Lebenslauf:
Edegger wurde als Sohn eines Bäckermeisters – des Inhabers der renommierten Grazer Hofbäckerei Edegger-Tax (gegründet vor 1569) – geboren. Er absolvierte 1958 in Graz die Handelsakademie und begann danach das Studium an der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Graz, wo er am 16. Oktober 1958 der Carolina (Couleurname Bambus) beitrat.
Nachdem 1960 sein Vater gestorben war, mußte Edegger das Studium aufgeben und den väterlichen Betrieb übernehmen. Zu diesem Zweck erlernte er das Bäckerhandwerk. Aufgrund der Bestimmungen und Usancen im ÖCV mußte er aus der Verbindung ausscheiden, hielt aber in den folgenden Jahren weiterhin engen Kontakt zu Carolinen.
Mit Eintritt in die Firma engagierte sich Edegger sofort in der ÖVP bzw. im Wirtschaftbund. 1973 wurde er in den Grazer Gemeinderat gewählt, dem er seit dem 24. März 1973 bis zu seinem Tod angehörte. Am 14. November 1975 wurde er zum Stadtrat gewählt (unter dem FPÖ-Bürgermeister Alexander Götz), am 21. März 1983 zum zweiten Bürgermeister-Stellvertreter (unter dem ÖVP-Bürgermeister Franz Hasiba) und am 10. Januar 1985 zum ersten Bürgermeister-Stellvertreter (unter dem SPÖ-Bürgermeister Franz Stingl).
Als Stadtrat bzw. Vizebürgermeister leitete Edegger u. a. das Ressort Stadt- und Verkehrsplanung, Gewerbewesen, Altstadterhaltung und Baudirektion. In dieser Funktion förderte er das Fahrradwesen durch Ausbau von Radwegen. Desgleichen führte er auf Nebenstraßen Tempo-30-Zonen ein. Er selber fuhr immer mit dem Rad durch die Stadt und wurde dadurch bekannt und beliebt. Er vertrat zu seiner Zeit eine moderne, umweltbewußte Stadtpolitik und konnte dadurch zusätzliche Wählerschichten für die ÖVP gewinnen.
Seit dem 10. Januar 1985 war er geschäftsführender Obmann des ÖVP-Gemeinderatsklubs und seit 8. April 1987 ÖVP-Stadtparteiobmann. Darüber hinaus war er u. a. Mitglied des Aufsichtsrats der Stadtwerke AG und Vorstandsmitglied der Grazer Südost-Messe, welche Funktionen er später wegen seiner Forderung nach Entflechtung von Politik und Wirtschaft zurücklegte.
Aufgrund seiner weiterbestandenen Kontakte zur Carolina verlieh diese Edegger anläßlich ihres 90. Stiftungsfestes zu Pfingsten 1978 die Ehrenmitgliedschaft. Legendär war seine jährliche Spende einer speziellen Torte in den Verbindungsfarben am Gründungstag (18. August).
Edegger erlitt im Herbst 1992 eine plötzliche Gehirnblutung, der er nach tagelangem Kampf in der Intensivstation erlag. Mit ihm verstarb einer der talentiertesten Kommunalpolitiker Österreichs zu seiner Zeit, der es verstand, der ÖVP das positive Image einer modernen Großstadtpartei zu verleihen. Nach ihm ist der Erich-Edegger-Steg über die Mur benannt. Er wurde auf dem Friedhof Graz-St. Leonhard in der Nähe seiner Bundesbrüder Gerald Grinschgl (Cl), Maximilian Liebmann (Cl) und Wolfgang Mantl (Cl) begraben. Sein Enkel ist Elias Edegger (Cl).
Quellen und Literatur:
Persönlicher Lebenslauf in einem Brief vom 9. 10. 1987 an den Verfasser.Hartmann, Gerhard (Baj) – Simmerstatter, Markus (Cl): Ein großes Gehen Hand in Hand. 125 Jahre Carolina 1888 bis 2013. Graz 1913, S. 294f.