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Abg. z. NR a.D. Ök.R Georg Seidl

Abg. z. NR a.D. Ök.R Georg Seidl

Urverbindung: Norica (03.05.1918)

Geboren: 21.07.1896, Kleinbaumgarten (Gemeinde Gaubitsch, Bezirk Mistelbach, Niederösterreich)
Gestorben: 21.05.1968, Gaubitsch (Bezirk Mistelbach, Niederösterreich)
Nationalratsabgeordneter, Mitglied des Bundeswirtschaftsrates, Landwirt
Politische Haft: 1938 Bezirksgericht Laa/Thaya

Lebenslauf:

Seidl wurde als Sohn eines Bauern geboren. Er besuchte das Jesuitengymnasium in Mariaschein (Bohosudov, ein Ortsteil der Stadt Graupen [Krupka], Bezirk Teplitz [Teplice], Nordwestböhmen), wo er 1914 maturierte (Kriegsmatura). 1915 wurde er zur k. u. k. Armee eingezogen (Leutnant der Reserve; Auszeichnungen: goldene und silberne Tapferkeitsmedaille für Offiziere, silberne Tapferkeitsmedaille II. Klasse, Karl-Truppenkreuz).

Noch im Krieg erhielt Seidl Studienurlaub und begann zuerst mit einem Studium an der Philosophischen Fakultät der Universität, wo er der Norica beitrat (Couleurname Elmar), wechselte aber dann zum Studium der Landwirtschaft an der Hochschule für Bodenkultur, das er aber nicht abschloß. Nach dem Krieg engagierte er sich in der Kommunalpolitik und wurde 1921 Mitglied des Gemeinderates von Gaubitsch, wo er von 1929 bis 1936 Vizebürgermeister und danach bis 1938 Bürgermeister war. Nach dem Tod seines älteren Bruders übernahm er 1924 den elterlichen Betrieb und vollendete somit nicht sein Studium.

Seidl engagierte sich im Bauernbund sowie in der landwirtschaftlichen Standespolitik und im Genossenschaftswesen (Lagerhaus, Molkerei), wo er verschiedene Funktionen innehatte. 1930 kandidierte er bei den Wahlen zum Nationalrat, wurde gewählt und gehörte ihm vom 2. Dezember 1930 bis zum 2. Mai 1934 an.

Seidl war auch Mitglied der niederösterreichischen Heimwehr, wobei er der nichtfaschistischen Richtung von Julius Raab (Nc) angehörte. Beim Juli-Putsch 1934 der Nationalsozialisten war er für die Alarmierung der Heimwehr im Bereich Weinviertel zuständig. Nach Errichtung des „Ständestaates“ wurde er auf Vorschlag des Bauernbundes und der Vaterländischen Front zum Mitglied des Bundeswirtschaftsrates ernannt, dem er vom 1. November 1934 bis zum 12. März 1938 angehörte.

Nach dem Anschluß im März 1938 wurde Seidl für vier Tage im Bezirksgericht Laa/Thaya inhaftiert und all seiner Funktionen enthoben. Von der Gestapo wurde er mehrmals verhört. Danach widmete er sich seinem Betrieb. Während des Krieges hatte er Kontakte zu Raab sowie auch zu Leopold Figl (Nc).

Nach dem Krieg engagierte sich Seidl wieder in der bäuerlichen Interessenspolitik sowie in der neugegründeten ÖVP bzw. im Bauernbund, die ihn 1945 als Kandidaten für die ersten Wahlen zum Nationalrat aufstellten, dem er dann vom 19. Dezember 1945 bis zum 8. Juni 1956 angehörte. 1949 wurde er als Nachfolger von Josef Reither (F-B EM) Obmann der niederösterreichischen Molkereigenossenschaft.

1926 wurde Seidl Ehrenphilister der MKV-Verbindung Nordgau Laa/Thaya.

Quellen und Literatur:

Enderle-Burcel, Gertrude: Christlich–ständisch–autoritär. Mandatare im Ständestaat 1934–1938. Biographisches Handbuch der Mitglieder des Staatsrates, des Bundeskulturrates, des Bundeswirtschaftsrates sowie des Bundestages. Unter Mitarbeit von Johannes Kraus. Hg. vom Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands und der Österreichischen Gesellschaft für Quellenstudien. Wien 1991, S. 216f.
Farbe tragen, Farbe bekennen 1938–45. Katholisch Korporierte in Widerstand und Verfolgung. Hg. von Herbert Fritz und Peter Krause (Rt-D). Wien 2. wesentlich verb. Aufl. 2013, S. 523.