Lebenslauf:
Anton Mörl von Pfalzen zu Mühlen und Sichelbrug, so sein voller Name, wurde als Sohn eines Druckereibesitzers geboren. Die Familie zählte zu den alteingesessenen Tiroler Adelsfamilien, die sich bis ins 11. Jahrhundert nachweisen läßt. Mörl absolvierte 1901 in Brixen das Gymnasium und begann danach das Studium der Physik und Chemie an der Philosophischen Fakultät der Universität Graz, wo er der Carolina beitrat (Couleurname Toni) und im Wintersemester 1902/03 Consenior war. Im Studienjahr 1903/04 war er in Prag, wo er bei der Ferdinandea verkehrsaktiv war und dort im Wintersemester 1903/04 Consenior und im Sommersemester 1904 Kassier war. Danach kehrte er nach Graz zurück, beendete 1907 sein Studium ohne Abschluß und ging nach Wien, um Redakteur bei der „Reichspost“ zu werden, wo Friedrich Funder (Cl) Chefredakteur war. Daneben begann er ein Studium an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien.
Infolge einer Tuberkuloseerkrankung kehrte Mörl 1910 nach Brixen zurück und setzte nach seiner Heilung das Studium an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Innsbruck fort (Dr.iur. Ende 1914). Anschließend trat er in den Dienst der k. k. Statthalterei in Innsbruck, Im Mai 1915 wurde er zu den Standschützen eingezogen, war Adjutant im Innsbrucker Bataillon und wurde an der „Drei-Zinnen-Front“ in den Dolomiten eingesetzt (letzter Dienstgrad: Oberleutnant der Reserve; Auszeichnungen: silbernes Signum laudis, Signum laudis am Bande mit Schwerter; Karl-Truppenkreuz).
Im Februar 1918 wurde Mörl vom Kriegsdienst abgezogen und der Bezirkshauptmannschaft in Riva am Gardasee zugeteilt, wo er bis November 1918 verblieb. Danach tat er Dienst an der Bezirkshauptmannschaft Brixen, wo zu dieser Umbruchzeit Franz von Guggenberg zu Riedhofen (Cl) Bürgermeister war. Aufgrund der politischen Verhältnisse kehrte Mörl nach Innsbruck zurück und war von 1920 bis 1933 der Bezirkshauptmannschaft Schwaz zugeteilt. Im September 1933 wurde er zum Bezirkshauptmann von Reutte und noch im selben Monat zum Sicherheitsdirektor von Tirol sowie zum wirkl. Hofrat ernannt.
Damit hatte Mörl eine wichtige Position bei der Abwehr des Nationalsozialismus inne, wurde aber wegen Kontakte zur verbotenen Sozialdemokratie denunziert. Im Zuge des Naziputsches vom Juli 1934, bei dem ein Attentat auf ihn versucht wurde, konnte er in Tirol die Ruhe aufrecht erhalten. Aufgrund seiner Mitgliedschaft bei den Standschützen im Ersten Weltkrieg geriet Mörl in engeren Kontakt zum Tiroler Schützenwesen, so daß er 1933 zum Tiroler Landesschützenmeister gewählt wurde.
Nach dem Anschluß reichte Mörl bereits am 12. März 1938 als Demonstration seiner Gegnerschaft zum Nationalsozialismus sein Gesuch um Pensionierung ein und begab sich noch am selben Tag wegen akuter Herzschwäche ins Krankenhaus (Kreuzschwestern). Schon am nächsten Tag, dem 13. März, wurde er verhaftet und in das Gefängnis des Landesgerichts gebracht. Am 31. Mai 1938 wurde er ins KZ Dachau eingeliefert. Von dort wurde er am 27. September 1939 in das KZ Flossenbürg verlegt und am 2. März 1940 wieder nach Dachau gebracht. Schließlich wurde er am 5. September 1940 freigelassen. In Dachau gehörte er neben Alfred Maleta (Cl), Josef Aigner jr. (Cl) und Friedrich Funder (Cl) zu den Teilnehmern des legendären „Festsalamanders“ in der KZ-Kantine anläßlich des 50. Stiftungsfestes der Carolina am 18. August 1938. Nach seiner Rückkehr verbrachte Mörl wegen seiner Herzschwäche längere Zeit im Sanatorium, mußte sich aber alle drei Tage bei der Polizei melden. Mit Erlaubnis des Tiroler Gauleiters durfte er sich wieder beim Tiroler Schützenwesen engagieren.
Das Konzept der Widerstandsbewegung vom 20. Juli 1944 ging vom Weiterbestehen des Anschlusses Österreichs aus. Seitens deren Organisatoren waren für jeden Wehrkreis politische Unterbeauftragte für die zivile Verwaltung vorgesehen. Für den Wehrkreis XVIII (Salzburg, Tirol, Vorarlberg, Steiermark und Kärnten) hatte man dazu Mörl auserkoren, ohne daß er bei den Vorbereitungen dabei war und davon wußte. Er wäre also vom neuen Regime zum politischen Repräsentanten für den Alpenraum bestimmt gewesen. Nach dem Hitler-Attentat wurde er zwar am 28. Juli 1944 von der Gestapo festgenommen und verhört, hatte aber Glück, daß man von diesen Plänen nichts wußte, so daß er er kurz darauf wieder freikam. Nach anderen Informationen wäre für diese Position auch der ehemalige Landeshauptmann von Salzburg, Franz Rehrl (AW), infrage gekommen.
Nach dem Krieg wurde Mörl als Beamter rehabilitiert und ging als solcher Ende 1947 in den Ruhestand. Seinem journalistischem Talent folgend veröffentlichte er danach zahlreiche Bücher.
Werke:
Die Schlacht bei Lissa (1906).Das Ende des Kolonialismus in Österreich. Entwicklung und Bedeutung unserer Seegeltung (1913).
Die Standschützen im Weltkrieg (1934).
Die große Weltordnung. Drei Bände (1947–1952).
Das astronomische Weltbild der Antike (1947).
Erinnerungen aus bewegter Zeit Tirols 1932–1945 (1955).
Stimmungen. Gedichte (1955).
Standschützen verteidigen Tirol 1915–1918 (1958).
Quellen und Literatur:
https://stevemorse.org/dachau/details.php?lastname=Moerl&firstname=AntonJedlicka, Ludwig (Aa EM): Der 20. Juli 1944 in Österreich (= Sammlung: Das einsame Gewissen. Beiträge zur Geschichte Österreichs 1938 bis 1945 Band II). Wien 1965, S. 79 und 158f.
Krenn, Christoph-Rudolf (Cl): Anton Mörl von Pfalzen zu Mühlen un Sichelburg, in: Carolinenblätter Studienjahr 2004/2005, S. 16f.
Hartmann, Gerhard (Baj): Für Gott und Vaterland. Geschichte und Wirken des CV in Österreich. Kevelaer 2006, S. 442 und 456.
Farbe tragen, Farbe bekennen 1938–45. Katholisch Korporierte in Widerstand und Farbe Verfolgung. Hg. von Peter Krause (Rt-D), Herbert Reinelt und Helmut Schmitt. Zweite wesentlich erweiterte Auflage. Teil 2: Kuhl, Manfred (F-B): Ergänzungsband Biographien. Wien 2020, S. 222f.