Lebenslauf:
Pruckner wurde als Sohn eines Gendarmeriebeamten geboren, besuchte fünf Klassen der Volksschule in Korneuburg und danach die beiden ersten Klassen des Realgymnasiums in Korneuburg bzw. in Wien-Floridsdorf. 1924 wechselte er an das Stiftsgymnasium in Seitenstetten (Niederösterreich), wo er bei der katholischen Pennalie (später MKV) Udonia aktiv war. Nach der Matura im Jahr 1930 begann er das Studium an der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien (abs. iur. 1935, Dr. iur. 1936), wo er der Norica beitrat (Couleurname Harald). Da seine Eltern früh verstorben sind, mußte er sich das Studium als Werkstudent finanzieren. Im Zuge der sog. Abschaltung des ÖCV vom CV im Sommer 1933 war Norica Vorort des nun gegründeten Dritten ÖCV, und Pruckner wurde zum 1. Vorortsschriftführer gewählt. Er war neben dem VOP Alfred Benn (Nc) der Mitunterzeichner des sog. Abschaltungsbriefes vom 11. Juli 1933.
Nach dem Studium und einer kurzen Gerichtspraxis am Landesgericht für Strafsachen in Wien trat Pruckner am 12. Juni 1935 in den Dienst der Niederösterreichischen Landesregierung. Nach kurzer Verwendung bei der Bezirkshauptmannschaft in Hietzing-Umgebung war er ab dem Frühjahr 1936 in der Landesregierung in Wien, zuletzt im Rechtsbüro, tätig. Nach dem Anschluß im März 1938 wurde er zuerst vom Dienst suspendiert und mit 31. März 1939 ohne Anspruch auf den Ruhegenuß in den dauernden Ruhestand versetzt. Bereits am 1. März 1939 wurde er zur Deutschen Luftwaffe eingezogen und war auf den Kriegsschauplätzen in Frankreich, Italien, Rußland, Griechenland und Jugoslawien eingesetzt. Die letzten Kriegstage war er mit seiner Einheit im Raum Tulln, den die Rote Armee am 6. April 1945 erreicht hatte. Im Zuge dessen wurde er verwundet, konnte in ein Lazarett in Kitzbühel transportiert werden und geriet dort in US-Kriegsgefangenschaft.
Nach der Entlassung aus dieser am 29. Juni 1945 stellte sich Pruckner zuerst dem damaligen Tiroler Landeshauptmann Karl Gruber (AW) zur Verfügung und war Präsidialsekretär beim Staatskommissär für die unmittelbaren Bundesangelegenheiten im Land Tirol. Mit 1. Januar 1946 wurde er in das Unterrichtsministerium nach Wien berufen und war dort im Präsidium tätig. Seit Juli 1947 war er Stellvertreter des Präsidialvorstands und ab 1. September 1951 Leiter der Präsidialabteilung und Budgetreferent des Ministeriums. Schließlich wurde er mit 1. Januar 1953 Präsidialvorstand und mit 1. Januar 1954 zum Ministerialrat ernannt.
Als Budgetreferent wurde Pruckner mit der Sonderaufgabe der finanziellen Organisation der IX. Olympischen Winterspiele 1964 in Innsbruck betraut. Mit 1. Januar 1963 wurde er zum Sektionschef und Leiter der Sektion IV (Volkserziehung) ernannt. Unterrichtsminister damals war Heinrich Drimmel (NdW), beide kannten sich aus den Jahren 1933 bis 1935. Diese Sektion war damals für das Sportwesen, die Bundessportschulen und –sportheime, die außerschulische Jugenderziehung und die Volksbildung zuständig. Er war nicht nur an der Organisation der Winterolympiade 1964, sondern auch an der Organisierung der XII. Olympischen Winterspiele 1976 in Innsbruck beteiligt. Mit 1. September 1976 ging er in Pension.
Pruckner war selbst aktiver Sportler beim Reichsbund für Turnen und Sport. Nach 1945 war er als Fußballschiedsrichter in der damaligen Staatsliga und als Sportjournalist tätig. Das führte zu verschiedenen ehrenamtlichen Sportfunktionen. So war er z. B. von 1962 bis 1969 Präsident des Traditionsfußballklubs Rapid Wien und dadurch gleichzeitig Vizepräsident der Österreichischen Fußball-Nationalligakommission. Als Nachfolger von Drimmel wurde er 1969 Präsident vom Österreichischen Olympischen Comité. Er legte dieses Amt bereits 1972 zurück, weil er wegen der Nichterteilung der Starterlaubnis für den Skirennläufer Karl Schranz bei der Olympischen Winterspielen in Sapporo (Japan) in die Kritik geriet. Es ging um die Frage, ob die gesamte Mannschaft deswegen ebenfalls abreisen sollte. Pruckner entschied im Einvernehmen mit der Mannschaft für deren Verbleib, was jedoch der damalige Unterrichtsminister Fred Sinowatz anders gesehen hatte.
Pruckner engagierte sich auch nach 1945 im ÖCV. So war er 1946/47 1. Vorortsbeisitzer unter dem VOP Johann Wollinger (Nc). Von 1954 bis 1958 war er Philisterconsenior der Norica, und 1968 wurde er Bandphilister der Edo-Rhenania Tokyo. Seine Söhne sind Gerhard Pruckner (Nc) und Werner Pruckner (Nc). Seine Mutter war eine Cousine von Josef Schlüsselbergr (Nc). Pruckner wurde auf dem Dornbacher Friedhof begraben (4/31).
Quellen und Literatur:
Aktenbestand der Ehrenzeichenkanzlei der Österreichischen Präsidentschaftskanzlei (Kabinettsvizedirektor Heinz Hafner Am, Mitteilung 24. 1. 2019).Verbindungsarchiv Norica (Georg Schmitz, 2. 2. 2019). Eigenhändiger Lebenslauf, Gauakt.
Mitteilung Werner Pruckner (Nc), 6. 2. 2019 (mit ausführlichen Lebenslauf).