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OMag.R HR i.R. Dr. Engelbert Siegl

OMag.R HR i.R. Dr. Engelbert Siegl

Urverbindung: Norica (23.02.1894)

Bandverbindungen: Fd, R-GK, M-D, F-B, AW, NbW, AIn, Wl, GlL, Aa, Cl, FcC, Kb, Rg, Trn, TsK

Geboren: 25.02.1872, Wien
Gestorben: 25.07.1946, Loich im Pielachtal (Bezirk Sankt Pölten-Land, Niederösterreich)
CV- und ÖCV-Amtsträger, Magistratsbeamter (Wien)

Lebenslauf:

Siegl wurde als Sohn eines aus West­böh­men stam­men­den Wie­ner Ma­gis­trats­be­am­ten ge­bo­ren und be­gann nach der Ma­tu­ra (wahr­schein­lich 1892) das Stu­di­um an der Rechts­wis­sen­schaft­li­chen Fa­kul­tät der Uni­ver­si­tät Wien (abs. iur. 1896, Dr. iur. 1911), wo er der No­ri­ca bei­trat (Cou­leur­na­me Dr. cer. Hel­fe­rich). Sein Leib­bursch war Franz Pauer (Nc). Nach Ab­sol­vie­rung sei­nes Stu­di­ums trat er An­fang Au­gust 1895 – noch vor Be­en­di­gung sei­nes Stu­di­ums – in den Dienst des Ma­gis­trats der Stadt Wien.

Nach einer Tä­tig­keit in der Stra­ßen­ver­wal­tung war Siegl ab 1898 bei Ma­gis­tra­ti­schen Be­zirks­äm­tern ein­ge­setzt und ab 1919 Lei­ter des sol­chen für den 9. Be­zirk (Al­ser­grund). An­fang Juni 1924 wurde er als Ober­ma­gis­trats­rat in den dau­ern­den Ru­he­stand ver­setzt. Dies ge­schah mög­li­cher­wei­se in Zu­sam­men­hang mit ver­ord­ne­ten Ein­spa­rungs­maß­nah­men (Gen­fer Pro­to­kol­le 1922) im Zuge der Wäh­rungs­sa­nie­rung.

Siegl en­ga­gier­te sich in der Ver­bin­dung und im CV. In der No­ri­ca be­klei­de­te er u. a. die Funk­tio­nen eines Phi­lis­ter­con­se­ni­ors (1907 bis 1916 und 1919 bis 1938) sowie von 1898 bis 1906 die eines Phi­lis­ter­se­ni­ors. Sein Nach­fol­ger in die­sem Amt wurde Lud­wig Frhr. von Fuchs (Nc). Siegl wurde als ers­ter bei der No­ri­ca zum Dr. cer. pro­mo­viert. Nach­dem er für die ak­ti­ve No­ri­ca be­reits Kas­sier war (Stu­di­en­jahr 1895/96 und Som­mer­se­mes­ter 1896), war er das auch zeit­wei­se für den Alt­her­ren­ver­band. Er galt als enger Mit­ar­bei­ter und Ver­trau­ter des Phi­lis­ter­se­ni­ors Ro­bert Kras­ser (Nc).

Seit 1916 war er als CV-Amts­trä­ger Lei­ter der CV-Hilfs­kas­se. Diese wurde 1916 ein­ge­führt, je­doch für Deutsch­land und Ös­ter­reich je­weils ge­trennt ge­führt, wobei Siegl na­he­lie­gen­der­wei­se für Ös­ter­reich zu­stän­dig war. Auf der Car­tell­ver­samm­lung 1921 in Linz/Donau wur­den der Aca­de­mia- bzw. CV-Bei­rat sowie Ämter im CV ein­ge­führt, so u. a. auch der Her­aus­ge­ber des Ge­samt­ver­zeich­nis­ses. Das letz­te CV-Ge­samt­ver­zeich­nis er­schien 1914, daher stand die Her­aus­ga­be eines neuen an. Zum Her­aus­ge­ber wurde Siegl be­stimmt. Auf­grund der In­fla­ti­on konn­te ein sol­ches aber erst 1924 er­schei­nen. Die wei­te­ren, von Siegl be­treu­ten CV-Ge­samt­ver­zeich­nis­se waren die der Jahre 1925, 1927, 1929 und 1931. Zu den Auf­ga­ben des Her­aus­ge­bers zähl­ten nicht nur das Sam­meln der Daten (Namen, Adres­sen etc.), son­dern auch die Be­sor­gung des Drucks. Die­ser er­folg­te bei der Buch­dru­cke­rei „Aus­tria“ Franz Doll GmbH in Wien-Jo­sef­stadt (Pia­ris­ten­gas­se), die in einem Na­he­ver­hält­nis zum Volks­bund der Ka­tho­li­ken Ös­ter­reichs stand.

Als sich der der ÖCV vom CV im Juli 1933 „ab­schal­te­te“ und die­ser im Deut­schen Reich „gleich­ge­schal­tet“ wurde, war es mit dem CV-Ge­samt­ver­zeich­nis in der bis­he­ri­gen Form vor­bei. Für den 1933 ge­grün­de­ten ÖCV wur­den eben­falls Ämter ein­ge­führt. Siegl führ­te für die­sen die Hilfs­kas­se wei­ter und über­nahm im Rah­men des ÖCV-Bei­ra­tes für die Zeit zwi­schen 1933 bis 1938 je­weils die Ämter für Fi­nan­zen und Sta­tis­tik. Mit letz­te­rem war die Her­aus­ga­be des Ge­samt­ver­zeich­nis­ses ver­bun­den, das für den ÖCV erst­mals 1935 er­schien und wei­ter­hin bei der Buch­dru­cke­rei „Aus­tria“ ge­druckt wurde. Als sich 1933 der ÖCV trenn­te, fie­len auf die­sen die noch un­be­zahl­ten Kos­ten des Ge­samt­ver­zeich­nis­ses von 1931 zu, d. h., er mußte diese of­fe­nen Rech­nun­gen be­glei­chen.

Dar­über hin­aus war Siegl we­sent­lich an der Grün­dung des ÖCV 1933 be­tei­ligt. So stamm­te die erste Car­tell­ord­nung, die 1933 be­schlos­sen wurde, aus sei­ner Feder. Er ge­hör­te vor 1938 zwei­fels­oh­ne zu den wich­tigs­ten (Ö)CV-Funk­tio­nä­ren der zwei­ten Reihe. Das be­weist auch, daß er neben sei­ner Ur­ver­bin­dung No­ri­ca noch Band­phi­lis­ter h. c. von 16 wei­te­ren Ver­bin­dun­gen war.

Nach dem An­schluß lebte Siegl ab Juli 1938 in Loich bei Kirch­berg an der Piel­ach (Nie­der­ös­ter­reich) und hat nach den Un­ter­la­gen des deut­schen Bun­des­ar­chivs am 25. De­zem­ber 1939 einen NSDAP-Auf­nah­me­an­trag ge­stellt, in dem u. a. steht: „Mit dem 13. 3. 1938 ist die Ver­gan­gen­heit zu ihrem ge­schicht­li­chen Ab­schluß ge­langt [...] und stim­me ich na­ment­lich mit dem vom Füh­rer auf­ge­zähl­ten 24 Punk­ten [des Par­tei­pro­gramms der NSDAP, Anm. des Verf.] in­ner­lich voll­kom­men über­ein.“ Ob­wohl der An­trag Ende 1943 sogar vom Gau­lei­ter von „Nie­der­do­nau“ (Nie­der­ös­ter­reich), Hugo Jury, be­für­wor­tet wor­den war, wurde er in Ber­lin ab­ge­lehnt.

Weil Siegl zu den engs­ten Ver­trau­ten von Ro­bert Kras­ser zähl­te, wurde ihm die­ser Auf­nah­me­an­trag be­son­ders übel­ge­nom­men. In einem Brief der No­ri­ca an den Traun­gau vom 4. März 1947 steht: „Dr. En­gel­bert Siegl ist ge­stor­ben und wurde daher bei der po­li­ti­schen Über­prü­fung nicht mehr be­han­delt. Er wäre je­doch nicht mehr bei der Ver­bin­dung be­las­sen wor­den.“ Dar­aus ist zu schlie­ßen, daß sein Tod einem Aus­schluß zu­vor­ge­kom­men ist, ob­wohl er for­mal kein NSDAP-Mit­glied war. Da er aber for­mell nicht aus­ge­schlos­sen wurde, gilt er wei­ter­hin als CV-Mit­glied. Siegl scheint nach 1945 nicht mehr auf und wird im Vor­wort des ÖCV-Ge­samt­ver­zeich­nis­ses von 1949 sowie in des­sen To­ten­ver­zeich­nis nicht er­wähnt. Nach einem im Ar­chiv der No­ri­ca be­find­li­chen Pro­to­koll eines Ge­sprä­ches zwi­schen Georg Kras­ser (Nc) und dem Ar­chi­var der No­ri­ca, Georg Schmitz (Nc), vom 21. Sep­tem­ber 2005 ist zu schlie­ßen, daß Siegl eine Per­sön­lich­keit mit wei­chem Gemüt ge­we­sen sei. Ro­bert Kras­ser (Nc) hätte ihn ein­mal als „CV-Träne“ be­zeich­net, weil er oft ge­weint hätte.

Siegl er­hielt 1935 den Be­rufs­ti­tel Hof­rat ver­lie­hen. Auf­grund des Ver­lei­hungs­an­trags ist zu schlie­ßen, daß er die­sen aus­schlie­ß­lich wegen sei­nes eh­ren­amt­li­chen En­ga­ge­ments nach sei­ner Pen­sio­nie­rung er­hal­ten hat, also nicht zu­letzt auch wegen sei­ner CV-Funk­tio­nen. Siegl ehe­lich­te eine Cou­si­ne von Franz Schön­brun­ner (Nc) und wurde auf dem Fried­hof von Loich be­gra­ben.

Quellen und Literatur:

Verbindungsarchiv Norica (Georg Schmitz, 21. 9. 2005, 20. 4. 2009 und 24. 6. 2021).
Aktenbestand der Ehrenzeichenkanzlei der Österreichischen Präsidentschaftskanzlei (Kabinettsdirektor i. R. Heinz Hafner Am, Mitteilung 28. 10. 2020.
Hartmann, Gerhard (Baj): Für Gott und Vaterland. Geschichte und Wirken des CV in Österreich. Kevelaer 2006, S. 515, Anm. 77.