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Gen.-Dir. i.R. Stefan Niehsner

Gen.-Dir. i.R. Stefan Niehsner

Urverbindung: Rugia (08.04.1948)

Geboren: 25.11.1914, Wien
Gestorben: 13.10.1991, Wien
Stellvertretender Vorstandsvorsitzender bzw. Generaldirektorstellvertreter (Versicherungsanstalt der Österreichischen Bundesländer AG), tit. Generaldirektor, 2. Kartellvorsitzender-Stellvertreter des MKV, 1. Vorortsschriftführer
Politische Haft: 1938 Polizeihaft Wien

Lebenslauf:

Niehsner wurde als Sohn eines Bankbeamten (Bankhaus Rothschild) geboren und besuchte das Schottengymnasium in Wien. In dieser Zeit war er ab 1929 bei der katholischen Pennalie Tuistonia (später MKV) aktiv, die eigentlich ihren Sitz in Mödling hatte. Sein Leibbursch dort war der spätere kaufmännische Vorstandsdirektor der Siemens AG Österreich, Vinzenz Hübl (Dan).

Nach der Matura besuchte Niehsner Kurse für Versicherungsfachwissen an der Technischen Hochschule sowie an der Hochschule für Welthandel und trat Anfang November 1934 in den Dienst der Versicherungsanstalt der Österreichischen Bundesländer (Bundesländerversicherung), wo er bei der „Caritas“-Sterbeversicherung eingesetzt war. Generaldirektor war damals Carl Habich (Nc). Nach dem Anschluß wurde Niehsner als engagierter Gegner des Nationalsozialismus am 14. März 1938 verhaftet und blieb bis 25. Mai 1938 in Polizeihaft. Am 30. September 1938 wurde er als „unerwünschtes Element“ von der inzwischen „gleichgeschalteten“ Bundesländerversicherung entlassen und im November 1938 zur Fliegerabwehr einberufen, bei der er quer durch Europa Dienst tat. Zum Ende des Krieges geriet er in sowjetische Kriegsgefangenschaft, aus der er durch einen glücklichen Zufall bald im Herbst 1945 entlassen wurde.

Bereits mit 1. Oktober 1945 war Niehsner wieder im Dienst der Bundesländerversicherung und begann das Studium der Versicherungsmathematik an der Technischen Hochschule in Wien, wo er der Rugia beitrat (Couleurname Giselher). Möglicherweise hatte der Beitritt zur Rugia beim damaligen Generalsekretär der Bundesländerversicherung, Anton Zöhrer (Rg EM), seine Ursache. Niehsner engagierte sich gleich nach dem Krieg im MKV, bei dem er von 1945 bis 1951 2. Kartellvorsitzender-Stellvertreter war. Als die Rugia für das Studienjahr 1951/52 zum Vorort gewählt wurde, bekleidete in diesem die Funktion des 1. Vorortsschriftführers. Niehsner beendete das Studium ohne Graduierung.

Innerhalb der Bundesländerversicherung stieg Niehsner in der Folge rasch auf: 1950 Handlungsbevollmächtigter (Disponent), Anfang 1954 Leiter der Unfall-Fachabteilung unter gleichzeitiger Erteilung der Prokura, 1958 Oberprokurist, 1960 Direktorstellvertreter und 1961 Direktor. Im Zuge der Olympischen Winterspiele 1964 in Innsbruck wurde Niehsner vom Verband der Versicherungsunternehmen Österreichs beauftragt, für diese die Unfall- und Haftpflichtversicherung pauschal zu regeln. Ebenso gelang ihm zu dieser Zeit, die Pauschalhavarie-Versicherung für die niederösterreichischen Feuerwehren zu organisieren. Aufgrund seiner bisherigen Verdienste wurde er vom Aufsichtsrat mit 1. April 1967 in den Vorstand berufen, wobei er seinen Aufgabenbereich (UH: Unfall, Haftpflicht) weiter behielt, und mit 6. Dezember 1973 zum stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden bestellt bzw. zum Generaldirektorstellvertreter ernannt. In dieser Zeit war Herbert Cretnik (BbW) Generaldirektor.

Aufgrund seiner Stellung in der größten österreichischen Versicherung bekleidete Niehsner auch zahlreiche Funktionen im Verband der Versicherungsunternehmen Österreichs. So war er dort ab 1963 Vorsitzender der UH-Sektion und nach seiner Pensionierung Mitglied des Aufsichtsrates der Allgemeinen Rechtsschutzversicherung AG, der Wiener Rückversicherungs AG sowie auch der „GASTA“ Gaststätten- und Kommerzagentur AG, der damals des ÖCV-Haus sowie das dort lozierte Restaurant „Grünes Tor“ gehörte. Mit 1. Januar 1980 schied Niehsner aus dem Vorstand der Bundesländerversicherung und ging in Pension, aus welchem Anlaß ihm der Aufsichtsrat den Titel Generaldirektor verlieh.

Niehsners privates Interesse galt dem Fußball und hier insbesondere dem SK Rapid Wien, was er sich auch mit Unterrichtsminister Drimmel (NdW) und Sektionschef Heinz Pruckner (Nc) teilte. Das zeigte sich nicht nur, daß er kaum ein Match seines Klubs verabsäumte, sondern auch in seinem Engagement für ihn. So war er von 1956 bis 1958 Sektionsleiter Fußball. In dieser Zeit war der legendäre Max Merkel Trainer bei Rapid, und damals spielten in der Mannschaft u. a. Walter Zeman, Ernst Happel und Gerhard Hanappi. Niehsner starb nach langer, schwerer Krankheit im 77. Lebensjahr und wurde auf dem Friedhof in Pressbaum (Bezirk St. Pölten-Land, Niederösterreich) begraben.

Quellen und Literatur:

Aktenbestand der Ehrenzeichenkanzlei der Österreichischen Präsidentschaftskanzlei (Kabinettsvizedirektor Heinz Hafner Am, Mitteilung 19. 5. 2020.
Verbindungsarchiv Rugia (Peter Kuleff, 3.–9. 2. 2020).
Kiesberg, Stefan: Generaldirektor i. R. Stefan Niehsner, 1914–1991. 45 Jahre im Dienste des österreichischen Versicherungswesens, in: Österreich über alles, wann es nur will. Versicherungsgeschichte Österreichs Band IX. Wien 2008, S. 441–458.
Farbe tragen, Farbe bekennen 1938–45. Katholisch Korporierte in Widerstand und Farbe Verfolgung. Hg. von Peter Krause (Rt-D), Herbert Reinelt und Helmut Schmitt. Zweite wesentlich erweiterte Auflage. Teil 2: Kuhl, Manfred (F-B): Ergänzungsband Biographien. Wien 2020, S. 232.