Lebenslauf:
HERKUNFT UND AUSBILDUNG
Helbich wurde als Sohn des Steinbruchbesitzers Franz Helbich (Va) geboren. Dieser kam im Serbienfeldzug 1914 auf wundersame Weise mit dem Leben davon, weil ein Projektil in einem Medaillon stecken blieb, das er in der linken Brusttasche über der Herzgegend bei sich getragen hatte. Die bei Slapnicka (s. u. unten bei Quellen und Literatur) genannten Daten (Geburtsdatum 15. Mai und Geburtsort Sarmingstein) zu Leopold Helbich sind falsch.
Helbich besuchte die Volksschule in St. Nikola (Bezirk Perg, Oberösterreich). Danach ging er auf das Benediktinergymnasium Seitenstetten. Als dieses 1938 geschlossen werden mußte, wechselte er auf die Realschule. Ab 1941 ging er auf die Abteilung Tiefbau der Staatsgewerbeschule in Wien-Schellinggasse (später Höhere Technische Lehranstalt – HTLA). Ende August 1943 wurde er jedoch für fast vier Monate zum Arbeitsdienst und am 1, April 1944 dann zu den Gebirgsjägern einberufen. Er geriet Ende April 1945 in Italien in US-Kriegsgefangenschaft, aus der er erst im Juli 1946 zurückkehrte. Danach besuchte er wieder die Staatsgewerbeschule, an der er im Juni 1947 die Matura ablegte
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Bereits im Herbst 1946 begann Helbich mit dem Studium des Tiefbaus an der Technischen Hochschule in Wien, wo er der Norica beitrat (es ist kein Couleurname überliefert). In den gedruckten Gesamtverzeichnissen ab 1949 wird als Rezeptionsdatum der 24. Januar 1947 angeführt. ab dem Gesamtverzeichnis 1983 der 8. November 1946. Das war das Datum der vorläufigen Aufnahme, die endgültige erfolgte am 24. November. Der genaue Hintergrund, warum er bereits im Herbst 1946 mit dem Studium begonnen hatte, obwohl er erst später maturierte, läßt sich nicht mehr erhellen.
BERUFLICHE LAUFBAHN
Helbich beendete jedoch das Studium nicht, weil er zur Praxis mehrere Jahre im Ausland (Schweden, Türkei, England, Kanada und Afrika) war, und legte im Mai 1952 nebenher die Meisterprüfung als Steinmetz ab. Aufgrund der Absolvierung einer HTL führte er den Berufstitel Ingenieur (Ing.). Infolge seiner Heirat 1952 mit Wilburg Poschacher trat Helbich in die Firmen seines Schwiegervaters ein, die Granitwerke Poschacher und das Elektrizitätswerk Anton Poschacher, beide in Mauthausen, wurde dort Geschäftsführender Gesellschafter und baute diese Betriebe in den folgenden Jahren aus.
Zum Schluß war Helbich Vorstandsvorsitzender der Poschacher Natursteinwerke AG und Geschäftsführender Gesellschafter der Poschacher Granit und Marmor GmbH. Er war seit 1965 Vorsteher des Fachverbandes der Stein- und keramischen Industrie der Bundeskammer der gewerblichen Wirtschaft. Er war auch Vorstandsmitglied der Vereinigung Österreichischer Industrieller.
POLITISCHE LAUFBAHN
Helbich wurde 1949 Mitglied des ÖVP-Wirtschaftsbundes und engagierte sich in der Folge politisch. So wurde er Bezirksobmann des Wirtschaftsbundes Perg und damit stellvertretender ÖVP-Hauptbezirksobmann. Der oberösterreichische Landtag wählte ihn in den Bundesrat, dem er in einer ersten Periode vom 19. November 1955 bis zum 3. Dezember 1962 angehörte. Vom 17. November bis zum 31. Dezember 1961 war er in einer verkürzten Periode als Nachrücker Vorsitzender des Bundesrates. 1962 kandidierte er für den Nationalrat, wurde gewählt und gehörte ihm in einer ersten Periode vom 14. Dezember 1962 bis 4. November 1975 an. 1962 war Helbich innerhalb der ÖVP-Fraktion der jüngste Abgeordnete, der älteste war Julius Raab (Nc). 1964 wurde Helbich stellvertretender Landesobmann des Wirtschaftsbundes Oberösterreich.
In den siebziger Jahren sollte Helbich durch zwei Aktionen in den Vordergrund rücken. Zum einen betätigte er sich in der Medienpolitik. 1972 stand die Wiener Tageszeitung „Kurier“ zur Disposition, wobei es vorerst gelang, einen Kauf durch die „Kronenzeitung“ zu verhindern (sog. „Elefantenhochzeit“), nachdem das Druck- und Verlagshaus Styria unter Hanns Sassmann (Trn EM) gemeinsam mit anderen (u. a. Raiffeisengruppe) die Geschäftsführung des „Kurier“ übernehmen konnte. Helbich hingegen vertrat gewisse Interessen der Industrie und unterstützte eine solche „Elefantenhochzeit“. Diese gelang dann 1974 durch die Hereinnahme der WAZ-Gruppe Essen und die Ausbezahlung des Miteigentümers der „Kronenzeitung“ Kurt Falk. Die Styria schied dann aus der Führung des „Kurier“. Helbich war Vorsitzender des Aufsichtsrates der Kurier Beteiligungs AG.
Zum anderen verhielt sich Helbich gegenüber einem Redakteur der „Kronenzeitung“ im Herbst 1975 höchst ungeschickt. Er übergab diesem vier Wochen vor der Nationalratswahl ein Kuvert mit öS 20.000, was als Bestechung gewertet wurde (die Affäre um das sog. „gelbe Kuvert“). Das war natürlich ein Schaden für die ÖVP und deren Spitzenkandidaten Josef Taus (Baj), die durch die Dominanz von Bruno Kreisky und durch den Unfalltod des ÖVP-Obmanns Karl Schleinzer im Sommer 1975 in keiner guten Lage war. Die Empörung in der ÖVP über das Verhalten von Helbich war dementsprechend groß. Er zog daher seine Kandidatur für den Nationalrat zurück.
Helbich gelang jedoch ein erstaunliches Comeback, was aufgrund seiner starken Verankerung im Wirtschaftsbund keine Überraschung war. Er wurde neuerlich in den Bundesrat entsandt und war dann dessen Mitglied vom 25. Oktober 1979 bis zum 18. Mai 1983. Danach wechselte er in den Nationalrat, dem er dann vom 19. Mai 1983 bis zum 28. November 1991 (Mandatsrücklegung) angehörte. Seit 1984 war er ÖVP-Hauptbezirksobmann von Perg.
Die Donaubrücke bei Grein, die Ober- und Niederösterreich verbindet, wurde 2006 nach ihm benannt. Er wurde in der Familiengruft auf dem Friedhof von St. Nikola begraben. Seine Söhne sind Anton Helbich-Poschacher (Rg) und Leonhard Helbich-Poschacher (Nc). Sein älterer Bruder war der Generalsekretär der Vereinigung Österreichischer Industrieller Franz Helbich (Nc).
Quellen und Literatur:
Academia 27 (1914/15), S. 270 (Errettung von Franz Helbich).Verbindungsarchiv Norica (Georg Schmitz)-
Slapnicka, Harry: Oberösterreich. Die politische Führungsschicht ab 1945 (= Beiträge zur Zeitgeschichte Oberösterreichs). Linz 1989, S. 104f.