Lebenslauf:
Benn wurde als Sohn eines Handschuhmachers geboren und besuchte die Realschule in Wien-Fünfhaus (Henriettenplatz). 1927 war er einer der Gründer der katholischen Pennalie (später MKV) Barden, die sich aber 1947 auflöste. Nach der Matura im Jahr 1929 begann er für das Lehramt in Mathematik und Physik das Studium an der Philosophischen Fakultät der Universität Wien (Lehramtsprüfung 6. Februar 1935), wo er der Norica beitrat (Couleurname Teddy) und dort im Sommersemester 1933 Consenior war.
Im Zuge des Abschaltungsprozesses der österreichischen CV-Verbindungen vom CV im späten Frühjahr bzw. Frühsommer 1933 konstituierten sich diese – noch innerhalb des CV – zum Kreis IV (Österreich). Da auch hier das Vorortsprinzip galt, wurde am 29. Juni 1933 die Norica zum Vorort gewählt, die ihrerseits Benn zum Vorortspräsidenten (VOP) bestimmte. Er gehörte am 11. Juli 1933 neben dem 1. Vorortsschriftführer Heinz Pruckner (Nc) zu den Unterzeichnern jenes Schreibens an den Vorort Aenania, mit dem die „Abschaltung“ des Kreises IV vom CV mitgeteilt wurde.
Benn wurde damit zum ersten VOP des nunmehr Dritten ÖCV. Er bekleidete dieses Amt bis zum Ende des Studienjahres 1934/35. Er war daher u. a. gemeinsam mit Robert Krasser (Nc) maßgeblich am Aufbau des Dritten ÖCV beteiligt.
Nach seiner Lehramtsprüfung absolvierte Benn vom 1. April 1935 bis 15. Februar 1936 das Probejahr und hatte danach als „ordentlicher Hilfslehrer“ eine volle Lehrverpflichtung am Bundesgymnasium Wien-Mariahilf (Amerlingstraße). Unter den Schülern, darunter der spätere ÖVP-Politiker Jörg Iro (Nc), galt er als strenger, aber gerechter Lehrer. Politisch engagierte er sich in der Vaterländischen Front bzw. beim Österreichischen Jungvolk.
Nach dem Anschluß wurde Benn am 14. März 1938 durch einen seiner Schüler, um den er sich bemüht hatte, verhaftet und am 24. Mai 1938 in das KZ Dachau eingeliefert. Von dort wurde er am 20. September 1938 entlassen. Der Grund für seine Verhaftung ist zwar unbekannt, doch erfolgte sie kaum aufgrund seiner eher untergeordneten beruflichen Stellung („Hilfslehrer“). Man kann daher durchaus vermuten, daß sie wegen seines Engagements im katholischen Bereich, insbesondere auch als VOP, erfolgte. Er war ja nach damaligem Verständnis durch zwei Jahre hindurch der oberste Repräsentant des ÖCV und aus der Sicht der Nazis dazu noch ein „Gleichschaltungsverweigerer“. Da es keinen Gestapoakt mehr über ihn gibt, wird man wohl kaum Klarheit erhalten können.
Am 31. März 1939 wurde Benn aus dem Schuldienst entlassen, er arbeitete aber schon seit dem 1. März bei der Allgemeinen Assekuranz – Assecurazioni Generali als Versicherungsmathematiker. Im April 1939 heiratete er in der Pfarrkirche St. Leopold in Wien-Gersthof. Sein Traupriester war Heinrich Maier (NbW). Im April 1940 wurde er zur Deutschen Wehrmacht einberufen, konnte aber einstweilen noch im Raum Wien bleiben und wurde den Fliegerhorsten Tulln und Wiener Neustadt zugeteilt. Nicht zuletzt deshalb studierte er nebenbei Meteorologie an der Philosophischen Fakultät der Universität Wien (Dipl.-Meteorologe 1942, Dr. rer. nat. 1942).
Ende Januar 1943 wurde Benn – seine Frau war im achten Monat schwanger – zur „Frontbewährung“ nach Dnjepropetrowsk (Ukraine) versetzt. In der Familie wird erzählt, daß er einem Meteorologen, der unbedingt nach Wiener Neustadt wollte, als ehemaliger KZ-Häftling weichen mußte. Am 21. September 1943 wurde er in Tambowlza (südliche Urkraine, nördlich des Asowschen Meeres gelegen) schwer verwundet. Seinen Verletzungen erlag er einen Tag später. Nach dem Krieg wurde Benn 1946 über Antrag seiner Frau als Gymnasialprofessor rehabilitiert.
Quellen und Literatur:
Verbindungsarchiv Norica (Georg Schmitz).Schmitz, Georg: Der erste VOP des ÖCV: Alfred Benn (1911–1943), in: Das Fenster, Dezember 2008, S. 17–18.
Farbe tragen, Farbe bekennen 1938–45. Katholisch Korporierte in Widerstand und Farbe Verfolgung. Hg. von Peter Krause (Rt-D), Herbert Reinelt und Helmut Schmitt. Zweite wesentlich erweiterte Auflage. Teil 2: Kuhl, Manfred (F-B): Ergänzungsband Biographien. Wien 2020, S. 25f., dort Biographie von Georg Schmitz (Nc).
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