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LADir i.R. VHR Dr. Hans Vanura

LADir i.R. VHR Dr. Hans Vanura

Urverbindung: Norica (02.05.1919)

Geboren: 28.06.1899, Wien
Gestorben: 22.02.1985, Klosterneuburg (Bezirk Wien-Umgebung, Niederösterreich)
Landesamtsdirektor (Niederösterreich)
Politische Haft: 1938 Polizeihaft Krems an der Donau

Lebenslauf:

Vanura besuchte zuerst das 1. Staatsgymnasium in Graz, wo er der katholischen Pennalie (später MKV) Markomannia-Eppenstein beitrat. Am 10. März 1917 wurde er zur k. k. Landwehr (Schützenregiment Nr. 30) eingezogen (Auszeichnung: Karl-Truppenkreuz). Nach seiner Rückkehr aus dem Krieg setzte er die Schule am Piaristengymnasium in Wien-Josefstadt fort, wo er Anfang 1919 maturierte. Danach begann er das Studium an der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien (Dr. iur. 1926), wo er der Norica beitrat (Couleurname Olaf) und im Wintersemester 1922/23 Fuchsmajor war.

Nach dem Studium trat Vanura im Juni 1926 in den niederösterreichischen Landesdienst, wo er relativ bald an die Bezirkshauptmannschaft Krems an der Donau kam. Dort engagierte er sich im katholischen Verbandsleben (Christlich-deutscher Turnverein, Reichsbund der katholischen Jugend). Ab 1930 war er im Rahmen der Bezirkshauptmannschaft Krems für die politische Sicherheit zuständig, was er auch ab 1934 als stellvertretender Bezirkshauptmann blieb. Da Krems Sitz der illegalen NSDAP-Gauleitung für Niederösterreich war, kam dieser Funktion ab 1933/34 besondere Bedeutung zu, welche oft zu Konfrontationen mit Nationalsozialisten führte.

Daher war es kein Wunder, daß Vanura am 12. März 1938 vom Dienst suspendiert und im Februar 1939 ohne Abfindung aus dem niederösterreichischen Landesdienst entlassen wurde. Vom 16. bis 19. März 1938 war er in Krems in Polizei- bzw. Schutzhaft und stand dann unter Gestapoaufsicht. Er mußte zwei Hausdurchsuchungen und einige Einvernahmen über sich ergehen erlassen. Von März 1939 bis Ende 1940 war er Geschäftsführer der Fahrzeugfabrik K. E. Damisch in St. Pölten und dann bis Kriegsende kaufmännischer Leiter der Kabelfabrik Huber & Drott in Wien, zuletzt sogar deren Direktor und alleiniger Bevollmächtigter.

Vanura stellte sich nach der Befreiung Wiens sofort für den Wiederaufbau zur Verfügung. Bereits am 16. April 1945 traf er mit Leopold Figl (Nc) im Palais Auersperg, dem Sitz der Widerstandsbewegung, zusammen, der versuchte die politische Verwaltung Niederösterreichs wieder in Gang zu setzen und Vanura bereits als Landesamtsdirektor vorsah. Am 18. April begab sich dieser ins niederösterreichische Landhaus und wurde von Figl, inzwischen provisorischer Landeshauptmann, und dem provisorischen Landeshauptmannstellvertreter Oskar Helmer (SPÖ) zum Landesamtsdirektor bestellt, was am 12. Juni 1945 von der provisorischen Staatsregierung bestätigt wurde. Er übte diese Funktion, mit der der Berufstitel vortragender Hofrat verbunden war, bis zu seiner Pensionierung Anfang 1965 aus. Sein Nachfolger wurde Franz Baumgartner (Nc).

Vanura begann bereits am 18. April seine Tätigkeit mit der Registrierung sich meldender Landesbeamter. Er war der höchste Beamte Niederösterreichs in der Wiederaufbauzeit nach Kriegsende und als solcher auch „Beauftragter der niederösterreichischen Landesregierung zur sowjetischen Kontrollkommission“, die ebenfalls im Landhaus residierte. Dabei entging er dreimal nur ganz knapp der Verhaftung und der Deportation in die Sowjetunion. Trotz größter Schwierigkeiten ist es unter seiner Leitung in relativ kurzer Zeit gelungen, die Verwaltung in Niederösterreich sowohl in der Landesregierung wie in den Politischen Bezirken wieder aufzubauen. Bereits 1947 installierte er eine Verwaltungsakademie und war einer der Initiatoren für die Schaffung der Verbindungsstelle der Bundesländer.

Vanura war auch Ehrenphilister der MKV-Verbindungen Herulia Wien und Austria Krems. Seine beiden Söhne Hanns und Georg wurde ebenfalls Mitglied der Norica. Nach dem Krieg bekleidete er unter dem Philistersenior Robert Krasser (Nc) mehrere Jahre die Funktion eines Philisterconseniors, wobei er mit nicht immer einfachen Aufgaben betraut war. Er wurde auf dem Wiener Zentralfriedhof begraben.

Quellen und Literatur:

Verbindungsarchiv Norica (Georg Schmitz). Diverse Lebensläufe Vanuras und Personalstandesblatt.
Niederösterreichische Landeskorrespondenz, 26. 2. 1985.
Wohnout, Helmut: Leopold Figl und das Jahr 1945. Von der Todeszelle auf den Ballhausplatz. St. Pölten 2015, S. 63f., 105.
Farbe tragen, Farbe bekennen 1938–45. Katholisch Korporierte in Widerstand und Verfolgung. Hg. von Peter Krause (Rt-D), Herbert Reinelt und Helmut Schmitt. Zweite wesentlich erweiterte Auflage. Teil 2: Kuhl, Manfred (F-B): Ergänzungsband Biographien. Wien 2020, S. 370f.