Lebenslauf:
Trabert – sein gebräuchlicher Rufname war Adam – wurde als Sohn eines Messerschmieds im Kurfürstentum Hessen (Kurhessen) geboren. Dieses entstand 1803 aus der Landgrafschaft Hessen-Kassel (im Gegensatz zum Großherzogtum Hessen-Darmstadt), welchem u. a. auch die ehemalige Fürstabtei bzw. das kurzlebige Fürstbistum Fulda angegliedert wurde. Nach einer zwischenzeitlichen Annexion durch Napoleon bzw. dessen kurzlebigen Königreichs Westfalen wurde Kurhessen wieder restituiert und Mitglied des Deutschen Bundes.
Nach der Absolvierung des Gymnasiums in Fulda im Jahr 1843 trat Trabert in das dortige Priesterseminar ein und begann das Studium an der angeschlossenen Philosophisch-Theologischen Hauslehranstalt. Nach zwei Jahren brach er dieses Studium wegen Glaubenszweifel ab und trat aus dem Priesterseminar aus. Er begann daraufhin das Studium an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der kurhessischen Philipps-Universität zu Marburg, das er mit dem Staatsexamen beendete. 1847 soll er dort Mitglied einer Alten Alemannia gewesen sein, die aber nicht mit der erst 1874 gegründeten Burschenschaft Alemannia identisch ist.
1848 geriet Trabert in die revolutionäre Bewegung. So war er Vertreter Marburgs beim zweiten Wartburgfest 1848 in Eisenach und 1848/49 Sprecher des Marburger Volksrats. Er war ein Vertreter der demokratischen Ideen des Jahres 1848 und wurde ein antiklerikaler Liberaler. Ab Mitte 1849 war er Herausgeber der Wochenschrift „Wacht auf!“ Dadurch geriet er nach dem Abklingen der Revolution in Konflikt mit dem wieder restaurierten landesherrlichen Absolutismus in Kurhessen und wurde 1851 wegen „Majestätsbeleidigung und Aufreizung des Militärs“ zu einer vierjährigen Festungshaft verurteilt, die er am 1. Januar 1852 in Zelle 5 der Festung Spangenberg (nunmehr Schwalm-Eder-Kreis in Hessen) antreten mußte. Erst nach dreieinhalb Jahren Haft wurde er am 30. Juni 1855 freigelassen. Das Urteil wurde 1862 von der kurhessischen Ständeversammlung als rechtswidrig eingestuft.
Nach seiner Entlassung war Trabert gesundheitlich geschwächt und war zuerst bei einem Industriellen in Nürnberg tätig. Ab 1859 war er Redakteur der demokratisch ausgerichteten „Rhein-Lahn-Zeitung“ in Wiesbaden (Vorgängerin des heutigen „Wiesbadener Kuriers“). Zeitweise war er auch als Rechtsanwalt bzw. Rechtskonsulent tätig und weiterhin politisch engagiert. 1862 wurde er als Vertreter von Hanau und als „großdeutscher und antipreußischer Demokrat“ in die kurhessische Ständeversammlung (Landtag) gewählt, der er bis 1866, der Annexion Kurhessens durch Preußen, angehörte.
Obwohl Trabert ein politischer Gegner des Kurfürsten und Landgrafen von Hessen-Kassel war, bedeutete die Angliederung an Preußen für ihn eine Katastrophe. 1868 begründete er die „Hessische Volkszeitung“ und gab die Schrift „Die Totengräber des kurhessischen Landrechts“ heraus, woraufhin er von der Preußischen Polizei wegen Hochverrats für sechs Monate in Untersuchungshaft genommen wurde. Er konnte sich aber einer weiteren Verfolgung im selben Jahr durch eine Übersiedelung nach Wien entziehen und wurde österreichischer Staatsbürger (in seiner Biographie in Wikipedia stand in einer früheren Fassung: „Auswanderung in die Alpenrepublik“…). Dort traf er auch seinen ehemaligen, nach Österreich exilierten Landesherrn Kurfürst Friedrich Wilhelm.
Von Wien aus leitete Trabert seine „Hessische Volkszeitung“ vorerst weiter und gab bis 1871 das großdeutsch-österreichische (im Gegensatz zu preußisch-kleindeutsch) „Österreichische Journal“ heraus. 1871 trat er als Jurist in den Dienst der Franz-Josephs-Bahn, die später von den k. k. Staatsbahnen übernommen wurde, und ging 1889 als Sekretär I. Klasse (entsprach einem Sektionsrat) in Pension.
In den Jahren vor und nach 1870 erreichte der preußische und in abgemilderter Form auch der österreichische Kulturkampf seine ersten Höhepunkte. Dadurch wandelte sich Trabert vom hessischen antikirchlichen Liberalen zum österreichischen Katholiken. Er näherte sich zuerst den Katholisch-Konservativen, schloß sich aber dann der jungen aufstrebenden christlich-sozialen Bewegung unter Karl Lueger (Nc EM) an. Im Rahmen dieser seiner politischen bzw. religiösen Neuorientierung schrieb er für die katholisch-konservative Tageszeitung „Vaterland“ und sodann für die „Chistlichsozialen Blätter“ Durch viele Jahre hindurch leitete er das katholische „Volksblatt für Stadt und Land“.
Trabert nahm ab 1889 auch den regelmäßigen, von Franz Martin Schindler (Fd EM) organisierten Treffen im Hotel „Zur Ente“ (Riemergasse) teil, wo vornehmlich sozialpolitische Fragen besprochen wurden. Darüber hinaus engagierte er sich mehrfach in den damals entstandenen katholischen Vereinen und war auch Mitglied der Leo-Gesellschaft. Bei Versammlungen, Katholikentagen usw. war er ein gern gehörter Redner.
Trabert entdeckte in Zelle 5 auf der Feste Spangenberg seine poetische Ader. Er verfaßte eine Reihe von Prosawerken und war auch ein begabter Lyriker. Er war Mitglied des „Verbandes katholischer Schriftsteller Österreichs“ und auch beim Gralbund von Richard Kralik Ritter von Meyrswalden (AW EM). Beim sog. katholischen „Literaturstreit“ stand er auf dessen Seite.
Durch sein Engagement im Politischen Katholizismus kam Trabert auch bald in Berührung mit dem aufstrebenden katholischen Verbindungswesen. So verfaßte er 1886 den Text des Bundesliedes der Austria Wien, das erstmals beim Kommers anläßlich des 10. Stiftungsfestes am 4. April 1886 gesungen wurde und dessen erste Strophe lautet:
Austria, da sieh das hehre,
sieh des Bundes Heiligtum!
Sieh das Banner deiner Ehre,
deines Ringens Stolz und Ruhm!
Hoch die Fahne, laßt sie fliegen,
laßt sie weh‘n in Glanz und Licht,
daß wir kämpfen, daß wir siegen,
Gott getreu und treu der Pflicht!
Es war daher nicht verwunderlich, daß er im Juli 1889 kurz hintereinander Ehrenmitglied der Norica und Austria und dann 1904 auch beim Kürnberg wurde (Couleurname Klingsor). Der Chronist der „Academia“ berichtet über ihn:
„Bei Kommersen, Ausflügen, Ballfesten, Familienabenden fehlte der ‚alte Traberl‘ nur selten, und gar manchmal blieb der fröhliche Greis bis zwei, bis drei Uhr morgens in unserer Mitte. Das waren dann schöne, interessante Stunden, wenn der alte Herr von seiner Jugend, von seiner Kerkerhaft in Spangenberg erzählte! All jenen, die im Sommer 1904 das Fahnenweihfest des Kürnberg in Linz mitfeierten, wird auch der alte Trabert in lebendiger Erinnerung bleiben, der trotz seiner 83 Jahre fröhlich die drei Festtage mitmachte und auch den steilen, weiten Weg auf den Kürnberg rüstig emporstieg.“
Trabert wurde in einem Ehrengrab am Wiener Zentralfriedhof bestattet (0/1/70), auf dessen Grabstein seine Worte eingraviert sind: „Mir ruht in jeder Herzensfalte ein Stück von dir, mein Österreich.“ In Fulda wurde nach ihm eine Straße benannt.
Werke:
(Auswahl)Vaterlos. Erzählung in Versen (1867).
Die Totengräber des kurhessischen Landrechts (1868).
Das Kurfürstentum Hessen. Seine Annexion und Wiederherstellung (1968).
Deutsche Gedichte aus Österreich. Zwei Bände (1888/1889).
Gottes Botschaft an die Arbeiter (2. Aufl. 1889).
Franz Grillparzer. Ein Bild seines Lebens und Dichtens (1890).
Elisabeth. Landgräfin von Thüringen und Hessen. Schauspiel (1892).
Historisch-literarische Erinnerungen (1912).
Quellen und Literatur:
Ac 27 (1914/15), 34–37.Rehberger, Robert: Geschichte der katholischen österreichischen Studenten-Verbindung
Austria in Wien. Erster Teil 1876–1889. Wien o. J. (1957), 65.
Polgar, Michael: 100 Jahre K. Ö. St. V. Kürnberg 1900–2000. Wien 2000, 200f.
Dvorak Helge: Biographisches Lexikon der Deutschen Burschenschaft, Band I Politiker, Teil 6: T–Z, Heidelberg 2005, 51–52.