Wartungsfunktionen

Hon.-Prof. i.R. RA Dr. Franz Helbich

Hon.-Prof. i.R. RA Dr. Franz Helbich

Urverbindung: Norica (26.01.1946)

Geboren: 27.09.1924, Linz
Gestorben: 27.06.2012, Wien
Generalsekretär (Vereinigung Österreichischer Industrieller), Rechtsanwalt

Lebenslauf:

Helbich wurde als Sohn des Steinbruchbesitzers Franz Helbich (Va, Nc, Fd) geboren. Dieser kam im Serbienfeldzug 1914 auf wundersame Weise mit dem Leben davon, weil ein Projektil in einem Medaillon stecken blieb, das er in der linken Brusttasche über der Herzgegend bei sich getragen hatte. Er wuchs in Sarmingstein an der Donau an der Grenze zwischen Ober- und Niederösterreich auf. Die Volksschule absolvierte er in St. Nikola (Bezirk Perg, Oberösterreich). Ab 1934 besuchte er das Benediktinergymnasium in Seitenstetten (Bezirk Amstetten, Niederösterreich). Dieses mußte er 1938 verlassen, weil es nach dem Anschluß geschlossen werden mußte. Danach ging er auf das Gymnasium in Baden (Niederösterreich), wo er im März 1942 die Reifeprüfung ablegte.

Im Anschluß daran wurde Helbich zur Deutschen Wehrmacht eingezogen und leistete den Kriegsdienst im Artillerieregiment 96 (letzter Dienstgrad Leutnant; Auszeichnungen: Eisernes Kreuz I. und II. Klasse, Verwundetenabzeichen). Er war in Griechenland, Italien und Ungarn eingesetzt, von wo er den Rückzug auf österreichisches Gebiet mitmachte. Gegen Ende des Krieges geriet er verwundet im Raum Zwettl (Niederösterreich) in sowjetische Kriegsgefangenschaft, aus der er nach wenigen Tagen fliehen konnte.

Zurückgekehrt nach Wien begann er dort das Studium an der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität (Dr. iur. 1949), wo er der Norica beitrat (Couleurname Volker). Sein Leibbursch war Leonhard Riemer (Nc). Dort war er im Wintersemester 1947/48 Fuchsmajor und im Sommersemester 1948 Senior. Nach Vollendung seines Studiums begann er eine Gerichtspraxis.

Helbich trat parallel dazu in die Finanzverwaltung ein und wurde gleich dem Verwaltungsgerichtshof als Schriftführer zugeteilt, wo er bei Finanzsenaten Dienst tat. Nach einem Jahr wurde er Rechtsanwaltsanwärter und legte 1951 die Rechtsanwaltsprüfung ab. In dieser Zeit veröffentlichte er einen steuerrechtlichen Artikel über Scheingewinne in der „Furche“. Der Generalsekretär der Vereinigung Österreichischer Industrieller (VÖI) wurde auf diesen aufmerksam und lud Helbich zur Mitarbeit bei der VÖI ein. Dieser trat nun im Dezember 1951 in deren Dienst, wo er sich vor allem um steuer- wie wirtschaftsrechtliche Fragen kümmerte. 1961 wurde er bei der VÖI Leiter der Abteilung Steuer- und Finanzpolitik, 1971 Leitender Sekretär und 1974 deren Generalsekretär.

In seiner Zeit bei der VÖI war Helbich wesentlich an der Genese des Strukturverbesserungsgesetzes (StruktVG) von 1969 beteiligt. Dieses förderte u. a. Umgründungen (z. B. von einer GmbH in eine AG). Bereits im Dezember 1976 quittierte Helbich den Dienst bei der VÖI aus persönlichen Gründen und wurde Rechtsanwalt, zuletzt in der Kanzlei Helbich & Wallentin. In kurzer Zeit machte er sich einen Namen als Wirtschaftsanwalt, wobei sein Schwerpunkt das Umgründungssteuerrecht war. Es überrascht daher nicht, daß er 1991 an der Entstehung des Umgründungssteuergesetzes (UmgrStG) wesentlich beteiligt war. Ein weiterer Schwerpunkt seiner Tätigkeit als Rechtsanwalt war die Unternehmensnachfolge. In diesem Zusammenhang wurde 1993 das Privatstiftungsgesetz (PSG) beschlossen, für das er ein wesentlicher Impulsgeber war.

Helbich war seit 1979 Mitglied der Steuerreformkommission und veröffentlichte während seiner beruflichen Tätigkeit zahlreiche Beiträge, Kommentare und Bücher zu seinen wirtschaftsrechtlichen Spezialgebieten. Das führte schließlich dazu, daß er 1993 zum Honorarprofessor für Finanzrecht an der Wirtschaftsuniversität Wien ernannt wurde, wofür die Habilitationsvorschriften sinngemäß angewendet werden. 1994 ging er offiziell in den Ruhestand, war aber weiter für seine ehemalige Kanzlei beratend tätig. Aufgrund seiner Anwaltstätigkeit war er Mitglied zahlreicher Aufsichtsräte und Beiräte (u. a. Billa, Colonia Versicherung, Bankhaus Winter, Stadlbauer Baustoffe, Rauch Fruchtsäfte, Getzner Textil).

Das Bild Helbichs über sein berufliches Wirken „ist zu ergänzen um jene persönliche Qualitäten, die ihm im Umgang mit Verhandlungs- und Gesprächspartnern […] stets zugute kamen. Hervorgehoben seien seine Ruhe, seine systematische und abwägende Argumentation, seine Fähigkeit, zuzuhören und auf die Überlegungen anderer einzugehen, seine Beharrlichkeit, seine Geduld und seine Toleranz.“ (Zitat aus seiner Festschrift.)

Helbich war von 1969 bis 1973 Vorsitzender des Verbindungsgerichts der Norica. Er starb nach kurzer Krankheit und wurde auf dem Friedhof Wien-Sievering begraben (17/1/12). Sein Bruder war der ÖVP-Politiker Leopold Helbich (Nc). Er war in erster Ehe mit der Schriftstellerin Ilse Helbich, geb. Hartl, verheiratet.

Werke:

(Auswahl)
Umgründungen nach Handels-, Gesellschafts-, Gewerbe- und Steuerrecht auf der Grundlage des Strukturverbesserungsgesetztes (1969, 5. Aufl. 1993).
Energie und Steuern (1981).
Neuerungen im Strukturverbesserungsgesetz (1982, 2. Aufl. 1984).

Quellen und Literatur:

Verbindungsarchiv Norica (Georg Schmitz, 16. 5. 2024).
Wallentin, Eberhard/Schima, Georg: In Erinnerung an em. Rechtsanwalt Hon.-Prof. Dr. Franz Helbich, in: Der Gesellschafter 4/2012, 203–205.
Strukturverbesserung, Praxis und Recht. Festschrift für Franz Helbich zum 65. Geburtstag. Hg. von Karl Vodrazka. Wien 1990, V–VI.