den Landesdienst zurück, wo er in verschiedenen Bereichen tätig war. 1936 wurde er von Landeshauptmann Heinrich Gleißner (S-B) zum Präsidialvorstand des Amtes der Landesregierung bestellt. Die Ernennung zum wirklichen Hofrat erfolgte am 1. Januar 1938.
Sommer betätigte sich auch politisch bzw. im vorpolitischen Raum. So war er von 1923 bis 1934 Gemeinderat der Stadt Linz. Von 1924 bis 1930 war er oberösterreichischer Gauobmann der Christlich-deutschen Turnerschaft (die spätere Turn- und Sport-Union). Desgleichen engagierter er sich im Katholischen Volksverein. 1928 war er Mitbegründer der katholischen Pennalie Welfia in Linz (später im MKV).
Nach dem Anschluß wurde Sommer am 14. März 1938 verhaftet und blieb sechs Wochen im Polizeigefängnis Linz in Haft. Es folgte die Entlassung ohne Bezüge. Ende Mai 1938 wurde er neuerlich verhaftet, weil die og. „Hitler-Akte“ unauffindbar waren. Die Gestapo vernahm ihn deswegen. Da er keine Angaben über dessen Verbleib dieser machen konnte, wurde er im Juli 1938 wieder entlassen und mit dem Gauverbot belegt. Dieser Akt befand sich im Privathaus des früheren Linzer Weltpriesters und späteren sozialdemokratischen Landesrats Franz Jetzinger (ehemals AIn). Unter falschem Namen konnte Sommer in Wien untertauchen und bei einer Spedition arbeiten.
MIT VOLLEM EINSATZ IM JAHR 1945
Nach dem Krieg meldete sich Sommer mit 9. Juli 1945 zum Dienst im Finanzministerium, wo ihm vorerst keine Arbeit zugeteilt wurde. Deshalb kehrte er in den oberösterreichischen Landesdienst zurück und wurde am 8. August 1945 zum Leiter des Büros des Staatsbeauftragten für das Mühlviertel ernannt, das zur sowjetischen Zone gehörte.
Im Zuge der Erweiterung der provisorischen Staatsregierung Renner IV wurde Sommer nach der Länderkonferenz am 26. September 1945 zum Unterstaatssekretär im Staatsamt (= Ministerium) für Inneres ernannt, welche Position – sie entsprach einem späteren Staatssekretär – er bis zum 20. Dezember 1945 innehatte. In dieser Funktion organisierte er die ersten Nationalratswahlen nach dem Krieg am 25. November 1945 (sog. „Kathreins-Wahlen“). Sie waren insofern Schicksalswahlen, weil mit diesen auch die kommunistische Gefahr gebannt wurde.
Mit 10. Januar 1946 wurde Sommer vom Bundeskanzler Leopold Figl (Nc) zum Leiter der Präsidialsektion des Bundeskanzleramtes bestellt und am 5. Februar 1946 zum Sektionschef ernannt. Damit war er der oberste Beamte im Bundeskanzleramt und für dessen organisatorischen Wiederaufbau zuständig.
Sommer starb an seinem Schreibtisch im Dienst. Sein Nachfolger wurde Eduard Chaloupka (Baj), der spätere Vorsitzende der Verbandsführung des ÖCV. Staatskanzler bzw. Bundespräsident Karl Renner bezeichnete Sommer als einen „unermüdlichen, von höchsten sittlichen Idealen erfüllten Mann“. Er wurde auf dem Hietzinger Friedhof in Wien begraben.
Quellen und Literatur:
Slapnicka, Harry: Oberösterreich. Die politische Führungsschicht ab 1945 (= Beiträge zur Zeitgeschichte Oberösterreichs). Linz 1989, S. 273f.Enderle-Burcel, Gertrude–Follner, Michaela: Diener vieler Herren. Biographisches Handbuch der Sektionschefs der Ersten Republik und des Jahres 1945. Hg. vom Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands und der Österreichischen Gesellschaft für Quellenstudien. Wien 1997, S. 439f.
Farbe tragen, Farbe bekennen 1938–45. Katholisch Korporierte in Widerstand und Verfolgung. Hg. von Herbert Fritz und Peter Krause (Rt-D). Wien 2. wesentlich verb. Aufl. 2013, S. 526f.