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Univ.-Doz. Dr. Gerald Grinschgl

Univ.-Doz. Dr. Gerald Grinschgl

Urverbindung: Carolina (03.06.1941)

Bandverbindungen: AlIn

Geboren: 22.05.1922, Graz
Gestorben: 09.10.1984, Graz
Vorortspräsident, Arzt, Univ.-Doz. (Neurologie und Psychiatrie)
Politische Haft: 1938 Polizeihaft

Lebenslauf:

HERKUNFT UND AUSBILDUNG

Grinschgl wurde als Sohn eines Gynäkologen geboren und besuchte die Volksschule in Graz. Danach ging er dort auf das Realgymnasium (zuerst Lichtenfelsgasse, dann Pestalozzigasse), das er 1940 absolvierte. Im Zug des Anschlusses war er wegen seiner NS-Gegnerschaft ab dem 12. März 1938 zeitweise in Polizeihaft und mußte deshalb auch das Realgymnasium wechseln. Ende September 1938 war er dann neuerlich für zehn Tag in Haft.

Nach der Matura begann Grinschgl mit dem Studium an der Medizinischen Fakultät der Universität Graz (Dr. med. 1947), wurde aber dann zur Deutschen Wehrmacht einberufen, war zeitweise in Finnland eingesetzt, konnte aber im Rahmen einer Studentenkompanie das Studium zuerst in Graz und dann gegen Ende des Krieges in Innsbruck fortsetzen. Nach dem Krieg beendete er es in Graz.

Grinschgl fand während seines Studiums zu dem ebenfalls Medizin studierenden Gerd Stepantschitz (Cl) Kontakt, dem letzten Senior der Carolina vor dem Anschluß. Am 15. Juni 1941 wurde beschlossen, die Verbindung in der „Illegalität“ zu reaktivieren. Bereits kurz davor wurde Grinschgl im Geheimen rezipiert (Couleurname Storch).

Nach dem Fall von Stalingrad Anfang Februar 1943 versuchten vier Carolinen, darunter Grinschgl und Stepantschitz, in einer April-Nacht, die sechs Meter hohe Hitler-Eiche in Graz, Opernringkurve, unschädlich zu machen. Zuerst probierten sie, die Eiche mittels einer Giftsspritze zu vernichten. Als der Baum trotzdem austrieb, entschloß man sich, ihn eines Nachts umzusägen, was dann auch geschah. Den Beteiligten war die Gefährlichkeit dieser Aktion nicht bewußt.

GRINSCHGL ALS VOP IN SCHWERER ZEIT

Nachdem 1941 der nominell amtierende VOP Alfred Hueber gefallen war, übte der jeweilige Senior der Carolina kommissarisch das Amt des VOP aus. Im Herbst 1943 kam es dann zur offiziellen Reaktivierung des Vororts. Zum VOP wurde Gerald Grinschgl gewählt. Er amtierte vom WS 1943/44 bis zum 4. Februar 1946, als wegen des Verbots der Carolina durch die britische Besatzungsmacht die „Rechtsgrundlage“ für den Vorort entzogen wurde. Er ist mit fünf Semestern damit der bislang am längsten amtierende VOP der Geschichte des CV bzw. des ÖCV.

Zu den nun einsetzenden Aktivitäten des Vororts Carolina bzw. Grinschgls gehörte die Abhaltung einer katholischen Hochschulwoche im November 1943 in Graz, die neben religiös-weltanschaulicher Vorträgen, kulturellen und geselligen Veranstaltungen vor allem den Zweck einer gegenseitigen Information über die Lage an den einzelnen Hochschulorten hatte. So waren auch eine Reihe Wiener und Innsbrucker CVer anwesend, die von der Gründung Alpinias berichteten.

Im Juni 1944 fand dann eine solche Hochschulwoche in Innsbruck statt. Ab dem WS 1944/45 blieb lediglich in Innsbruck der Betrieb einer Medizinischen Fakultät aufrecht, denn die Deutsche Wehrmacht brauchte ja Ärzte. Zahlreiche Medizinstudenten wurden daher dorthin konzentriert, darunter auch einige CVer. „Dort war inzwischen das Lager des Österreichischen CV entstanden.“ (Gerald Grinschgl)

Anfang April 1945 kam der spätere Außenminister Karl Gruber (AW) nach Innsbruck und übernahm am 13. April die Leitung der dortigen Widerstandsgruppen. Grinschgl stieß im Laufe des Aprils zu diesen. Die Situation spitzte sich durch das Herannahen der Alliierten zu. Am 2. Mai gelang es, Inhaftierte zu befreien und wichtige Objekte zu besetzen. Am 3. Mai konnte durch eine militärische Widerstandsbewegung um 14 Uhr das Landhaus besetzt werden. Dabei erlitten mehrere CVer Verletzungen. Am Abend konnten bereits die ersten Flugzettel verteilt werden, und überall wurden rotweißrote Fahnen gehißt. Als die US-Army einzog, fand sie eine befreite Stadt und eine provisorische Landesregierung unter Gruber vor, dessen Mitarbeiter Grinschgl war. Das war in erster Linie dieser Widerstandsbewegung, und da wiederum den CVern, zu verdanken.

Nachdem Grinschgl Ende April 1945 nach Innsbruck gekommen war, wurde ein provisorischer Vorortsausschuß gebildet. Am 19. Mai 1945 fand dann im Leopoldenhaus eine provisorische Cartellversammlung statt. Die wichtigsten Beschlüsse waren u. a. die Abänderung im Namen des ÖCV (anstatt Cartellverband „deutscher“ nunmehr „österreichischer“ usw. Verbindungen) sowie die Säuberung des ÖCV von prinzipienuntreuen Mitgliedern.

Bereits am 22. Mai 1945 gelang es Grinschgl, in die Schweiz zu fahren, wo er Kontakte zum StV und zur Pax Romana knüpfte. Am 28. Juli kehrte der Vorort dann nach Graz zurück und nahm von dort seine Tätigkeit wieder auf. Anfang Oktober wurde der endgültige Vorortsausschuß gewählt, dem u. a. Gerd Stepantschitz und Erich Pakesch (F-B, Cl) angehörten. Mitten in der Aufbauphase kam Ende 1945 das Verbot aller Studentenverbindungen durch die britische Militärregierung, so daß die Carolina ihrer Rechtspersönlichkeit beraubt war und nicht mehr Vorortsverbindung sein konnte. Nach Absprache mit dem ICV und WCV wurde der Vorort am 4. Februar 1946 der Norica mit dem VOP Hans Wollinger (Nc) übertragen.

GRINSCHGLS BERUFLICHE LAUFBAHN

Nach Studienende 1947 machte Grinschgl am Landeskrankenhaus Graz die Ausbildung zum Facharzt für Neurologie und Psychiatrie. Ende Mai 1948 gehörte er zu jenem Kreis von Carolinen, die unbedingt die Beteiligung des GCV in Vollwichs an der Grazer Fronleichnamsprozession durchsetzen wollten, wodurch es auch zu Konflikten mit der gerade entstandenen KA bzw. der KHJ kam. Im Jahr 1949 gehörte er auch zum Kreis der Sympathisanten von Josef Dobretsberger (Cl [ehemals Nc]) und dessen Demokratischer Union.

Grinschgl schlug in der Folge zuerst eine wissenschaftliche Laufbahn ein. Er war von 1954 bis 1970 als Oberarzt Leiter des Laboratoriums für Neurovirusinfektionen an der Neurologischen Universitätsklinik. 1959 habilitierte er sich für Neurologie und Psychiatrie an der Medizinischen Fakultät der Universität Graz bei Hans Bertha, nachgewiesenermaßen einem „Euthanasie-Organisator“. In der Zeit als Laboratoriumsleiter war Grinschgl maßgeblich an der Entwicklung des Impfstoffes gegen die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME, gemeinhin als „Zecken-Impfung“ bekannt) beteiligt.

Als Ende 1963 Hans Bertha bei einem Unfall, an dem Grinschgl mitbeteiligt war, starb, bewarb sich für die Nachfolge der Salzburger Gerhart Harrer, ein ehemaliges SS-Mitglied, damals aber beim BSA. Grinschgl setzte sich kritisch mit dessen Person in der Öffentlichkeit auseinander. Dies führte zur Ankündigung Harrers, er werde im Falle seiner Berufung Grinschgl entlassen. Ebenso strengte Harrer einen Ehrenbeleidigungsprozeß gegen ihn an, den er aber Anfang 1967 verlor. Die Lehrkanzel vertrat von 1964 bis 1968 dann Fritz Pakesch (F-B, Cl).

Da für Grinschgl insbesondere nach dem Regierungswechsel 1970 eine weitere akademische Karriere nicht mehr möglich war – er erhielt unüblicherweise nicht einmal den Titel eines ao. Universitätsprofessors verliehen – , wurde er 1970 Leitender Arzt am Landespflegeheim für Geisteskranke in Schwanberg (Bezirk Deutschlandsberg). Ebenso ließ er sich in Graz als Facharzt nieder.

Grinschgl war starker Raucher, was seine Gesundheit zunehmend beeinträchtigte und 1977 zu einer Beinamputation führte. In der Folge verstarb er dann einige Jahre danach und ist auf dem Grazer St. Leonhard-Friedhof begraben. Sein Sohn ist Alfred Grinschgl (Cl).
am 13. April die Leitung der Widerstandsgruppen. Grinschgl stieß im Laufe des Aprils zu diesen Widerstandsgruppen. Die Situation spitzte sich durch das Herannahen der Alliierten zu. Am 2. Mai gelang es, Inhaftierte zu befreien und wichtige Objekte zu besetzen. Am 3. Mai konnte durch eine militärische Widerstandsbewegung um 14 Uhr das Landhaus besetzt werden. Dabei erlitten mehrere CVer Verletzungen. Am Abend konnten bereits die ersten Flugzettel verteilt werden, und überall wurden rotweißrote Fahnen gehißt. Als die US-Armee einzog, fand sie eine befreite Stadt und eine provisorische Landesregierung unter Gruber vor, dessen Mitarbeiter Grinschgl war. Das war in erster Linie dieser Widerstandsbewegung, und da wiederum den CVern, zu verdanken.

Nachdem Grinschgl Ende April 1945 nach Innsbruck gekommen war wurde ein provisorischer Vorortsausschuß gebildet. Am 19. Mai 1945 fand dann im Leopoldenhaus eine provisorische Cartellversammlung statt. Die wichtigsten Beschlüsse waren u. a. die Abänderung im Namen des ÖCV (anstatt Cartellverband „deutscher“ nunmehr „österreichischer“ usw. Verbindungen) sowie die Säuberung des ÖCV von prinzipienuntreuen Mitgliedern.

Bereits am 22. Mai 1945 gelang es Grinschgl, in die Schweiz zu fahren, wo er Kontakte zum StV und zur Pax Romana knüpfte. Am 28. Juli kehrte der Vorort dann nach Graz zurück und nahm von dort seine Tätigkeit wieder auf. Anfang Oktober wurde der endgültige Vorortsausschuß gewählt, dem u. a. Gerd Stepantschitz und Erich Pakesch (F-B, Cl) angehörten. Mitten in der Aufbauphase kam Ende 1945 das Verbot aller Studentenverbindungen durch die britische Militärregierung, so daß die Carolina ihrer Rechtspersönlichkeit beraubt war und nicht mehr Vorortsverbindung sein konnte. Nach Absprache mit dem ICV und WCV wurde der Vorort am 4. Februar 1946 der Norica mit dem VOP Johann Wollinger (Nc) übertragen.

GRINSCHGLS BERUFLICHE LAUFBAHN

Nach Studienende 1947 machte Grinschgl am Landeskrankenhaus Graz die Ausbildung zum Facharzt für Neurologie und Psychiatrie. Ende Mai 1948 gehörte er zu jenem Kreis von Carolinen, die unbedingt die Beteiligung des GCV in Vollwichs an der Grazer Fronleichnamsprozession durchsetzen wollten, wodurch es auch zu Konflikten mit der gerade entstandenen KA bzw. der KHJ kam. Im Jahr 1949 gehörte er auch zum Kreis der Sympathisanten von Josef Dobretsberger (Cl [ehemals Nc]) und dessen Demokratischer Union.

Grinschgl schlug in der Folge zuerst eine wissenschaftliche Laufbahn ein. Er war von 1954 bis 1970 als Oberarzt Leiter des Laboratoriums für Neurovirusinfektionen an der Neurologischen Universitätsklinik. 1959 habilitierte er sich für Neurologie und Psychiatrie an der Medizinischen Fakultät der Universität Graz bei Hans Bertha, nachgewiesenermaßen einem „Euthanasie-Organisator“. In der Zeit als Laboratoriumsleiter war Grinschgl maßgeblich an der Entwicklung des Impfstoffes gegen die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME, gemeinhin als „Zecken-Impfung“ bekannt) beteiligt.

Als Ende 1963 Hans Bertha bei einem Unfall, an dem Grinschgl mitbeteiligt war, starb, bewarb sich für die Nachfolge der Salzburger Gerhart Harrer, ein ehemaliges SS-Mitglied, damals aber beim BSA. Grinschgl setzte sich kritisch mit dessen Person in der Öffentlichkeit auseinander. Dies führte zur Ankündigung Harrers, er werde im Falle seiner Berufung Grinschgl entlassen. Ebenso strengte Harrer einen Ehrenbeleidigungsprozeß gegen ihn an, den er aber Anfang 1967 verlor. Die Lehrkanzel vertrat von 1964 bis 1968 dann Erich Pakesch (F-B, Cl).

Da für Grinschgl insbesondere nach dem Regierungswechsel 1970 eine weitere akademische Karriere nicht mehr möglich war – er erhielt unüblicherweise nicht einmal den Titel eines ao. Universitätsprofessors verliehen – , wurde er 1970 Leitender Arzt am Landespflegeheim für Geisteskranke in Schwanberg (Bezirk Deutschlandsberg). Ebenso ließ er sich in Graz als Facharzt nieder.

Grinschgl war starker Raucher, was seine Gesundheit zunehmend beeinträchtigte und 1977 zu einer Beinamputation führte. In der Folge verstarb er dann einige Jahre danach und ist auf dem Grazer St. Leonhard-Friedhof begraben. Sein Sohn ist Alfred Grinschgl (Cl).

Quellen und Literatur:

Persönliche Mitteilung von Alfred Grinschgl (Cl), 4. 1. 2013.
Verbindungsarchiv Carolina. Nachlaß Grinschgl. Vortrag auf der Carolina. Manuskript; Rede zum 65. Geburtstag von Gerd Stepantschitz.
Kleine Zeitung, 18. 2. 1967, S. 15 (betr. Gerhart Harrer)
Grinschgl, Gerald: Der ÖCV in der Verbotszeit und im Widerstand gegen das Nazi-Regime (1938-1945). Aus der Sicht des damaligen VOP, in: 100 Jahre Norica, 50 Jahre ÖCV. O. O. (Wien) o. J. (1983), SS. 38–41.
Hartmann, Gerhard (Baj): Im Gestern bewährt. Im Heute bereit. 100 Jahre Carolina. Zur Geschichte des Verbandskatholizismus. Unter Mitarbeit von Dieter A. Binder. Herausgegeben von Maximilian Liebmann im Auftrag des Altherrenbundes der K. Ö. H. V. Carolina (= Grazer Beiträge zur Theologiegeschichte und Kirchlichen Zeitgeschichte Band 2). Graz 1988, SS. 390, 403f., 411f., 420–423, 428, 447, 458, 482 und 629.
NS-Euthanasie in Wien. Von der Zwangssterilisierung zur Ermordung. Zur Geschichte der NS-Euthanasie in Wien. Teil II. Hg. Heinz Eberhard Gabriel und Wolfgang Neugebauer. Wien 2002, S. 352f., Anm. 396 (Kurzbiographie Grinschgls).
Scheiblechner, Petra: „... politisch ist er einwandfrei...“. Kurzbiographien der an der Medizinischen Fakultät der Universität Graz in der Zeit von 1938 bis 1945 tätigen WissenschafterInnen. Graz phil. Dipl. Arb. 2005, S. 61f.
Hartmann, Gerhard (Baj): Für Gott und Vaterland. Geschichte und Wirken des CV in Österreich. Kevelaer 2006, S. 443, 456f., 499f., 511 und 587.
Hartmann, Gerhard (Baj) – Simmerstatter, Markus (Cl): Ein großes Gehen Hand in Hand. 125 Jahre Carolina 1888 bis 2013. Graz 1913, S. 307f.
Farbe tragen, Farbe bekennen 1938–45. Katholisch Korporierte in Widerstand und Farbe Verfolgung. Hg. von Peter Krause (Rt-D), Herbert Reinelt und Helmut Schmitt. Zweite wesentlich erweiterte Auflage. Teil 2: Kuhl, Manfred (F-B): Ergänzungsband Biographien. Wien 2020, S. 102f.