Lebenslauf:
Kolb wurde als Sohn eines Bergbauern geboren, dessen achtes und letztes Kind er war, und wuchs auf dessen Hof am Petersberg bei Haus auf. Nach der Volksschule trat er in das Grazer Knabenseminar ein, an dessen Bischöflichen Gymnasium er 1952 mit Auszeichnung maturierte. Danach trat er in das Grazer Priesterseminar ein und begann das Studium an der Theologischen Fakultät der Universität Graz (abs. theol. 1957, Dr. theol. 1966). Bereits 1956 zum Priester geweiht, war er ab 1957 in der Seelsorge tätig, und zwar zuerst bis 1959 Kaplan in Bad Aussee und dann Provisor in Donnersbachwald (Gemeinde Irdning, Bezirk Liezen).
Von 1961 bis 1965 absolvierte Kolb ein Spezialstudium an der Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom (Lic. phil. 1965). Bei dem während dieser Zeit tagenden II. Vatikanischen Konzil war er Konzilsstenograf. Nach Graz im Herbst 1965 zurückgekehrt war er zuerst Studienpräfekt am Priesterseminar und dann ab 1. März 1966 Assistent am Institut für Philosophie und Fundamentaltheologie an der Theologischen Fakultät. 1969 habilitierte er sich dort für Christliche Philosophie bei Univ.-Prof. Johannes Fischl. Als dieser 1970 emeritiert wurde, ist Kolb zu dessen Nachfolger als ordentlicher Professor für Philosophie ernannt worden. Diese Funktion übte er bis zu seiner Emeritierung im Oktober 2000 aus.
Kolb engagierte sich stark im Universitätswesen. In den Studienjahren 1972/73 sowie 1974 bis 1975 war er der Dekan der Theologischen Fakultät und in den Studienjahren 1975 bis 1977 Rektor der Karl-Franzens-Universität Graz. Als solcher war er auch der erste Stellvertreter des Vorsitzenden der Österreichischen Rektorenkonferenz. 1979 war er Gründer und erster Vorsitzender der Rektorenkonferenz der Arge Alpen-Adria, der 48 Universitäten und Hochschulen angehörten, ab 1988 deren Ehrenvorsitzender auf Lebenszeit. Von 1988 bis 1991 war er Vorsitzender des gesamtösterreichischen Professorenverbandes sowie 1991 Gründer und von 1991 bis 1993 Erster Vorsitzender der Bundeskonferenz der Universitätsprofessoren, der gesetzlichen Standesvertretung der ordentlichen Universitätsprofessoren.
Kolb war von 1970 bis 1974 erster stellvertretender Vorsitzender des Diözesanrates des Bistums Graz-Seckau. Das war in dessen erster Funktionsperiode. 1973 erhielt er den Ehrentitel eines Päpstlichen Ehrenkaplans (Monsignore) und 1985 den eines Ehrenprälaten.
Als Universitätsassistent kam Kolb nach 1966 über Maximilian Liebmann (Cl) relativ rasch in Kontakt mit der Carolina, deren Veranstaltungen er immer wieder besuchte. Dieser Kontakt gestaltete sich bald offenbar derart, daß ihn Anfang 1969 die Carolina als Nachfolger für den überraschend zurückgetretenen Bischof von Graz-Seckau, Josef Schoiswohl (Rd), vorschlug. Der damalige Philistersenior der Carolina, Franz Maller (Cl), ersuchte u. a. den damaligen Präsidenten des Nationalrats, Alfred Maleta (Cl), sowie Altbundeskanzler Alfons Gorbach (Cl), sich bei allerhöchsten kirchlichen Stellen für Kolb als neuen Bischof von Graz-Seckau einzusetzen. Maleta antwortete Maller u. a.: „Ihr werdet verstehen, daß man sich in dieser delikaten Angelegenheit äußerst zurückhaltend und vorsichtig verhalten muß. Ich hatte Gelegenheit, an entsprechender Stelle den Namen des Dr. Anton Kolb anzumerken, aber mehr kann ich tatsächlich nicht tun. Im übrigen mache ich euch aufmerksam, daß einer der Kandidaten, nämlich Alfred Kostelecky, ebenfalls Cartellbruder ist.“
Es wurde sogar eine Art internes Werbeblatt verfaßt („Der Kandidat, der immer häufiger genannt wird, ist Dr. Anton Kolb“), und Herbert Schleicher (NdW, Cl), Direktor des Bundessportheimes Schieleiten, richtete sogar ein entsprechendes Schreiben an den Papst („Eure Heiligkeit“ – „und verbleibe als Ihr gehorsamer Sohn“). Doch es kam anders, Bischof wurde dann Johann Weber, der 1988 den Ehrenring der Carolina erhalten hatte. Kolb wurde dann 1977 die Ehrenmitgliedschaft der Carolina verliehen (kein Couleurname überliefert).
Kolb engagierte sich nach seiner Emeritierung für Reformanliegen in der Kirche und publizierte auch in dieser Sache. Kritiker hielten ihm dabei vor, daß er dies zum einen in einer manchmal übertriebenen Form getan hat, zum anderen in der „geschützten“ Position eines Pensionisten und ohne Gefahr eines Lehrbeanstandungsverfahrens. Er starb relativ unvermutet kurz nachdem seine Autobiographie erschienen ist.
Werke:
Verbindungsarchiv Carolina, Akt Bischofsernennung Weber 1968/69.http://www-theol, uni-graz.at/-kolb (Abruf 1. 8. 2016).
Sonntagsblatt, 7. 8. 2016, S. 15.
Quellen und Literatur:
(Auswahl)Menschwerdung und Evolution. Entwurf einer geschichtsphilosophischen Christologie (1970).
Wissenschaft–Bildung–Kultur. Für Integration, Ziele, Werte und Verantwortung (1995).
Cyberethik. Verantwortung in der digital vernetzten Welt (1998).
Die Fluchtgesellschaft im Netz. Neuer Ethik-Kodex für das Internet (2001).
Realismus als Lösung von Widersprüchen in Philosophie und Naturwissenschaften : wider den Materialismus und den Determinismus (2006).
Machtmissbrauch in Kirche, Wissenschaft, Politik und Medien. Engagement gegen Fehlentwicklungen und Reformvorschläge (2011).
Brücken bauen zwischen Wissenschaft, Politik, Religion und Medien: Grundmotive und Ziele meines Lebens- und Berufswege (2016).