Wartungsfunktionen

Erzbschf. Dr. Mario Cagna

Erzbschf. Dr. Mario Cagna

Ehrenmitgliedschaften:

Geboren: 08.10.1911, Lu Monferrato (Provinz Alessandria, Region Piemont, Italien)
Gestorben: 04.04.1986, Lu Monferrato (Provinz Alessandria, Region Piemont, Italien)
Titularerzbischof, Apostolischer Nuntius

Lebenslauf:

Cagna wurde in einem kleinen Dorf geboren, das an der Einwohnerzahl gemessen im 20. Jahrhundert den größten Priesternachwuchs der gesamten Weltkirche hervorgebracht hat. Er studierte Theologie und wurde am 22. Juli 1934 zum Priester der Diözese Casale Monferrato geweiht. Nach Seelsorgetätigkeit und weiteren Studien trat er 1937 in den Dienst des Päpstlichen Staatssekretariats bzw. dessen Diplomatischen Dienstes. Als „Uditore“ (entspricht einem Botschaftsrat) war er an den Nuntien in den Niederlanden und Peru sowie an der Nuntiatur des Heiligen Stuhls für Italien eingesetzt.

Am 13. Oktober 1962 wurde Cagna zum Titularerzbischof von Heraclea und zum Apostolischen Internuntius für Japan ernannt. Am 18. November 1962 wurde er in Rom vom Kardinalstaatssekretär Amleto Giovanni Cicognani zum Bischof geweiht. Am 17. September 1966 wurde er zum Apostolischen Delegaten für Jugoslawien ernannt. In dieser Zeit gelang ihm die Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen zwischen dem Heiligen Stuhl und Jugoslawien, was dort zu einer wesentlichen Verbesserung der Kirche führte. Dadurch wurde er am 22. August 1970 in den Rang eines Pro-Nuntius erhoben.

Am 11. Mai 1976 wurde Cagna als Nachfolger von Opilio Kardinal Rossi (Dan EM) zum Apostolischen Nuntius in Österreich ernannt. In seine Amtszeit fiel im September 1983 der Besuch von Papst Johannes Pauls II. In Österreich. Dieser Besuch stand im Zusammenhang des Abschlusses eines Katholikentags sowie der Erinnerung an die Befreiung Wiens von den Türken am 12. September 1683. Bereits im Januar 1981 erlitt Cagna einen Schlaganfall, an dessen Folgen er weiter zu leiden hatte. Aus diesem Grund resignierte er im November 1984 vorzeitig – er war kurz davor 73 Jahre alt geworden – als Nuntius Wien. Sein Nachfolger wurde Michele Cecchini (Dan EM).

Bevor Cagna in seine Heimat zurückkehrte verfaßte er auf 27 Maschinschreibseiten eine „Relazione finale“ (Abschlußbericht) an den Kardinalstaatssekretär Agostino Casoroli, in dem er aus seiner, durchaus als verengt zu bezeichnenden Sicht ein düsteres Bild der katholischen Kirche in Österreich darstellt. Eine Kopie dieses Berichts befand sich im Nachlaß Cagnas, der nunmehr im Archiv seiner Heimatdiözese Casale Monferrato aufbewahrt wird. Die von Cagna unterzeichnete Kopie wurde 2003 u. a. von dem bekannten italienischen Kirchenhistoriker Alberto Melloni in einer Aktenpublikation zu Cagna veröffentlicht. Cagnas Bericht wurde im Januar 1985 tatsächlich von der Wiener Nuntiatur lt. Ausgangsbuch nach Rom geschickt.

Dieses Werk wurde erst Anfang 2005 in Österreich bekannt. Der Schlußbericht Cagnas wurde von dem Historiker Werner Maleczek (Professor für Mittelalterliche Geschichte in Graz und Wien) übersetzt, der sich u. a. wissenschaftlich mit den Päpsten bzw. der Kurie beschäftigte. Im Mai 2005 wurde über dieses Dokument in den österreichischen Medien (u. a. „Die Furche“) berichtet, wobei auch an seiner Echtheit gezweifelt wurde. Man glaubte, es handle sich dabei um eine bewußte Fälschung österreichischer Herkunft. Maleczek konnte aber diese Zweifel eindeutig ausräumen. Es wäre auch undenkbar, daß ein renommierter Historiker wie Alberto Melloni ein gefälschtes Dokument in seine Edition aufgenommen hätte.

Das Dokument, dessen deutsche Übersetzung im Internet (siehe unten) einsehbar ist, listet verschiedene Erscheinungen der Kirche Österreichs auf, die von Cagna negativ beurteilt werden. Darunter fallen z. B. „liberale“ Professoren an den Theologischen Fakultäten oder die durch das II. Vatikanum geschaffenen Räte auf der pfarrlichen wie diözesanen Ebene. Insgesamt wird in diesem Text eine extrem vorkonziliare und romzentrierte Mentalität sichtbar, vor deren Hintergrund die entsprechenden Beobachtungen und Schlüsse gezogen werden. Mit den tatsächlichen Realitäten eines biblisch fundierten katholischen Glaubens und der Situation in Österreich hatten diese aber wenig zu tun. Mit dieser Schlußbetrachtung Cagnas wird auch die Problematik der Berichterstattung nach Rom durch die Nuntien deutlich. Der Landessprache oft kaum mächtig entsteht bei ihnen oft ein zufälliges Bild, das sie als „objektiv“ empfinden. Nicht selten, so vor allem auch in Österreich, sind sie Einflüsterungen und Schmeicheleien bestimmter Personen bzw. Personengruppen ausgesetzt.

Der Bericht Cagnas endet mit der Passage: „Wenn man die aktuelle Situation betrachtet, dann darf man sich keine Illusion über eine rasche Genesung [gemeint der Kirche Österreichs, Anm. d. Verf.] machen. Es wird Jahre brauchen sowie mutige und heilige Bischöfe, die mit Vorsicht, aber Entschiedenheit und ohne Zögern die Strukturen und Personen verändern, die Seminare beleben, den guten Priestern Mut zusprechen, die schwachen und vom Weg abgekommenen Priester korrigieren, die Bürokratie abbauen, die mit Beständigkeit die gute Doktrin predigen und überall die Identifikation mit dem Papst und seinem Lehramt stärken.“

Da der Bericht Cagnas nachweislich nach Rom geschickt wurde, kann man davon ausgehen, daß er entsprechende Beachtung gefunden hat. Die folgenden Bischofsernennungen ab 1986, beginnend in Wien mit Hans Hermann Groër, folgend mit Kurt Krenn und Georg Eder, die die österreichische Kirche in eine große Krise stürzte, sind zweifelsohne dadurch beeinflußt worden. Ob Cagna sich „die Belebung der Seminare“ so vorgestellt hat, was dann unter Krenn in St. Pölten passiert ist, kann wohl verneint werden.

Ob Cagna einen konkreten bzw. direkten Einfluß auf die Personalie Groër genommen hat, ist nicht nachzuweisen, denn deren Regelung wurde von seinem Nachfolger Cecchini abgewickelt (siehe darüber mehr in dessen Biographie). Er war ja bereits im Ruhestand. Allerdings nahm er bereits sechs Wochen nach seiner Ankunft in Wien an einer Wallfahrt in Maria Roggendorf teil, deren Wallfahrtsdirektor Groër war.

Die Danubia setzte die mit Rossi begonnene Tradition fort und verlieh Cagna ebenfalls die Ehrenmitgliedschaft. Er zog nach seiner Resignation sein Heimatdorf, wo er geboren wurde und knapp eineinhalb Jahre später starb sowie dort auch begraben wurde.

Quellen und Literatur:


Un diplomatico vaticano fra dopoguerra e dialogo. Mons. Mario Cagna (1911–1986 ), a cura di Alberto Melloni–Maurilio Guasco (= Santa Sede e politica nel Novecento 1). Bologna 2003, S. 359–377.
http://homepage.univie.ac.at/paul.zulehner/php/Paul2/index.php?id=23&tx_mininews_pi1%5BshowUid%5D=78&cHash=c6ede4b9b9 (hier ist die Schlußrelation Cagnas veröffentlicht).
Heinz Maleczek in: http://www. zulehner.org/site/zeitworte/article/95.html

www.catholic-hierarchy.org(abgerufen am 08.06.2022